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Kunst für den Mars: Damien Hirsts Spot Design
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Vernissage auf dem Roten Planeten

05/02/2003 338 views 1 likes
ESA / Space in Member States / Austria

In Kürze wird der in Grossbrittanien gebaute Marslander Beagle 2 im südfranzösischen Toulouse mit der Mars Express-Sonde der Europäischen Weltraumagentur ESA vereinigt. Der nur etwa 65 Kilogramm schwere kreisrunde Landeroboter soll Boden und Atmosphäre des Roten Planeten nach Hinweisen auf organisches Leben absuchen. Neben wissenschaftlichen Instrumenten, einem Roboterarm und einer ausgeklügelten Bohrvorrichtung befördert die High-Tech-Scheibe aber noch etwas ganz Besonderes zum Mars: zeitgenössische Kunst.

Nach der Montage in Toulouse tritt das Raumsondenduo Ende Februar die Reise zum russisch-kasachischen Kosmodrom in Baikonur an. Dort wird die ESA-Sonde mit der Sojus/Fregat-Trägerrakete zusammengeführt. Und im Mai oder Juni startet Mars Express, den Beagle-Lander huckepack, zum Roten Planeten. Nach einem sechsmonatigem Trip schwenkt die Sonde in einen Orbit um unseren Nachbarplaneten ein, Beagle 2 trennt sich vom Orbiter und setzt in der Nähe des Marsäquators auf der Oberfläche auf. Bevor aber die Instrumente des leichtgewichtigen Landeroboters den Routinebetrieb aufnehmen, schlägt die Stunde der britischen Gegenwartskunst: Als erstes Funksignal strahlt Beagle 2 eine Komposition der britischen Rockband Blur zur Erde ab. Und mit einem Kunstwerk des britischen Schock-Künstlers Damien Hirst wird auf dem Mars die erste außerirdische Kunstausstellung eröffnet.

Avantgarde-Oeuvre als Bordinstrument

Planetenkundler Colin Pillinger präsentiert ein Modell des Beagle-2-Landers
Planetenkundler Colin Pillinger präsentiert ein Modell des Beagle-2-Landers

Für den Marslander hat Hirst eines seiner berühmten „Spot Paintings“ hergestellt, die Reihen von bunten Punkten zeigen. Bezüglich der Größe des Kunstwerks waren dem Künstler allerdings gewisse Beschränkungen auferlegt: Das „Mars“ betitelte Oeuvre ist kaum größer als eine Telefonkarte. Hirst verzierte eine Metallplatte mit Punkten in den Farben des Roten Planeten. Als Farbpigmente dienten verschiedene Metalloxide, die Temperaturen von mehr als 2000 Grad aushalten. Das so auf Weltraumtauglichkeit getrimmte und am Landegerät befestigte Kunstwerk soll aber nicht nur mögliche außerirdische Kunstliebhaber erfreuen. Mit dem Punkte-Design werden nach der Ankunft auf dem Roten Planeten verschiedene Bordinstrumente überprüft und kalibriert.

Nach der geglückten Landung werden eine Kamera, ein Mikroskop und ein Spektrometer aktiviert. Die Instrumente nutzen zunächst Hirsts Punkte-Bild als Mastervorlage. Anhand der Aufnahmen können die Wissenschaftler dann feststellen, ob die Instrumente während des Fluges oder durch die Landung gelitten haben und diese wenn nötig neu kalibrieren.

Hirst, der wohl bekannteste Vertreter der „Young British Artists“, erlangte vor allem durch seine zerteilten Tierkadaver und in Formaldehyd eingelegten Kühe Weltruhm. Als Colin Pillinger, die treibende Kraft hinter dem Beagle-Projekt, Ende der 90er Jahre eine Fernsehdokumentation über den jungen Künstler sah, nahm er sofort Kontakt zu Hirst auf. Planetenkundler Pillinger wusste genau, was er für seine Zwecke brauchte. „Er wollte unbedingt ein Punkte-Bild“, so Hirst. „Ich konnte eigentlich nur Ja oder Nein sagen“. Hirst entschied sich für ein Ja und stellte sein Mars-Werk Ende 2002 der Öffentlichkeit vor.

Wenn der Beagle 2-Lander Ende 2003 auf dem Roten Planeten niedergeht, erreicht auch Hirsts Gemälde seinen endgültigen Bestimmungsort. Auf dem Mars läuft dann eine Dauerausstellung in einer sturmgepeitschten Freiluftgalerie, die abwechselnd von der Sonne oder dem Schein zweier Monde illuminiert wird.

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