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Galileo: das europäische Satellitennavigationssystem
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Warum braucht Europa Galileo?

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Im Moment verfügen nur die USA sowie Russland über satellitengestützte Navigationssysteme. Beide werden vom Militär finanziert sowie kontrolliert und können „bei Bedarf“ (aus militärischer, sicherheitspolitischer oder wirtschaftlicher Sicht der USA) für zivile Nutzer verfälscht oder gar abgeschaltet werden.

Das Navigationsgeschäft wird hingegen ausschließlich durch das amerikanische GPS-System bestimmt. Die USA sichern ab, dass mindestens 24 der weit über 30 im Weltraum befindlichen Satelliten ständig Signale senden.
Aber GPS, genauer gesagt, das zur Verfügung stehende zivile Signal, ist nicht hundertprozentig zuverlässig. Die Nutzer werden von Fehlern nicht unverzüglich in Kenntnis gesetzt. Auch ist der Empfang zum Teil lückenhaft, insbesondere in den Städten und in hohen Breitengraden. Bei Anwendungen, die eine rasche Ortung erfordern, ist zudem die Präzision beschränkt. Auch übernehmen die Betreiber, d.h. die militärischen Dienststellen der USA, keine Garantien und keine Haftung. Die Folgen sind absehbar, beispielsweise bei Flugzeugunfällen.

GLONASS: Russlands Satellitensystem im Aufbau

Wie sieht es in Russland aus? Das der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos unterstehende, aber vom russischen Militär betriebene, GLONASS-System befindet sich – nach den Jahren des Niedergangs – im Wiederaufbau. Dieser soll 2008 in Form einer Basisversion zur Abdeckung des russischen Territoriums abgeschlossen sein. Momentan befinden sich 15 funktionstüchtige Satelliten im Orbit, drei davon mit einer Lebensdauer von über drei Jahren. Bis 2010 soll GLONASS auf 24 Satelliten erweitert werden, um eine weltweite Abdeckung zu erreichen.
Anfang 2003 vereinbarten die Raumfahrtagenturen Europas und Russlands, die GLONASS-Satelliten zum Test ausgewählter Teile des Galileo-Systems zu nutzen. Hierbei soll die Kompatibilität beider Systeme geprüft werden, so dass bei einem Ausfall eine Rückgriffmöglichkeit auf das jeweils andere System gegeben ist. Zudem könnten durch eine Kombination von GLONASS und Galileo eine höhere Genauigkeit und ein wesentlich besserer Schutz gegen Manipulationen erreicht werden. Doch das ist zunächst einmal Zukunftsmusik.

Satellitennavigation: US-Wirtschaft hält Monopol

Ein wichtiger wirtschaftlicher Aspekt darf nicht vergessen werden. Der lukrative Markt der komplexen und hochintegrierten Schaltkreise für die irdischen Receiver wird bislang ausschließlich von zwei amerikanischen Konzernen dominiert, Rockwell und Trimble. Jeder Anbieter von Empfangssystemen muss daher das Kernstück, den Schaltkreis mit dem Decodierungssystem, in den USA kaufen.

Im Gegensatz zum GPS hat GLONASS bislang keine wirklichen zivilen Anwendungen hervorgebracht.

Wer also der amerikanischen Abhängigkeit entgehen will, ist gut beraten, über eigenständige Lösungen nachzudenken. ESA und EU haben deshalb das Navigationssystem Galileo definiert. Es ist ein ziviles aber auch strategisches Projekt für Europa und die einzige Alternative zum faktischen Monopol des GPS und der amerikanischen Industrie.

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