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André Kuipers in der Cupola auf der ISS.
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"I'll go where your music takes me..."

16/01/2012 919 views 1 likes
ESA / Space in Member States / Germany

Seit Anbeginn der bemannten Raumfahrt wird an Bord Musik gehört. Zwischen Musik und den Weiten des Weltraums scheint generell eine enge Verbindung zu bestehen, so sind denn auch einige Stücke der Popkultur untrennbar mit dem All verbunden.

Bestimmte Melodien haben Eingang ins kollektive Gedächtnis gefunden: Der Walzer ‚An der schönen blauen Donau’ von Johann Strauss erinnert uns an die klassische Filmsequenz aus ‚2001: Odyssee im Weltraum‘, in der ein Shuttle an eine Raumstation in der Umlaufbahn andockt. Bei den allerersten Noten, die im Weltraum zu hören waren, handelte es sich jedoch um ein hawaiianisches Lied, das im Dezember 1965 per Funk an die Crew von Gemini 7 übertragen wurde.

In den späten 1960er Jahren wurden erste Musikkassetten auf Apollo-Flügen mitgeführt. Die Kassetten enthielten Musikaufnahmen, die im Verlauf des Fluges jedoch mit den Daten und Beobachtungen der Astronauten überspielt wurden. Apollo 8 war die erste Mission, die Musik-kassetten an Bord hatte. Die Aufnahmen enthielten von Country- und Westernstar Buck Owens eigens eingespielte Songs.

Die Raumstation aus dem Film "2001: Odyssee im Weltraum"
Die Raumstation aus dem Film "2001: Odyssee im Weltraum"

Die Apollo11-Crew, die als erste auf dem Mond landete, konnte der ‚Symphonie aus der Neuen Welt’ von Dvorak lauschen. Als 1971 dann Apollo 15 auf dem Erdtrabanten landete, war die musikalische Vielfalt bereits deutlich größer - an Bord erklangen Songs von den Beatles, Simon & Garfunkel, The Moody Blues und natürlich Frank Sinatras ‚Fly me to the Moon‘.

Warum nehmen Astronauten Musik mit ins All? Laut NASA-Astronaut Steve Robinson „zählt Musik zu den persönlichsten Dingen, die man in den Weltraum mitnehmen kann. Wenn du deine Musik dabei hast, fühlst du dich überall ein bisschen zuhause.”

Tatsächlich hat Musik Auswirkungen auf unser Erinnerungs- und Assoziationsvermögen. Eine Reihe seriöser Studien hat gezeigt, dass Musik positiven Einfluss auf Leistungsfähigkeit, Lernvermögen und Aufmerksamkeit hat. Musik kann entspannend wirken und im Körper Hormone wie Oxytocin freisetzen, das konstruktive Zusammenarbeit und Einfühlungsvermögen fördert.

ESA-Astronaut Thomas Reiter an Bord der Mir
ESA-Astronaut Thomas Reiter an Bord der Mir

Zudem ist Musik auch ein gutes Mittel zur kulturübergreifenden Kooperation im Weltraum. So wusste der kanadische Astronaut Chris Hadfield bereits bei der Vorbereitung eines Shuttle-Fluges zur Weltraumstation Mir, dass er dort auf den ESA-Astronauten und hervorragenden Gitarristen Thomas Reiter treffen würde. Und ihm war bekannt, dass die alte, auf der Mir zurückgelassene Gitarre nicht mehr zu reparieren war. Deshalb ließ er eine elektrische Gitarre so umbauen, dass er sie zusammenklappen und in seinem Gepäck unterbringen konnte. Bei ihrem Stelldichein im Weltraum konnten Hadfield und Reiter so gemeinsam musizieren und Popsongs und russische Volkslieder zu Gehör bringen.

Musik ist eine Inspirationsquelle und vermittelt Gefühle oft viel besser als das geschriebene Wort. „Bei manchen Melodien, Akkorden oder Musiktexten bekomme ich Gänsehaut”, so Hadfield. „Und gerade da oben passierte mir das ziemlich oft.”

Dan Burbank mit einer Gitarre
Dan Burbank mit einer Gitarre

Dem derzeitigen ESA-Astronauten auf der ISS, André Kuipers, ergeht es ebenso. Er ist großer Musikfan und hat einen breiten Musikgeschmack, der von Armin van Buuren bis Albinioni und von Vangelis bis Vaughan-Williams reicht. Für die knapp bemessene Freizeit während seiner fünfmonatigen PromISSe-Mission wollte André Kuipers unbedingt die geeignete Musik dabei haben. Daher nahm er sich viel Zeit, um gemeinsam mit seinen Verwandten und Freunden die richtigen Stücke zusammenzutragen.

Aber im Gegensatz zur Mission im Jahr 2004, bei der André Kuipers drei Mini-CDs im Gepäck hatte, oder Astronauten früherer Zeiten, die noch Bänder bzw. Kassetten mit ins Weltall nahmen, wird die Musikauswahl heutzutage in Form digitaler Dateien an die ISS übermittelt, etwa so, wie wir uns Songs auf unsere Laptops oder Smartphones laden (Musiker können übrigens auch das bordeigene Keyboard auf der ISS benutzen).

Steve Hogarth and Steve Rothery zu Besuch am ESTEC.
Steve Hogarth and Steve Rothery zu Besuch am ESTEC.

Musik kann einerseits etwas sehr Persönliches sein, andererseits aber auch viele Menschen miteinander verbinden. So kann auch die sehr persönliche Musikauswahl André Kuipers‘ für andere Menschen eine Quelle der Inspiration sein. Netterweise hat André Kuipers uns seine Playlist zur Verfügung gestellt. So können wir uns noch besser vorstellen, was er auf der ISS erlebt.

Zusätzlich zu diesem musikalischen Feuerwerk im Weltraum sandten mehrere Bands und Musiker Grüße zur Station, als sie erfuhren, dass André Kuipers ihre Musik mochte, darunter die britische Rockband Marillion, Nick Mason von Pink Floyd, die bekannten niederländischen Musiker Fluitsma und Van Tijn und der Gitarrist Harry Sacksioni.

Aufgrund seines derart ausgeprägten Interesses für Musik war André Kuipers am Weihnachtstag auch im populären Musikprogramm Top 2000 des staatlichen niederländischen Senders Radio 2 zu hören. Rekordverdächtige 11,2 Mio. Hörern aller Altersgruppen lauschten gespannt. Die dort gespielten Top2000-Songs sind ebenfalls Bestandteil der Playlist.

André Kuipers‘ komplette Playlist finden Sie unter: Playlist[web].pdf

André Kuipers‘ Lied des Tages finden Sie auf seinem Blog unter:blogs.esa.int/andre-kuipers

Wenn Sie André Kuipers einen Song schreiben oder widmen wollen oder weitere Vorschläge für seine Playlist haben, schreiben Sie an: contactesa@esa.int

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