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ESA und Europäische Kommission nehmen Aktionsplan für Globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung (GMES) in Angriff

21/03/2002 624 views 0 likes
ESA / Space in Member States / Austria

ESA PR 14-2002. ESA-Generaldirektor Antonio Rodotà und der für Weltraumpolitik verantwortliche Forschungskommissar Philippe Busquin haben heute in Brüssel die erste Sitzung des Lenkungsausschusses für GMES eröffnet, der die Nutzer und Anbieter von GMES-Diensten und -Technologien vereint und die Durchführung des gemeinsamen Aktionsplans der ESA und der EU für Globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung unterstützen soll. Die ESA und die Europäische Union haben sich zum Ziel gesetzt, bis 2008 eine eigenständige weltumspannende Überwachungskapazität Europas für Umweltschutz und Sicherheitszwecke zu entwickeln und zum Einsatz zu bringen.

GMES ist eine Initiative, um die Tätigkeiten Europas in der Satellitenbeobachtung und Fernerkundung im öffentlichen Interesse zu bündeln. Sie zielt darauf ab, die bestehenden und geplanten Kapazitäten und Infrastrukturen Europas besser zu nutzen und Mechanismen für die Sammlung und Verteilung von Daten zu erarbeiten, die Europa bei der Verwirklichung seiner politischen Ziele in Bereichen wie Umweltschutz, Entwicklungshilfe, Zivilschutz und Kampf gegen Betrug helfen. GMES ist ein Schlüsselelement des Schwerpunkts Luft- und Raumfahrt im sechsten Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Gemeinschaften (2002-2006). Zu ihren konkreten Anwendungen gehören unter anderem die Überwachung der globalen Umwelt, das Aufspüren von Naturkatastrophen und das Management massiver Flüchtlingsbewegungen.

Auswirkungen von Erdbeben
Auswirkungen von Erdbeben

Nach den Worten von Antonio Rodotà ist "GMES zusammen mit Galileo einer der Schwerpunkte der Zusammenarbeit zwischen der ESA und der Europäischen Union. Die ESA wird Hand in Hand mit der Kommission an der Aufstellung eines Aktionsplans in diesem Bereich arbeiten, der die bereitzustellenden Dienste und Produkte festlegt und zum Aufbau einer angemessenen europäischen Infrastruktur führen soll."

Der Lenkungsausschuß steht unter dem gemeinsamen Vorsitz der ESA und der Europäischen Kommission und wird auch Vertreter der Mitgliedstaaten des Europäischen Rates, der Europäischen Umweltagentur sowie von EUMETSAT und anderen Schlüsselakteuren der Sicherheits- und Umweltpolitik umfassen.

GMES und Galileo sind zwei Säulen der europäischen Weltraumpolitik, die von der Europäischen Kommission und der Europäischen Weltraumorganisation gemeinsam entwickelt wird. Die Sitzung des GMES-Lenkungsausschusses stellt einen weiteren Schritt in der Ausarbeitung dieser Politik dar. Sie folgt auf den am 1. März durchgeführten erfolgreichen Start des ESA-Satelliten ENVISAT (der größte je gebaute Erdbeobachtungssatellit und ein Schlüsselbeitrag zu GMES) und findet kurz vor der Tagung der EU-Verkehrsminister statt, auf der das Satellitennavigationsprogramm Galileo nach dem positiven Beschluß der Raumfahrtminister in Edinburgh förmlich genehmigt werden soll.

Hintergrund

Überflutung des Aosta Tals
Überflutung des Aosta Tals

Hauptziel der GMES-Initiative ist die Entwicklung innovativer, nutzerorientierter Anwendungen und Dienste in den getrennten, aber sich ergänzenden Bereichen der globalen Umwelt- und Sicherheitsüberwachung. Unter Nutzung von weltraum-, land- und luftgestützten Technologien soll GMES zur Schaffung neuer Instrumente und Anwendungen beitragen, die den politischen Verantwortlichen auf europäischer, nationaler und sogar lokaler Ebene bei der Entscheidungsfindung behilflich sein sollen.

Natur- und anthropogene Katastrophen verursachen ungeheure wirtschaftliche Schäden und Verluste an Menschenleben:

· Hochwasserschäden 1999 in Frankreich: 500 Millionen Euro

· durchschnittliche jährliche Kosten der Überschwemmungen in den USA: 1,8 Milliarden Dollar; Sturmschäden: 1,8 Milliarden Dollar

· Kosten einer einzigen Umweltkatastrophe (Amoco-Cadiz): 9,3 Milliarden Euro

· Verlust an Menschenleben: 665 000 Tote bei Naturkatastrophen im letzten Jahrzehnt.

GMES, eine Gemeinschaftsinitiative der Europäischen Kommission und der Europäischen Weltraumorganisation, wird bei der Bewältigung solcher Katastrophen eine wichtige Rolle spielen. Durch Kombination der Daten von ENVISAT und anderer land-, luft- und seegestützter Beobachtungssysteme wird GMES europäischen Forschern, Privatfirmen und öffentlichen Stellen die Möglichkeit bieten, Veränderungen des Klimas besser zu erfassen, Umweltsündern auf die Spur zu kommen und auf Notfälle zu reagieren. Sie wird auch im Bereich der Sicherheit und des Zivilschutzes einen bedeutenden Beitrag leisten. Insbesondere dürfte sie helfen, den Seeverkehr und andere Verkehrsarten zu optimieren, die grenzüberschreitenden Reaktionen auf katastrophale Ereignisse zu verbessern, Flüchtlingsbewegungen zu verfolgen und die Verteilung von Nahrungsmittel- und ärztlicher Hilfe zu erleichtern.

Ausmass der Küstenerosion in Filey Bay
Ausmass der Küstenerosion in Filey Bay

Auf weltweiter Ebene wird GMES neue Instrumente zur genauen Kontrolle der Einhaltung völkerrechtlicher Übereinkünfte wie des Protokolls von Kyoto über den Klimawandel sowie von Sicherheits- und internationalen Hilfsabkommen bereitstellen. Am entgegengesetzten Ende des Spektrums wird GMES lokalen Behörden helfen, Probleme wie die Küstenerosion zu erkennen und Rettungseinsätze bei Überschwemmungen, Erdrutschen, Lawinen und Waldbränden zu koordinieren. Auf europäischer Ebene soll GMES über die Bereiche Umwelt und Sicherheit hinaus neue objektive Hilfsdaten für eine breite Palette von Gemeinschaftspolitiken - vor allem Regionalentwicklung, Verkehr, Landwirtschaft, Erweiterung, Entwicklung und Außenpolitik - liefern. Auf all diesen Gebieten wird das 6. Rahmenprogramm die Akteure zusammenbringen, ihre Bedürfnisse vereinen und ihre Anstrengungen bündeln.

Dieses ehrgeizige Programm zielt auf die Konsolidierung einer europäischen Kapazität in einem Sektor ab, in dem Europa bisher auf Daten aus fremden Quellen angewiesen ist. Die Entwicklung einer aus einer Konstellation von Satelliten bestehenden GMES-Infrastruktur eröffnet für die europäische Luft- und Raumfahrtindustrie bedeutende Möglichkeiten. Der Ministerrat der ESA hat im November 2001 in Edinburgh die seitens der ESA für das GMES-Programm bereitzustellenden Finanzmittel für die nächsten fünf Jahre bewilligt.

GMES-Prioritäten und organisatorische Aspekte

Zu den Prioritäten von GMES im ersten Zeitraum gehören die Bereitstellung von Pilot-Informationsprodukten und -diensten für vorrangige Umwelt- und Sicherheitsthemen, die Bewertung der vorhandenen Kapazität und die Festlegung der künftigen Systeminfrastruktur.

Der am 19. März 2002 in Brüssel erstmals zusammengetretene GMES-Lenkungsausschuß aus führenden Vertretern der verschiedenen Interessenträger wird die GMES-Initiative steuern und die Durchführung des gemeinsamen GMES-Aktionsplans der ESA und der EU unterstützen. Darüber hinaus wird ein hochrangiges GMES-Forum einen ständigen Dialog zwischen allen Beteiligten fördern.

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