Weltraumausstieg soll ISS mit einer Galionsfigur zu Experimentalzwecken ausstatten
Was ähnelt dem Oberkörper eines Menschen und wird an der Außenwand der Internationalen Weltraumstation (ISS) angebracht? Die Antwort lautet: Die europäische Matroschka-Experimentanlage. In der Nacht vom 26. zum 27. Februar wird die aus Alexander Kaleri und Michael Foale bestehende 8. Stammbesatzung der ISS einen 5 Stunden und 45 Minuten langen Weltraumausstieg unternehmen und dabei unter anderem Matroschka am russischen Swesda-Modul befestigen.
Strahlung
Obwohl Matroschka durchaus als Galionsfigur für die ISS angesehen werden kann, gibt es auch einen ernsthaften Grund für ihr Dasein. Die Experimentanlage wird ein Jahr lang an der Außenwand der ISS die Strahlungsdosen messen, denen Astronauten bei Weltraumausstiegen ausgesetzt sind.
Die Strahlungswerte innerhalb der Station sind gut dokumentiert, welche Dosen jedoch auf einen Astronauten außerhalb der ISS einwirken, ist noch nicht genau bekannt. Damit eine hohe Messgenauigkeit erreicht wird, ist Matroschka einem menschlichen Körper im Raumanzug so exakt wie möglich nachempfunden.
Schichten
Die Matroschka-Anlage besteht aus mehreren Schichten und wurde deshalb nach den berühmten russischen Matroschka-Puppen benannt. Der simulierte menschliche Testkörper wird als Phantom bezeichnet. Dieses besteht aus echten Knochen und aus Materialien, die dem natürlichen menschlichen Gewebe sehr ähnlich sind. Die Lungen wurden mit einem besonders leichten Material nachgebildet. Die „Organe“ sind mit einer simulierten Hautschicht bedeckt. Das Phantom selbst befindet sich in einem Behälter, der einem Raumanzug ähnelt.
Die Strahlungsdetektoren wurden innerhalb und außerhalb des Phantoms an wichtigen Organen wie Magen, Lungen, Darm, Augen und Haut sowie im Inneren des Raumanzugs angebracht. Die Kenntnis der Strahlungsdosen, die von empfindlichen Organen aufgenommenen werden, ist für die Abschätzung der Risiken durch die kosmische Strahlung sehr wichtig.
Weltraumausstieg
Die 8. Stammbesatzung wird die Matroschka-Anlage während eines Weltraumausstiegs außen an der ISS anbringen. Dies ist das erste Mal, dass die gesamte ISS-Besatzung einen Ausstieg unternimmt. Seit dem Stopp der Spaceshuttle-Flüge nach dem Columbia-Unfall bestehen die ISS-Besatzungen nur noch aus zwei und nicht mehr aus drei Mitgliedern. Normalerweise würde mindestens ein Besatzungsmitglied während des Ausstiegs in der Station verbleiben.
Das heißt, dass sich zum ersten Mal seit November 2000 niemand innerhalb der Internationalen Raumstation befinden wird. In der Geschichte des Raumfluges ist dies jedoch kein Novum. Auch die Russischen Raumstationen Mir und Salut blieben bei Ausstiegen schon gänzlich unbemannt.
Matroschka ist eine Anlage der ESA unter Projektleitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).
