ESA title
Agency

Alles bereitmachen für den Venustransit!

24/05/2012 5130 views 2 likes
ESA / Space in Member States / Germany

Weltweit bereiten Wissenschaftler und Amateurastronomen sich auf einen der seltenen Momente vor, in denen die Venus vor der Sonne vorbeizieht. Am 5. - 6. Juni ist es endlich soweit, danach wird es über hundert Jahre dauern, bis es erneut dazu kommt.

Und es gibt einen weiteren Grund zum Feiern – es ist der erste Venustransit, bei dem sich ein Raumfahrzeug in der Umlaufbahn unseres Nachbarplaneten befindet: Die ESA-Sonde Venus Express.

Die ESA wird von der arktischen Insel Spitzbergen aus live berichten, wo das wissenschaftliche Team der Venus Express die neuesten Missionsergebnisse diskutieren und von der Mitternachtssonne beschienen einen einzigartigen Blick auf den Venusdurchgang 2012 haben wird.

Zu einem Venustransit kann es nur kommen, wenn die Bahn der Venus direkt zwischen Sonne und Erde verläuft. Da die Umlaufbahn der Venus eine geringfügig andere Neigung als die der Erde aufweist, sind derartige Transits sehr selten. Sie treten paarweise im Abstand von jeweils acht Jahren auf, dann allerdings über ein Jahrhundert lang nicht mehr.

Nächster Venustransit erst 2117

Flugzeug vor Venustransit
Flugzeug vor Venustransit

Der letzte Transit war im Juni 2004, der nächste wird erst 2117 wieder stattfinden.

Venusdurchgänge sind von großer historischer Bedeutung, dank ihrer konnten die Astronomen die Größe unseres Sonnensystems bestimmen.

Die Venustransits im 18. Jahrhundert ermöglichten Astronomen die Berechnung des Abstands zur Sonne. Dafür maßen sie an unterschiedlichen Orten der Erde die Zeit, die die Venus für den Vorbeizug an der Sonnenscheibe benötigte, und wendeten dann einfache Trigonometrie an.

Venustransit: Sichtbarkeitskarte
Venustransit: Sichtbarkeitskarte

Außerdem bemerkten Astronomen bei der Venuspassage im Jahr 1761 eine leuchtende Halo am dunklen Rand des Planeten - ein Beweis dafür, dass die Venus über eine Atmosphäre verfügt.

In jüngerer Vergangenheit flogen zahlreiche Raumfahrzeuge zur Venus, darunter auch Venus Express, das seit seinem Start 2005 vom Europäischen Satellitenkontrollzentrum ESOC in Darmstadt gesteuert wird. Daher wissen wir heute, dass es sich dabei um eine unwirtliche, dichte Atmosphäre aus Kohlendioxid und Stickstoff handelt, deren Wolken aus Schwefelsäure bestehen.

Heutzutage liefern Venusdurchgänge wertvolle Ansätze zur Entwicklung von Methoden zur Erkennung und Charakterisierung von Planeten in anderen Sonnensystemen, den so genannten Exoplaneten.

Venus-Express
Venus-Express

Zieht ein Planet vor einem Stern vorbei, blockiert er für eine bestimmte Zeit einen winzigen Teil des Sternenlichts. So kann er aufgespürt und seine Größe ermittelt werden. Das europäische Weltraumteleskop CoRot hat mit dieser Technik bereits über 20 Exoplaneten entdeckt.

Transits werden auch für die Suche nach Exoplaneten genutzt, auf denen Leben möglich wäre. Verfügt der Planet über eine Atmosphäre, durchdringt ein kleiner Anteil des Sternenlichts diese Atmosphäre und gibt deren Eigenschaften preis, etwa das Vorhandensein von Wasser oder Methan.

Die Passage im nächsten Monat versetzt Astronomen in die Lage, diese Techniken zu testen und bereits vorhandene Daten weiter zu ergänzen. Die bisher erhobene Datenmenge umfasst bislang lediglich sechs Venustransits, da erst seit dem frühen 17. Jahrhundert Teleskope zu Hilfe genommen werden können.

Der Transit 2012 ist nur vom westlichen Pazifik, Ostasien, Ostaustralien und von den hohen nördlichen Breiten aus vollständig sichtbar.

In den USA beginnt der Transit am 5. Juni nachmittags, und in Europa wird der größte Teil des Durchgangs bei Sonnenaufgang am 6. Juni bereits vorbei sein. Wenn Sie das Ereignis beobachten wollen, achten Sie bitte unbedingt darauf, NIEMALS mit bloßen Augen, einer gewöhnlichen Sonnenbrille oder durch ein Teleskop in die Sonne zu schauen, denn dies führt unwiderruflich zu Erblindung.

Wissenschaftler beobachten den Venustransit von Spitzbergen aus

Im Juni geht die Sonne auf Spitzbergen nicht unter - eine einmalige Gelegenheit, von dort aus den kompletten Transit von 22:04 GMT am 5. Juni (00:04 MESZ am 6. Juni) bis 04:52 GMT (06:52 MESZ) zu beobachten.

„Wir freuen uns sehr darauf, den Transit von einem so einzigartigen Ort in Europa aus beobachten zu können, während Venus Express sich in der Umlaufbahn des durchziehenden Planeten befindet“, so Håkan Svedhem, Venus Express-Projektwissenschaftler der ESA.

„Während der Passage führt Venus Express wichtige Beobachtungen der Venusatmosphäre durch, die dann mit Beobachtungen der Teleskope auf der Erde abgeglichen werden und so dazu beitragen, die Techniken bei der Jagd auf Exoplaneten weiter zu verfeinern.“

Während sich die ESA also mit Beobachtungen aus dem Weltraum und von der Erde aus auf dieses seltene Ereignis vorbereitet, liefern wir auf einem eigenen Blog Hintergrundinformationen zum Transit.

Am 5. und 6. Juni versorgen wir Sie von Spitzbergen aus mit Live-Updates im extra eingerichteten Blog, während die Welt den letzten Venusdurchgang dieses Jahrhunderts beobachten kann.

Kontakt für weitere Informationen

Related Links