Rosettas Blind Date mit dem Asteroiden Lutetia
18 Juni 2010
Der ESA-Kometenjäger Rosetta ist auf dem Weg zu einem Blind Date mit dem Asteroiden Lutetia. Wie so viele erste Verabredungen findet auch das Date zwischen Rosetta und Lutetia an einem Samstagabend statt. Allerdings weiß noch niemand, wie Lutetia aus der Nähe aussieht. Es ist gut möglich, dass Lutetias Gesicht sehr alt und von Kratern durchfurcht ist - denn schließlich sind Asteroiden Gesteinsklumpen, die bei der Entstehung der Planeten als Reste übrig geblieben sind.
Man weiß nur wenig über dieses rätselhafte Mitglied des Planetoidengürtels, das zwischen Mars und Jupiter um die Sonne kreist. Auf jeden Fall ist Lutetia der größte Asteroid, dem je eine Raumsonde einen Besuch abgestattet hat. Zunächst nahm man an, sie sei etwa 95 km im Durchmesser groß und nur leicht elliptisch (oval) geformt. Eine neuere Schätzung legt nahe, dass sie wesentlich eiförmiger und bis zu 134 km breit ist. An den ständigen Helligkeitsschwankungen wird deutlich, dass sich Lutetia dreht und ihre Oberfläche sehr rau ist.
Ein weiteres Rätsel umgibt Lutetias Zusammensetzung. Die meisten Messungen deuten auf einen C-Asteroiden hin, der aus Kohlenstoffverbindungen besteht. Anderen Untersuchungen zufolge könnte es sich jedoch auch um einen der metallreichen M-Typen handeln.
Die Antworten auf all diese Fragen erhalten wir, wenn Rosetta sich am 10. Juli auf bis zu 3.200 km an den Weltraumgesteinsbrocken annähert. Die Techniker der Bodenkontrolle sind damit beschäftigt, den Pfad der Raumsonde so einzustellen, dass sie rund zwei Stunden ausführliches Bildmaterial an uns zurückschickt. Die erfassten Daten sendet Rosetta unverzüglich an die Erde und die ersten Bilder werden noch am gleichen Abend veröffentlicht. Danach wird Rosetta schon zu ihrem nächsten ersten Date weiterziehen - diesmal mit dem Kometen Churyumov-Gerasimenko. Dieses spannende Rendezvous steht für 2014 auf dem Terminkalender.
