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Science & Exploration

N° 8–2015: Letzter Wiedereintritt eines ATV in die Erdatmosphäre ebnet den Weg für die künftige Weltraumexploration

15 February 2015

Das fünfte Automatische Transferfahrzeug der ESA schloss heute mit seinem kontrollierten Wiedereintritt in die Erdatmosphäre und sicheren Verglühen über einem unbewohnten Gebiet des Südpazifik seine Mission zur Versorgung der Internationalen Raumstation (ISS) ab.

Das Ende dieser Mission zu dem Zeitpunkt, als das Raumfahrzeug wie geplant um etwa 19.04 Uhr MEZ auseinanderbrach, markiert gleichzeitig das Ende des ATV-Programms der ESA. Mit diesem Programm wurde zur Versorgung der ISS das ausgefeilteste in Europa je entwickelte Raumfahrzeug konzipiert, das nach seinem Jungfernflug im Jahr 2008 in sechs Jahren vier weitere Starts absolvierte.

Bei ihren fünf Missionen beförderten die verschiedenen ATV insgesamt 31 500 kg Versorgungsgüter zur Raumstation. Ihre Triebwerke dienten wiederholt zur Anhebung der Bahnhöhe der ISS und sogar zu Ausweichmanövern, um drohende Kollisionen mit Raumfahrtschrott zu vermeiden.

Das ATV demonstrierte Europas Kapazität des automatischen Andockens, eine Technologie, die für die künftige Weltraumexploration von ausschlaggebender Bedeutung ist.

Dieses letzte ATV mit der Bezeichnung Georges Lemaître stellte den Rekord der bislang schwersten Ariane-5 auf, als diese sich am 29. Juli 2014 von Europas Raumflughafen in Französisch-Guayana in den Himmel schob.

Vor seiner Wiederabtrennung von der Raumstation belud es die Bordmannschaft mit Stationsmüll, um in dem schwerelosen Forschungszentrum wieder Platz zu schaffen. Es dockte am 14. Februar um 14.40 Uhr MEZ von der ISS ab und nahm Kurs auf eine sichere Abstiegsbahn.

Europas Investition in die bemannte Raumfahrt

Das ATV wurde bereits 1987 entworfen, als Ideen für eine Nachfolgeraumstation zur russischen Mir heranreiften. 1994 erörterten die ESA und Russland die Möglichkeit, das Raumfahrzeug für eine neue Raumstation zu verwenden. Der Beschluss für seinen Bau wurde im Oktober 1995 gefasst, die Entwicklung im folgenden Jahr in Angriff genommen.

Das ATV-Programm war Teil einer Tauschvereinbarung zwischen der ESA und ihren internationalen Partnern, dank der die ESA ihren Anteil an den laufenden Kosten der Internationalen Raumstation durch die Bereitstellung lebenswichtiger Güter und Systeme abgilt.

Das ATV zählte neben den russischen Trägerraketen Progress und Sojus, dem japanischen Transferfahrzeug H-II und den kommerziellen amerikanischen Raumfahrzeugen Dragon und Cygnus zur Versorgungsflotte der ISS.

Das von der ESA und der europäischen Industrie mit der Entwicklung, dem Bau und dem Betrieb der hochkomplexen ATV gewonnene Know-how war ein wesentlicher Faktor für die Einbindung der ESA beim Raumfahrzeug Orion der NASA, an dessen Bord Astronauten zum Mond und noch tiefer in den Weltraum fliegen werden.

Die Industriepartner der ESA haben bereits mit der Fertigung des europäischen Versorgungsmoduls begonnen, das als technisches Nachfolgesystem des ATV ein zentrales Modul von Orion bildet, das während des Testflugs im Jahr 2017 Stromversorgung, Luft und Antrieb sicherstellen wird. „Wir blicken mit Stolz auf unsere Erfolge im Laufe des ATV-Programms zurück“, erklärt Thomas Reiter, Direktor für bemannte Raumfahrt und Betrieb.

„Wir freuen uns darauf, die Erfahrung und die Kenntnisse, die wir bei der Entwicklung, dem Bau und dem Betrieb von fünf äußerst erfolgreichen ATV gewonnen haben, auf künftige Explorationsmissionen unter Nutzung des daraus abgeleiteten europäischen Versorgungsmoduls auf dem Orion-Raumfahrzeug anzuwenden.“

Über die ESA

Die Europäische Weltraumorganisation (ESA), Europas Tor zum Weltraum, ist eine 1975 gegründete zwischenstaatliche Organisation, deren Aufgabe darin besteht, europäische Raumfahrtkapazitäten zu entwickeln und sicherzustellen, dass die Investitionen in die Raumfahrt den Bürgern in Europa und anderswo zugutekommen.

Die ESA hat 20 Mitgliedstaaten: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, die Schweiz, Spanien, die Tschechische Republik und das Vereinigte Königreich. Davon sind 18 auch Mitgliedstaaten der EU. Zwei weitere EU-Mitgliedstaaten, Ungarn und Estland, dürften demnächst neue Mitgliedstaaten der ESA werden.

Im Rahmen von Kooperationsabkommen unterhält die ESA Beziehungen zu sechs anderen EU-Mitgliedstaaten. Auch Kanada nimmt im Rahmen eines Kooperationsabkommens an bestimmten ESA-Programmen teil.

Darüber hinaus arbeitet die ESA mit der EU zusammen, um die Programme Galileo und Copernicus zu verwirklichen.

Dank der Koordinierung der Finanzressourcen und Kompetenzen ihrer Mitgliedstaaten kann die ESA Programme und Tätigkeiten durchführen, die weit über die Möglichkeiten eines einzelnen europäischen Landes hinausgehen.

Die ESA entwickelt Raumfahrzeugträger, Satelliten und Bodenanlagen, um sicherzustellen, dass Europa bei Raumfahrtvorhaben weltweit an der Spitze bleibt.

Sie entwickelt und startet Erdbeobachtungs-, Navigations-, Telekommunikations- und Astronomiesatelliten, schickt Raumsonden in entlegene Regionen des Sonnensystems und beteiligt sich an der bemannten Exploration des Weltraums.

Mehr über die ESA: www.esa.int.

 

For further information:

ESA-Referat Medienbeziehungen

Email: media@esa.int

Tel: +33 (0)1 53 69 72 99