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Beagle-2 auf dem Mars
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Landesonde Beagle-2 auf dem Mars entdeckt

16/01/2015 4299 views 24 likes
ESA / Space in Member States / Germany

Eine lang verschollene Raumsonde ist wieder aufgetaucht. Der Beagle-2-Lander, der im Jahr 2003 an Bord der Mars-Express-Sonde der ESA zum Roten Planeten reiste und seitdem verschollen war, wurde wiedergefunden. 

 

Auf hochauflösenden Fotos des Mars Reconnaissance Orbiters (MRO) der NASA konnte das kleine Landegerät identifiziert werden. Als letztes Lebenszeichen unter Federführung von Großbritannien geleiteten Landers galt bisher der 19. Dezember 2003. An diesem Tag war Beagle-2 von Mars Express abgekoppelt worden, sechs Tage später sollte er weich in Isidis Planitia aufsetzten, einem großen Einschlagbecken nahe des Marsäquators. Doch alle Versuche einer Kontaktaufnahme mit Beagle-2 erwiesen sich als fruchtlos, ebenso wie die Suchaktionen mehrerer Mars-Satelliten. Verbleib und Schicksal des Landegerätes blieb bisher ungeklärt.

Nahaufnahme von Beagle-2
Nahaufnahme von Beagle-2

Bis jetzt! Die Fotos des Mars Reconnaissance Orbiters zeigen, dass die Landung von Beagle-2 besser verlaufen ist, als damals vermutet. Die Manöverabfolge aus Eintritt in die Marsatmosphäre, Abstieg zur Oberfläche und Bodenkontakt haben offenbar weitgehend geklappt, denn, am Boden angekommen, konnte sich der Lander immerhin teilweise entfalten.

„Beagle-2 ist damals auf dem Mars gelandet, auch nach all der Zeit ist es ein glücklicher Moment darüber Gewissheit zu bekommen“, erklärt Alvaro Gimenez, ESA-Direktor für Wissenschaft und robotische Erkundung. „Das Engagement der verschiedenen Teams beim Auffinden des Landers auf den hochauflösenden Bildern ist inspirierend.“

Und Rudi Schmidt, der seinerzeit ESA-Project-Manager der Mars-Express-Mission war, fügt hinzu: „Nicht zu wissen was damals mit Beagle-2 geschah, blieb eine Sorge, die uns nie in Ruhe ließ. Die aktuellen Belege, dass er es tatsächlich bis zur Marsoberfläche schaffte, sind hervorragende Nachrichten.“

Akribische Bildanalyse

Ursprünglich hatte sich Michael Croon die hochauflösenden MRO-Fotos vorgenommen, der bis 2012 am Darmstädter ESOC arbeitete und Mitglied im Mars Express Operations-Team war; ebenso waren Kollegen aus den Beagle-2-Teams aus Industrie und Wissenschaft beteiligt. Eine akribische Bildanalyse war nötig, um die Landesonde aufzuspüren, die vollständig ausgeklappt kaum zwei Meter misst. Solche geringen Ausmaße liegen an der Auflösungsgrenze der auf den Orbitern kreisenden Kameras. 

Beagle-2 auf dem Mars
Beagle-2 auf dem Mars

Nach der Entdeckung potentieller Spuren des Landers wurde das betreffende Gebiet in der RegionIsidis Planitiamit zusätzlichen Fotos ins Visier genommen, beteiligt waren das Kamerateam des MRO, das Beagle-2-Team und Kollegen vom Jet Propulsion Laboratory der NASA. Die Bilder offenbaren, dass Beagle-2 sich nach der Landung geöffnet und zumindest teilweise entfaltet hat.

Genaue Aussagen sind zwar momentan noch nicht möglich, klar erscheint aber, dass ein, zwei oder drei der kreisförmigen Solarpaneele ausgeklappt sind. Auch der Hauptfallschirm konnte unweit der Landestelle ausgemacht werden. Ebenfalls in der Umgebung fanden sich Hinweise auf die hintere Abdeckung der Sonde, mit dem daran befestigten Hilfsfallschirm.

Größe, Form, Farbe und auch die räumliche Verteilung passen genau zu Beagle-2 und den Komponenten seines Landesystems. Sie liegen nur fünf Kilometer vom Zentrum der Landeellipse entfernt. Weitere mögliche Spuren in der Umgebung könnten die Airbags sein, die den Landeaufprall der Sonde dämpfen sollten und der vordere Hitzeschild. Weiteres Bildmaterial soll dies künftig bestätigen.

Nächster Vorstoß 2016

Der Beagle-2 Lander als Modell
Der Beagle-2 Lander als Modell

 

Die nur teilweise Entfaltung des Landers erklärt auch, warum keine Signale von Beagle-2 aufgefangen wurden: Denn nur bei vollständiger Entfaltung alle Sonnenpaneele ist die Funkantenne soweit freigelegt, dass sie Daten senden und Kommandos von der Erde empfangen kann.

Da dies offenbar nicht der Fall ist, besteht folglich auch keine Chance  heute noch den Beagle-Lander zu reaktivieren und Daten von ihm zu empfangen. Trotzdem: Die Nachrichten von Beagle-2 geben der weiteren Erforschung der Marsoberfläche neuen Schub.

Denn mit dem ExoMars-Projekt will die ESA gleich zweimal zum Roten Planeten starten. Zuerst im Jahr 2016 mit dem Lande-Demonstrator des Trace Gas Orbiters und danach 2018 mit dem mobilen ExoMars-Rover. Traurig ist hingegen, dass leitende Persönlichkeiten des Beagle-Projekts nicht mehr erfahren können, wie knapp die Mission den wissenschaftlichen Erfolg verfehlte. Professor Colin Pillinger, Professor George Fraser und Professor David Barnes verstarben alle drei im vergangenen Jahr.

Weitere Informationen:

 

Beagle-2 war die erste britische Raummission zu einem anderen Planeten, ein Projekt der Open University, der University of Leicester und EADS Astrium UK (heute Airbus Defence and Space). Finanziell trugen neben der ESA das Office of Science and Technology of the Department of Trade and Industy bei, darüber hinaus das Particle Physics and Astronomy Research Council (PPARC), der Wellcome Trust, das National Space Centre und die Millenium Commission.

Weitere Informationen und Kommentare finden sich in diesem Bericht der UKSA:

https://www.gov.uk/government/news/uk-led-beagle-2-lander-found-on-mars

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