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Europas Zukunft in der Raumfahrt

13/12/2016 4187 views 15 likes
ESA / Space in Member States / Germany

Europas Raumfahrtminister haben sich für ein Gipfeltreffen in Luzern getroffen, um über die Zukunft einiger der wichtigsten Missionen wie die Internationale Raumstation (ISS) und die ExoMars-Mission zu sprechen.*

Luzern bot eine malerische Kulisse für den Weltraumgipfel der ESA - das wichtige Ministertreffen, das alle zwei Jahre stattfindet, und die 22-EU-Mitgliedstaaten, die 48 Stunden über ein Thema reden: Europas Zukunft im Weltraum.

Nach dem Gruppenfoto wurden die Türen geschlossen, um über die großen Themen zu diskutieren: die Zukunft der ExoMars-Mission und der ISS.

"Ein Ministertreffen ist nie einfach. Das ist mein 6. Ministerrat, der erste auf Seiten der ESA und ich kann Ihnen versichern, es ist nie einfach!", sagt Daniel Neuenschwander, ESA-Direktor für Raumfahrtzeugträger.

Pascale Ehrenfreund, Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, ergänzt:

"Es ist immer schwierig, einen Konsens zu finden. Wir werden uns immer einig, deshalb können wir immer ein erfolgreiches Ergebnis vorweisen. Aber die Nächte und die Tage sowie die frühen Morgenstunden sind immer wirklich anstrengend."

Im Vorlauf des Treffens lief nicht alles glatt: Vergangenen Monat zerschellte die ExoMarssonde Schiaparelli auf dem Mars, anstatt sanft zu landen.

Und für die ExoMars-Mission gibt es eine Finanzlücke von 436 Millionen Euro. Laut Branchenkennern besteht die Gefahr, dass das europäisch-russische Prestigeprojekt aufgegeben werden könnte.

Vincenzo Giorgio, Vizepräsident für Wissenschaft und Erkundung bei Thales Alenia Space sagte: "Sicherlich gab es einige Zweifel. Aber das Vertrauen blieb, denn jeder wusste, dass wir weitermachen. Wir haben weitergearbeitet, als ob die die Finanzierung gesichert wäre."

ExoMars wird fortgesetzt

Die Fortsetzung vom ExoMars-Projekt scheint die richtige Entscheidung: Die italienische Regierung setzte hohe Maßstäbe mit dem Versprechen, zusätzliche 35 Millionen Euro bereitzustellen:

"Ich glaube nicht, dass es um Streit zwischen den Ländern geht, es ist eine Frage der verschiedenen Sichtweisen. Italien hat seine Prioritäten und meine Intervention gründete sich auf dieser Prioritätenliste und dafür ist ExoMars wichtig", erklärt Stefania Giannini, italienische Bildungs- und Forschungsministerin.

Im Pokerspiel der Weltraumpolitik ist ExoMars der Gewinner: Großbritannien und Frankreich stellen ebenfalls zusätzliche Mittel bereit und gewährleisten die Finanzierung der 2020 Rovermission bis zur Fertigstellung.

Diese Entscheidung wurde durch diese neuen hochauflösenden Bilder vom Mars untermauert, die der Satellit "Trace Gas Orbiter" gerade geliefert hat.

"Es gibt Herausforderungen, die Dinge laufen nicht immer glatt. Man lernt daraus und macht weiter. Aber ich glaube, es hilft sicherlich, dass wir zeigen können, dass wir bereits aus dem ersten Teil des ExoMars-Projekts Nutzen ziehen können. Aber es geht auch um das Potenzial für die Auswirkungen und die Begeisterung, die diese Mission mit sich bringt und die Wissenschaft, die daraus entsteht", so David Parker, ESA-Direktor für bemannte Raumfahrt und Roboter-Erkundungen.

Das zweite große Weltraumprojekt in Geldnöten, um das es in Luzern ging, war die Internationale Raumstation. Die Finanzierung scheint bis 2024 gesichert. Aber die große Frage ist, was danach und was mit der ISS passiert.

Deutschland leistete einen Beitrag, der den Erhalt der Raumstation bis 2024 erlaubt

"Deutschland leistete einen Beitrag, der den Erhalt der Raumstation bis 2024 erlaubt. Unsere Regierung hat sich für diesen Zeitraum verpflichtet. Was danach passiert, werden wir jetzt, im kommenden Jahr, mit unseren europäischen Partnern diskutieren", so Pascale Ehrenfreund.

Jean-Yves Le Gall, Präsident der französischen Raumfahrtagentur CNES fügt an:"Die Zukunft wird in Diskussionen zwischen den Partnern der Internationalen Raumstation entschieden. Wir sind ziemlich sicher, dass es weitere Erkundungen geben wird. Man spricht in diesem Zusammenhang vom Mond, man spricht vom Mars. Aber ich dachte immer, dass sich die beiden Erkundungen nicht gegenseitig ausschließen."

Aber längst nicht für alle Projekte lief es gut in Luzern: Die Asteroidenmission AIM (Asteroid Impact Mission) bekam nicht die benötigten 100 Millionen Euro, um in der bisherigen Form weiterzumachen. Warum scheiterte die Mission, die die Erde durch Ablenkung gefährlicher Asteroiden schützen will?

"Wir mussten eine Menge Geld zuschießen, alle Länder mussten viel Geld dazugeben, um die Raumstation und auch die ExoMars-Mission abzusichern sowie die anderen Programme. Das war der Grund, nicht mangelndes Interesse", so Ehrenfreund.

Die wichtigsten Ergebnisse der Konferenz: Insgesamt 508 Millionen Euro jährlich werden für einige Großprojekte, deren Start kurz bevorsteht, ausgegeben. David Parker meint: "2018 wird ein tolles Jahr. Wir werden das James Webb Weltraumteleskop starten, das bisher größte Weltraumteleskop. Die europäische Mission BepiColombo wird zum Merkur fliegen. Wir arbeiten hart am Wissenschaftsprogramm für eine Mission zum Jupiter und seinen Eismonden, die unglaublich werden wird."

Millioneninvestitionen in den Bereichen Erdbeobachtung und Telekommunikation

Weiteres Ergebnis: Europas Trägerrakete Ariane 5 wird bis 2020 nach und nach durch das weniger kostspielige und flexiblere Nachfolgemodell Ariane 6 ersetzt werden. 

Millionen Euro werden in die Erdbeobachtung und die Telekommunikation gesteckt. Und Millionenbeträge werden in Verträge mit Unternehmen auf dem ganzen Kontinent fließen.

"Wir sind auf ein kleines schwedisches Unternehmen in einem ganz bestimmten Bereich angewiesen, wir brauchen die Deutschen, die Italiener, die Spanier und die Franzosen. Das europäische Raumfahrtteam muss zusammenhalten, um beispielsweise mit den Amerikanern auf einer Höhe zu sein, die zehn Mal mehr in diesem Bereich ausgeben als wir Europäer", so Thierry Mandon, französischer Staatssekretär für Universitäten und Forschung.

Insgesamt verabschiedete der Ministerrat ein Budget von 10,3 Milliarden Euro für die nächsten drei bis acht Jahre. Das lag zwar ein bisschen unter den von der ESA geforderten 11 Milliarden, war aber ein klares Zeichen des politischen Vertrauens in den europäischen Raumfahrtsektor.

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