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Weltraumnation Österreich: 20 Jahre ESA-Mitgliedschaft

23/10/2007 1361 views 1 likes
ESA / Space in Member States / Austria

Österreichs Erfolgsgeschichte in den Weltraumwissenschaften ist eng mit der ESA verbunden – der Europäischen Weltraumorganisation, der die Alpenrepublik vor 20 Jahren beigetreten ist. Ihre kleine, aber feine Raumfahrtszene hat allen Grund, dieses Jubiläum zu feiern. Sie hat sich in der Astronomie, in der Erforschung des Sonnensystems und in der Erdbeobachtung einen klangvollen Namen erarbeitet. Österreichs Erfolgsstory widerspiegelt sich aber auch in der Hardware: Heute startet kein Satellit der ESA, der nicht Technologie der Rot-Weiß-Roten Republik an Bord hat.

Das Jubiläum, das sich heuer zum 20. Mal jährt, wird am 24. Oktober mit einem Festakt und einer Konferenz in der Wiener Hofburg gefeiert. Mit dabei sein werden Raumfahrtaktive der ersten Stunde, wie Bundespräsident Heinz Fischer, der als Wissenschaftsminister vor zwei Jahrzehnten den Vertrag über die Mitgliedschaft der Alpenrepublik unterzeichnet hat, und natürlich die Raumfahrtakteure von heute, wie ESA-Chef Jean-Jacques Dordain.

Wie alles begann

Der Start von Sputnik 1 (1957) sorgt auch in Österreich für eine Initialzündung. Viele Institute beschäftigen sich intensiv mit Fragen der Weltraumforschung. 1969 bauen Grazer Wissenschaftler das erste österreichische Gerät für den Einsatz im Weltraum. Es beginnt die experimentelle Weltraumforschung. 1970 werden das Institut für Weltraumforschung (IFW) und 1972 die Österreichische Raumfahrtagentur Austrian Space Agency (ASA) gegründet. Aus der ASA geht später im Rahmen einer Forschungsreform die Agentur für Luft- und Raumfahrt der Forschungsförderungsgesellschaft FFG hervor (2004).

Die Entscheidung, sich aktiv in Weltraumangelegenheiten zu engagieren, fördert die Entwicklung der Österreichischen Raumfahrtindustrie und Weltraumforschung. Es entstehen neue Arbeitsplätze und das Land wird ein geschätzter Partner in der Raumfahrtwelt.

Seit 1975 beteiligt sich Österreich an Programmen der ESA, 1981 wird es assoziiertes Mitglied und 1987 schließlich Vollmitglied. "Die Mitgliedschaft Österreichs bei der ESA ist seit dem Beitritt für unser Land eine wahre Erfolgsgeschichte. Österreich hat auch als kleiner Partner Vollzugang zu Programmen und wir sind gleichwertiger sowie integrierter Partner. Die gewonnenen Netzwerke stärken die österreichischen Geschäftsbeziehungen in vielen Bereichen", erzählt Klaus Pseiner, Geschäftsführer der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG.

Obligatorische und optionale Programme

Österreich tritt der ESA bei: Am 12. Dezember 2005 unterzeichnen Wissenschaftsminister Heinz Fischer (heute Bundespräsident) und
Österreich tritt der ESA bei: Am 12. Dezember 2005 unterzeichnen Wissenschaftsminister Heinz Fischer (heute Bundespräsident) und

Die Beteiligung eines Landes an ESA-Aktivitäten schließt Pflicht- und Wahlprogramme ein. Zu den obligatorischen Gemeinschaftsprogrammen gehören u.a. das Wissenschafts- und Technologieprogramm. Der Pflichtbeitrag, der sich nach der Wirtschaftskraft des Mitgliedslandes richtet, beläuft sich für Österreich auf 14 Mill. Euro (2006).
Das ist in mehrfacher Hinsicht lukrativ. Zum einen fließen rund 90 Prozent des eingezahlten Geldes in Form von Aufträgen an die heimische Industrie wieder zurück. Zum anderen partizipiert Österreich an den wissenschaftlichen und technologischen Ergebnissen der Programme.

Rund 19 Mill. Euro investierte Österreich im letzten Jahr freiwillig in die Wahlprogramme, berichtet Harald Posch, Leiter der Agentur für Luft- und Raumfahrt der FFG. Das Land sei hervorragend positioniert bei der Erdbeobachtung, der Navigation, Telekommunikation sowie beim Technologieprogramm. Für Posch stellt die Liaison der Alpenrepublik mit der ESA eine einzigartige Erfolgsbilanz dar:
„Die Ziele, die wir uns beim Beitritt vorgenommen haben, konnten eindrucksvoll erreicht werden:

  • wissenschaftliche Exzellenz und internationale Anerkennung,
  • Entwicklung einer wettbewerbsfähigen nationalen Industrie,
  • Nutzung der europäischen Weltrauminfrastruktur zum Wohle der heimischen Gesellschaft,
  • verstärkte Integration im Hochtechnologiesektor, um unabhängiges europäisches Handeln zu ermöglichen sowie
  • die Bearbeitung inspirativer Themen, die für junge Menschen Visionen und Betätigungsfelder bieten und damit Österreichs Weg in eine wissensbasierte Gesellschaft unterstützen."

Außerirdische Begegnungen

Franz Viehböck
Franz Viehböck

Die in der Raumfahrtszene erworbene Kompetenz spiegelt sich zum einen in der Teilnahme an internationalen Missionen wider, welche schwerpunktmäßig innerhalb der ESA liegen, zum anderen in den Möglichkeiten der Einflussnahme. Seit 2006 ist Österreich sowohl im Wissenschaftlichen Programmrat der ESA, in dem die Weichen für die zukünftige Ausrichtung des Wissenschaftsprogramms gestellt werden, als auch in sämtlichen wissenschaftlichen Beratungsgremien der ESA federführend vertreten.

Österreichische Hightech-Geräte finden sich auf Missionen im Erdorbit (Envisat, GOCE), im erdnahen interplanetaren Raum (Cluster, Double Star), im Sonnensystem zur Erforschung des Zentralgestirns (SOHO, Solar Orbiter) und der Planeten Merkur (BepiColombo), Venus (Venus Express) Mars (Mars Express, Exomars) sowie zur Erforschung von Kometen (Rosetta) und außerirdischer Welten (Corot). Als am 14. Jänner 2005 mit Huygens die anspruchvollste interplanetare Raumsonde der ESA auf dem Saturnmond Titan weich landet, ist österreichisches Know-how bei drei Experimenten dabei.

IWF-Chef Wolfgang Baumjohann, dessen namhaftes Institut wesentliche Beiträge für die Missionen liefert, hebt die fruchtbringende Zusammenarbeit mit der ESA hervor:
„Der Beitritt Österreichs in die ESA hat für unser Institut die Tür zur europäischen Weltraumfahrt geöffnet. Inzwischen spielen wir insbesondere bei der Erforschung des Sonnensystems als vollwertiger Partner mit und schneiden uns öfter ein größeres Stück vom (Wissens-)Kuchen ab, als uns nach Bevölkerungszahl, BIP o.ä. zustehen würde. Mit der in Europa gewonnenen Erfahrung sowie der Reputation gelang uns beispielsweise der Einstieg bei einer NASA-Mission als größter nichtamerikanischer Partner."

Breite Rot-Weiß-Rote Produktpalette

Modell von TUGSat 1
Modell von TUGSat 1

Gegenwärtig sind elf Unternehmen mit 300 Mitarbeitern sowie 20 wissenschaftliche Institute an internationalen Entwicklungs- und Forschungsarbeiten im Hochtechnologiebereich Raumfahrt beteiligt. Dabei ist die Palette der Produkte und Leistungen äußerst vielfältig, Das Spektrum umfasst u.a. Werkstoffe und Komponenten für die Trägerrakete Ariane 5, Schutzsysteme für Satelliten, Temperaturregelungssysteme, satellitengestützte Erdbeobachtung und Navigation, die Entwicklung neuartiger Raketentreibstoffe sowie innovative Satelliten-Kommunikationssysteme.

So baut beispielsweise das Wiener Unternehmen Austrian Aerospace die zentrale Elektronikeinheit des ESA-Experimentalsatelliten GIOVE-B (Start 2008), der wesentliche Elemente des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo testen soll.

Österreich wird Weltraumnation

Mit Franz Viehböcks Flug zur Raumstation MIR (1991) gehört das ESA-Mitgliedsland Österreich zu den wenigen Staaten, die bereits einen Raumfahrer ins All entsenden konnten.
Voraussichtlich 2008 will die Alpenrepublik den ersten nationalen Satelliten TUGSat 1 in den Orbit bringen und damit in den erlauchten Kreis der Weltraumnationen aufsteigen. Österreichs Zauberwürfel soll mindestens zwei Jahre lang aus einem 800 Kilometer hohen Orbit unser Universum beobachten. Die Ziffer „1“ lässt bereits erahnen, dass TUGSat nicht lange alleine bleiben wird. Im Gespräch sind verschiedene Projekte, darunter auch eine kleine Raumflotte mit mehreren Nanosatelliten. Wir dürfen also auf die kommenden Satelliten der Weltraumnation Österreich gespannt sein.

Ansprechpartner
Michaela Gitsch
Aeronautics and Space Agency of FFG
A - 1090 Wien
Tel. +43(0)57755 3302
Fax +43(0)57755 93302
E-Mail: michaela.gitsch @ ffg.at

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