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Weltraumtechnologie hilft bei der Erforschung schwefelhaltiger Quellen
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ESA Business Incubation-Netzwerk fördert mehr als 400 neue Unternehmen

09/03/2016 1224 views 2 likes
ESA / Space in Member States / Germany

Mit mehr als 400 Unternehmensneugründungen über die ESA wurde ein neuer Meilenstein erreicht. Die Initiative zum Einsatz von Raumfahrttechnologie und Expertenwissen bei der Schaffung neuer Geschäftsfelder und Arbeitsplätze in ganz Europa unterstützt auch die lokale Wirtschaft und die Wettbewerbsfähigkeit Europas.

Dank der entstandenen Start-ups und der engagierten Unternehmer, können modernste Technologien und Fachwissen aus den Europäischen Raumfahrtprogrammen eingesetzt werden, um intelligentere Lösungen auf der und für die Erde zu schaffen.

“Seit 2003 hat unsere Unternehmensgründungsinitiative mehr als 400 Unternehmen gefördert. So wird die Bedeutung der Initiative deutlich, bei der die Vorteile der Raumfahrttechnologie auf die Erde zurück gebracht werden”, so Franco Ongaro, ESA Director of Technical and Quality Management und Leiter des ESTEC Forschungs- und Entwicklungszentrums der ESA.

“Insbesondere die Mitgliedstaaten der ESA haben das Einsatzpotential der Technologien und Dienste aus dem Weltraum erkannt, um daraus neue Geschäftszweige und neue Beschäftigungsstellen entstehen zu lassen – nach unserem bewährten Förderplan. Unternehmer und kleine Unternehmen stellen uns ihre Ideen vor, und wir unterstützen sie seitens der ESA mit technischem Wissen und seitens unserer Geschäftspartner mit der erforderlichen wirtschaftlichen Beratung, um sie zu neuen, wettbewerbsfähigen Unternehmen in Europa zu machen," so Ongaro weiter. 

Aus der Initiative sind nun bereits zwölf so genannte ESA Business Incubation Centers in neun europäischen Ländern entstanden. Vier weitere sollen später in diesem Jahr noch eröffnet werden, um jährlich mehr als 130 neue Start-ups zu betreuen und zu fördern.

Ein Sensortyp, der auf dem Mars eingesetzt wurde, findet nun Verwendung im Gesundheitswesen, mit einem Satellitennavigations-Direktlieferservice kann die Entwicklung in Afrika unterstützt werden und Patienten mit Atemwegserkrankungen werden mit Daten aus der Erdbeobachtung unterstützt – dies sind nur einige der aktuellen Geschäftsideen, die in den Zentren des ESA Business Incubation-Netzwerks weiter entwickelt werden.

Vom Mars zum Gesundheitswesen

Ein Instrument, das ursprünglich bei RAL Space in Großbritannien entwickelt wurde, um die Marsatmosphäre zu untersuchen, wird nun vom Start-up Mirico eingesetzt, das im ESA Incubator in Harwell betreut wird, um medizinische Geräte und wissenschaftliche Instrumente für den Einsatz auf der Erde zu konzipieren. 

Mirico entwickelt unter anderem Instrumente zur Analyse von Spurengasen
Mirico entwickelt unter anderem Instrumente zur Analyse von Spurengasen

Diese Raumfahrttechnologie hat die Tür zu einer Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten geöffnet, von der Krankheitsdiagnose durch die Untersuchung des Atems beim Ausatmen, bis hin zu einem tieferen Verständnis der Auswirkungen des Klimawandels durch die Messung von Luftverschmutzungen in fernen und unwirtlichen Gegenden.

Aufgrund seiner Konzeption für das All hat das Instrument im Vergleich zu bestehenden Einheiten zahlreiche Vorteile: es ist wesentlich kompakter, robuster und bietet vor Ort den erforderlichen Laborstandard.

“Aufgrund der hohen Anforderungen, fördert die Raumfahrtforschung neue Technologien, die eine riesige Bandbreite möglicher Anwendungen auf der Erde haben”, erklärt Damien Weidmann, wissenschaftlicher Leiter bei Mirico.

“Diese Art von Technologie ist aufgrund der immensen Anwendungsvielfalt und des Potentials der Einsatzmöglichkeiten auf der Erde so spannend. Sie kann positive Auswirkungen auf die Gesellschaft haben, angefangen bei der Verbesserung des Gesundheitswesens bis hin zu einem besseren Verständnis des Klimawandels”, ergänzt der Business Development Director von Mirico, Mohammed Belal. 

Eine Adresse in Afrika finden

Das Team von ukowapi
Das Team von ukowapi

 

Ein anderes Start-up ist ukowapi des ESA Incubators in Darmstadt. “ukowapi” ist Suaheli und bedeutet “Wo bist Du?”

Das Unternehmen entwickelt für Kenia ein Direktliefersystem auf Satellitennavigationsbasis, um den dort ständig wachsenden E-Commerce-Sektor zu unterstützen. Aktuell besteht dort noch keine organisierte Plattform, um Angebot und Nachfrage zu befriedigen. Mit dem Service könnten Einzelhändler Onlinebestellungen schnell überall im Land dorthin liefern, wo es kein physikalisches Adresssystem gibt.

“Stellen Sie sich vor, sie können an jeden Punkt in Kenia fahren, an dem die Straßen keinen Namen haben”, erklärt der CEO von ukowapi, Steve Odhiambo.

“Unser Service ermöglicht den Zugriff auf eine Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen, sowohl auf lokaler als auch globaler Ebene, einfach nur durch die Erreichbarkeit. Die Lieferung erfolgt mit Elektroscootern. Das dient nicht nur der Verringerung des CO2-Fußabdrucks, sondern minimiert auch die Betriebskosten drastisch.”

Zur Kostenreduzierung plant ukowapi außerdem die Installation von Sonnenkollektoren zum Aufladen der Scooter. Für Lieferungen ist außerdem eine solarbetriebene Transportbox in Planung.

Beim Europäischen Satelliten-Navigations-Wettbewerb 2014 hat ukowapi den Hessischen Galileo Masters Wettbewerb gewonnen und war zweiter in der Gesamtwertung bei einer Konkurrenz von über 400 Teilnehmern weltweit.

Wie Informationen über die Umweltverschmutzung die Gesundheit schonen

 

Im ESA Incubator in Portugal entwickelt SpaceLayer Technologies die App SOUL, um die Risiken durch Luftverschmutzung zu minimieren. Die App setzt Erdbeobachtungsdaten ein und liefert so Alarmmeldungen zur Luftqualität, insbesondere für Patienten mit Atemwegserkrankungen, wie beispielsweise Asthma.

Abgesehen von den Risiken der Luftverschmutzung für Menschen mit Gesundheitsproblemen, beeinträchtigt sie natürlich auch die Produktivität und Gesundheit im Allgemeinen. Luftverschmutzung kann zu Krankheiten, wie beispielsweise Schnupfen, Bindehautentzündung und Hautkrankheiten führen.

“Das Konzept sieht vor, Daten aus einem Netzwerk von fahrzeugmontierten Sensoren, aus Erdbeobachtungsbildern von Satelliten und dem medizinischen Profil der betreffenden Personen auszuwerten und Vorhersagen zu aktuellen und bevorstehenden Belastungssituationen zu treffen”, erläutert Paulo Caridade, CEO von SpaceLayer Technologies. “Auf diese Weise kann der Benutzer entscheiden, wie er die belastende Situation vermeidet oder den Einfluss der Belastung vermindert.” Von Unternehmensseite wird erwartet, dass die App in diesem Jahr noch fertiggestellt wird.

ESA Business Incubation - Die Gründerinitiative für Erde und Weltraum

 

Die Initiative wurde vor 13 Jahren als Teil des ESA Technologietransfer-Programms ins Leben gerufen, um Unternehmer und Start-ups beim Anstoßen Ihrer Geschäftsideen auf der Grundlage der Raumfahrtforschung und -entwicklung zu unterstützen.

Bis Ende 2016 wird die Initiative Inkubationszentren in den Niederlanden, Deutschland, Italien, Großbritannien, Belgien, Frankreich, Spanien, Portugal, Schweden, in der Tschechischen Republik, Österreich, Irland und der Schweiz unterhalten und Start-ups an mehr als 20 Standorten von Business-Incubators unterstützen.

Normalerweise nehmen die Inkubationszentren drei oder vier Mal pro Jahr in einem europaweiten Auswahlverfahren neue Unternehmen auf. Abgesehen von einem Büro erhält jedes Start-up ein Startkapital von 50.000 Euro und weitere Mittel von Finanzdienstleistern oder Venture-Capital-Gebern.

Während der zweijährigen Betreuungsdauer in einem der Center haben die Unternehmen Zugang zu internationalen Netzwerken, Unterstützung der nationalen Forschungsinstitute und Industriepartnern, aber sie werden auch geschäftlich betreut.

Weitere Informationen zum ESA Business Incubation-Netzwerk finden Sie hier.

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