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Grafik eines VEGA-Trägers
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Eine Startrampe für VEGA

30/11/2001 2908 views 1 likes
ESA / Space in Member States / Austria

Die unter der Ägide der Europäischen Raumfahrtagentur ESA in Entwicklung befindliche VEGA-Trägerrakete soll Ende 2005 ihren Erststart vom europäischen Weltraumflughafen Kourou in Französisch-Guayana absolvieren. Um die Startkosten zu minimieren, will man hierzu die ehemalige Ariane-1-Startrampe ELA-1 nutzen und an die Erfordernisse von VEGA anpassen. Das beschloss jüngst eine Spezialistengruppe, der Vertreter von Arianespace, ESA, CNES sowie des von der italienischen Raumfahrtagentur ASI und der italienischen Firma FiatAvio gebildeten Gemeinschaftsunternehmens ELV angehörten.

Hinter VEGA verbirgt sich eine moderne, kostengünstige Feststoff-Trägerrakete für den Transport von Kleinsatelliten in erdnahe Umlaufbahnen. In diesem Segment zeichnet sich eine Vielzahl von Wissenschaftsmissionen und Anwendungsprojekten ab, für die der Einsatz des Superträgers Ariane 5 weder sinnvoll noch effektiv wäre. Europa braucht daher einen kleinen Träger, der die aus Ariane 4 und 5 bestehende Trägerflotte sinnvoll ergänzt. Gemeinsam mit VEGA hätte Westeuropa einen rundum unabhängigen Zugang zum Weltraum und könnte darüber hinaus das wirtschaftlich zukunftsträchtige Segment mitgestalten.

Das VEGA-Programm

An dem im Dezember 2000 gestarteten VEGA-Programm sind Belgien, Frankreich, Italien, die Niederlande, Schweden, die Schweiz sowie Spanien beteiligt. VEGA ist etwa 27 m hoch, besitzt einen maximalen Durchmesser von 3 m und weist eine Startmasse von 128 t auf. Die Nutzlastkapazität liegt – je nach Bahnhöhe und Umlaufbahn – zwischen 300 kg und 2 t. Der neue Träger besteht aus drei Stufen mit Feststoffantrieb und einer vierten mit Flüssigtriebwerk ausgestatteten Oberstufe. Hauptauftragnehmer ist das in Rom ansässige italienische Unternehmen ELV, das als Joint Venture von FiatAvio (70 %) und ASI (30 %) entstanden ist.

Viel Rakete für wenig Geld

Für die Entwicklung von VEGA steht ein Budget von nur 463 Mio. Euro zur Verfügung. In diesem Gesamtbetrag sind bereits alle Nebenkosten eingeschlossen, also auch die notwendige Bodeninfrastruktur in Höhe von 45 Mio. Euro. Ein derartiges Low-Cost-Programm lässt sich nur realisieren, wenn genügend Synergieeffekte kostensenkend herangezogen werden können.
Die ESA-Teilnehmerstaaten verfolgen daher eine Doppelstrategie. Die von der europäischen Industrie zu entwickelnde Trägerrakete bedient sich zum einen jener Technologien, die durch das Ariane-Programm bereits vorhanden sind. Zum anderen soll eine fortschrittliche Antriebsstufe für Raketen entwickelt werden, mit der sowohl Techniken für einen verbesserten Antrieb der Ariane 5 getestet als auch eine Antriebsstufe für die VEGA erstellt werden kann. Beide Entwicklungen und Tests verlaufen parallel und sind so aufeinander abgestimmt, dass die erste VEGA-Trägerrakete voraussichtlich Ende 2005 in Kourou starten könnte.

ELA-1-Startrampe für die neue Trägerrakete

Der Startkomplex ELA-1 in Kourou
Der Startkomplex ELA-1 in Kourou

Die jüngste Entscheidung der Expertengruppe zur Nutzung der ELA-1-Startrampe für den Kleinträger VEGA ist vor dem Hintergrund einer weiteren Kostenoptimierung zu sehen. ELA-1 wurde am 24. Dezember 1979 mit dem Start der ersten Ariane 1, dem "Vater" der Ariane-Familie, eingeweiht. Die Plattform wurde bis zum 12. Juli 1989 für die Typen Ariane 1, 2 und 3 genutzt. ELA-1 beinhaltete eine feste Plattform zum Aufrichten des Trägers und einen Startturm, ähnlich einem mobilen klimatisierten Hangar. Im "Obergeschoss" des Turms befand sich ein Reinraum zum Aufsetzen der Satelliten auf die Trägerspitze. In 200 m Entfernung schützte die verbunkerte Startzentrale CDL-1 Bodenpersonal und Bodengerät während der Startoperationen.
Der Startturm ist zwar im Juni 1991 demontiert worden, doch können etliche Teile der noch vorhandenen Startanlage von dem kleinen "Ariane-Bruder" VEGA bei nur geringen Neuinvestitionen modifiziert weiter genutzt werden. Das betrifft beispielsweise den Betonsockel mit dem Ablenkschacht für die verbrennenden Triebwerksabgase, den Wasserturm sowie den ausgebauten Transportweg.
Ganz anders verhält es sich mit dem Kontrollzentrum. Die Spezialistengruppe glaubt, dass die Reaktivierung der CDL-1-Anlagen insgesamt zu teuer kommen könnte. Zum anderen bleibe unklar, ob die Anlagen eine mögliche Explosion der Trägerrakete überstehen würden. Als Option bleiben daher die Startzentralen CDL-2 für die Ariane 4 und CDL-3 für die Ariane 5. CDL-2 soll nach dem letzten Ariane-4-Start im Jahre 2003 geschlossen werden. Gegenwärtig spricht vieles dafür, die Anlagen der Startzentrale CDL-3 für Ariane 5 und VEGA gemeinsam zu nutzen.

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