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Die AIM-Mission der ESA
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ESA plant Test zur Abwehr von Gefahren aus dem All für 2020

09/04/2015 2618 views 19 likes
ESA / Space in Member States / Germany

Wie könnte die Menschheit reagieren, wenn ein Asteroid mit Kurs auf die Erde entdeckt wird?

Eine aktuelle Mission der ESA ist Teil eines größeren internationalen Projekts, um für diesen Ernstfall gerüstet zu sein. In diesem Monat begannen die ersten Entwurfsarbeiten für die „Asteroid Impact Mission“ (AIM) der ESA.

Das Projekt soll Technologien für künftige Weltallmissionen aufzeigen und ist gleichzeitig die erste Untersuchung planetarer Verteidigungstechniken durch die ESA überhaupt.

AIM soll ein Landemodul absetzen

Laser-Link
Laser-Link

Zunächst wird ab Oktober 2020 die ESA-Sonde „AIM“ zu den Didymos-Zwillings-Asteroiden fliegen, die 2022 bis auf elf Millionen Kilometer und damit vergleichsweise nahe an die Erde herankommen. Der Hauptkörper hat einen Durchmesser von 800 Metern und wird von einem 170 Meter durchmessenden Mond umkreist, der inoffiziell „Didymoon“ genannt wird.

Das eigentliche Ziel der AIM-Sonde ist dieser kleinere Mond: Die Sonde soll den Gesteinsbrocken mit optischen Instrumenten, Radar und Laser scannen, um detaillierte Aufzeichnungen seiner Oberfläche und des inneren Aufbaus zu erhalten.

Außerdem wird AIM ein Landemodul absetzen – die erste Landung der ESA auf einem kleinen Himmelskörper, seit die Landeeinheit Philae der Raumsonde Rosetta im vergangenen November auf einem Kometen gelandet ist.

Überdies werden zwei oder mehr Cube-Satelliten von der Muttersonde ausgesendet, um weitere wissenschaftliche Daten aus der nächsten Umgebung des Mondes zu sammeln. Die Ergebnisse von AIM werden dann mittels einer leistungsfähigen Laser-Datenverbindung an die Bodenstation der ESA auf der Kanareninsel Teneriffa übermittelt.

Das Ziel: Didymoon
Das Ziel: Didymoon

Mit AIM sollen eine Vielzahl wissenschaftlicher Daten gesammelt und dadurch wertvolle Erkenntnisse über die Entstehung unseres Sonnensystems gewonnen werden. Zudem dient das Projekt als Vorbereitung auf ein späteres historisches Ereignis.

AIM stellt den Beitrag Europas zur umfassenden AIDA-Mission (Asteroid Impact & Deflection Assessment) dar. Ende 2022 soll die von der NASA gesteuerte DART-Sonde (Double Asteroid Redirection Test) bei Didymos ankommen und direkt mit einer Geschwindigkeit von sechs Kilometern pro Sekunde in Didymoon einschlagen.

„Die AIM-Sonde der ESA wird genau beobachten, wie DART auf Didymoon trifft“, erklärte ESA-Missions-Manager Ian Carnelli. „Anschließend wird der Mond für Vorher-/Nachher-Vergleiche zur Struktur des Körpers selbst sowie seines Orbits detailliert untersucht, um die kinetischen Auswirkungen von DART und deren Folgen beschreiben zu können.

Mit dem Wissen über die Reaktion eines Asteroiden auf die Aufschlagenergie sollen vorhandene Labormodelle umfangreich kalibriert und verbessert werden. Von der Analyse des Materialauswurfes erhofft man sich Antworten auf die seit zwei Jahrzehnten diskutierte Frage der möglichen Impulsübertragung.

Im Erfolgsfall sorgt die Veränderung der Umlaufbahn von Didymoon durch die DART-Mission erstmals dafür, dass die Menschheit die Dynamik des Sonnensystems in einem messbaren Maß verändert hat.

Der Versuch ist die Grundlage für die weitere Planung von planetaren Abwehrstrategien. Wir werden erstmals die Kraft ermitteln können, die notwendig ist, um einen nahenden Asteroiden aus seiner Bahn zu lenken, und besser verstehen, wie wir die Technik anwenden können, sollte eine tatsächliche Bedrohung bestehen.“

Versuch dient der Entwicklung von Abwehrstrategien

Einschlag-Krater
Einschlag-Krater

Eine ähnliche Kollision erfolgte 2005, als der Komet Tempel-1 von der NASA-Sonde Deep Impact aus mit einem Kupferprojektil beschossen wurde. Der Didymos-Mond misst jedoch nur Bruchteile des Durchmessers von Tempel-1, sodass eine höhere Präzision erforderlich ist, um ihn zu treffen. Allerdings sollte die Möglichkeit einer Änderung seines Orbits entsprechend höher sein.

International Academy of Astronautics Planetary Defense Conference in Italien

ESA-Erdbeobachtungszentrum ESRIN
ESA-Erdbeobachtungszentrum ESRIN

Der Didymos-Mond ist fast dreimal so groß wie der Komet, der vermutlich 1908 die Explosion im sibirischen Tunguska verursacht hatte, den größten Einschlag in der geschichtlichen Aufzeichnung. Wenn ein entsprechend großer Asteroid auf die Erde treffen würde, würde er einen Krater von mindestens 2,5 km Durchmesser hinterlassen. Er könnte durchaus ganze Städte auslöschen und schwerwiegende regionale Schäden und Klimaveränderungen auslösen.

Der Tscheljabinsker Meteoriteneinschlag 2013, dessen Druckwelle Schäden in sechs russischen Städten verursachte, wurde vermutlich durch einen Asteroiden mit einem Durchmesser von nur 20 Metern ausgelöst.

AIM und AIDA stehen im Mittelpunkt der Gespräche der International Academy of Astronautics Planetary Defense Conference, die im April im ESA-Zentrum für Erdbeobachtung ESRIN im italienischen Frascati stattfindet. Die Konferenz befasst sich mit der Bewertung der Risiken von Asteroiden- und Kometeneinschlägen sowie der Festlegung von Reaktionsmöglichkeiten.

Bei der diesjährigen Konferenz findet eine simulierte Asteroiden-Bedrohungsübung statt, bei der Vertreter globaler Weltraumbehörden und Katastropheneinsatzorganisationen ihre Aktionen koordinieren sollen.

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