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Wissenschaftssatelliten der ESRO bildeten die Basis für eine europäische Raumfahrt
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Schwerer Anfang: Quo vadis, Europa?

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ESA / Space in Member States / Germany

Der Erfolg der europäischen Raumfahrt ist umso bemerkenswerter, als er vor dem Hintergrund divergierender Interessen zwischen Wissenschaft, Politik und Wirtschaft einerseits und den national geprägten Vorstellungen der verschiedenen europäischen Staaten andererseits zustande kam. Mit anderen Worten: Vor 40 Jahren war Europa noch in einer Lernphase. Das zeigte sich insbesondere daran, dass es zwei zwischenstaatliche europäische Organisationen für die Entwicklung und den Bau wissenschaftlicher Satelliten (ESRO) sowie die Entwicklung eigener Trägerraketen (ELDO) gab.

Paradoxerweise führte der erste erfolgreiche Satellitenstart der ESRO am 17. Mai 1968 zugleich in eine erste innere Krise der Organisation. Kernpunkt der Auseinandersetzungen war die Frage, ob neben Forschungssatelliten auch Anwendungssatelliten – in erster Linie für Telekommunikation und Meteorologie – entwickelt werden sollten, was die ESRO-Konvention jedoch strikt untersagte. Erst vier Jahre später, 1972, gelang der Durchbruch. Das Wissenschaftsprogramm blieb ein Pflichtprogramm, an dem sich jeder Mitgliedsstaat (Belgien, Deutschland, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Schweden, Schweiz, Spanien) mit einem nach seinem Bruttosozialprodukt bemessenen Beitrag beteiligen musste. Neu aufgenommen wurde als Kürprogramm ein Bereich für Anwendungssatelliten, an dem sich die Mitgliedsstaaten freiwillig beteiligen konnten.

Doch nicht nur die ESRO, auch die ELDO bereitete Sorgen. Sie errichtete Europas ersten Weltraumbahnhof in der australischen Wüste bei Woomera (Südaustralien) und begann 1964 mit der Entwicklung einer eigenen Trägerrakete, die bald den Namen EUROPA 1 erhielt. Nach einer Reihe von Fehlschlägen erfolgte der Wechsel nach Kourou in Französisch-Guyana. Dort waren die Bedingungen für den Einschuss eines Satelliten in den geostationären Orbit in 36 000 Kilometer Höhe über dem Äquator wesentlich günstiger. Doch auch der mit einer zusätzlichen Feststoff-Stufe erweiterten EUROPA II blieb der Erfolg versagt. Der einzige Start am 5. November 1971 misslang. 1973 wurde das Programm eingestellt, ohne das bereits angelaufene Studienprogramm einer verbesserten EUROPA III weiter verfolgen zu können. Damit hat die ELDO das eigentliche Ziel der EUROPA-Rakete, einen Satelliten in eine Erdumlaufbahn zu bringen, nicht erreicht.

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