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Eröffnung des ESA BIC Oberpfaffenhofen
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Oberpfaffenhofen ist vierte ESA-„Brutstätte“ für innovative Firmen

03/08/2009 3231 views 1 likes
ESA / Space in Member States / Germany

Am 3. August eröffneten die ESA, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), der Freistaat Bayern und die Kreissparkasse Starnberg in Oberpfaffenhofen das vierte ESA Business Incubation Centre (BIC) in Europa. In den nächsten vier Jahren sollen dort 40 Unternehmensgründungen unterstützt werden.

In Anwesenheit von Jean-Jaques Dordain, dem Generaldirektor der ESA, dem Vorstandsvorsitzenden des DLR Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner und dem Bayerischen Staatsminister für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie, Martin Zeil wird die damit eingegangene Kooperation zwischen der ESA und dem DLR auf dem Gebiet des Technologietransfers aus der Raumfahrt in Verbindung mit der Unterstützung von Unternehmensgründungen in Oberpfaffenhofen besiegelt. So werden jungen Firmen und Unternehmensgründern ideale Umgebungsbedingungen geboten, in denen sie Know-How aus der Raumfahrt in marktfähige Produkte umsetzen können. An dem Standort mit einer langen Tradition in der europäischen Luft- und Raumfahrtgeschichte findet eine damit einzigartige Bündelung europäischer und deutscher Kompetenzen statt, die auch den Nutzern des vierten ESA-BICs zugute kommen wird.

BIC: „Brutstätte“ für junge Unternehmen

Es ist ein europaweites Problem: Junge Unternehmer oder auch Absolventen aus Universitäten oder Hochschulen haben innovative Produkt- und Geschäftsideen und wollen sie möglichst schnell verwirklichen. Den meisten fehlen aber Know-How und Geld, um aus den ersten Entwürfen wettbewerbsfähige Produkte oder Dienstleistungen entstehen zu lassen. Hier springen seit Jahren Gründerzentren – im europäischen Sprachgebrauch auch als Business Incubation Centres (BIC) bezeichnet – ein. Sie unterstützen die noch unerfahrenen Firmengründer mit Fördermitteln und beim Aufbau des Unternehmens. Oft werden für die Startphase Räume, technische Kapazitäten sowie Berater zur Verfügung gestellt, die sie bei den ersten Schritten ins Geschäftsleben begleiten.

Die ESA hat sich 2003 entschlossen, im Rahmen ihres Technologietransfer Programms ebenfalls BICs einzurichten, um jungen Firmen die Chance zu geben, Technologien und Know-How aus der Raumfahrt in neue innovative Produkte oder Dienstleistungen umzusetzen. So entstanden in den letzten Jahren in Noordwijk (Niederlande), Frascati (Italien) und Darmstadt (Deutschland, Bundesland Hessen) drei erfolgreiche BICs, die nun durch das vierte Zentrum in Oberpfaffenhofen (Bundesland Bayern) ergänzt werden.

Die vier Gründerzentren wurden bewusst im Umfeld von Institutionen der ESA und in Oberpfaffenhofen beim DLR angesiedelt. So ist eine fachliche Beratung und Unterstützung gewissermaßen auf kürzestem Weg möglich. Das wird in Noordwijk durch das Technologiezentrum ESTEC, in Darmstadt durch das Satellitenkontrollzentrum ESOC, in Frascati durch das Zentrum für Erdbeobachtung ESRIN und in Oberpfaffenhofen durch mehrere Institutionen des DLR gewährleistet.

Innovative Produkte mit Raumfahrttechnologie

Bisher wurden 65 Firmengründungen in den drei ESA-BICs begleitet und zum Erfolg geführt. Das deutsch-niederländische Unternehmen iOpener hat beispielsweise mit seinem in einem ESA-BIC entwickelten Produkt einen Venture Capitalgeber überzeugen können, 4,1 Millionen Euro Risikokapital für die künftige Produktion und Vermarktung bereitzustellen. Unter Nutzung einer bei der ESA entwickelten Technologie aus der Satellitennavigation zur effizienten Übertragung von Telemetriedaten aus bewegten Objekten haben die Firmengründer ein einzigartiges Verfahren zur Verbindung realer Wettbewerbe mit der virtuellen Welt von Spielen geschaffen. So können die Spieler zum Beispiel parallel zu einem wirklich stattfindenden Formel 1-Rennen "live" auf ihrem Computer gegen die Fahrer im Rennen antreten.

CESAH: Ideenschmiede in Hessen

Verschiedene Schwimmer für G WaLE von etamax space
Verschiedene Schwimmer für G WaLE von etamax space

Auch das von der ESA geförderte Gründerzentrum in Darmstadt, das unter dem Namen Centrum für Satellitennavigation Hessen GmbH (CESAH) firmiert, hat sich erfolgreich etabliert. Im Jahr 2009 wurden bislang 12 Projekte betreut. CESAH sieht seinen Schwerpunkt in der Förderung von Firmen, die sich mit neuartigen Produkten und Dienstleistungen rund um die Satellitennavigation beschäftigen. Das schließt aber nicht die Unterstützung anderer Ideen, die mit dem Know-How des ESOC vereinbar sind, aus. Ein besonders interessantes Inkubationsprojekt realisiert die Firma etamax space mit G-WaLe. Ihr Geschäftsführer Holger Sdunnus war damit 2006 der Regionalsieger des Wettbewerbs „European Satellite Navigation Competion“ in Hessen und wird seit 2007 im CESAH durch die ESA gefördert. G-WaLe ist das erste Wasserstandsmesssystem für Flüsse, das Signale von Navigationssatelliten nutzt und dadurch den aktuellen Wasserpegel gefährdeter Flussabschnitte nahezu in Echtzeit messen und melden kann. Potentielle Kunden sind vor allem Behörden, die für den Hochwasserschutz und die Verwaltung von Wasserressourcen zuständig sind. Aber auch die Versicherungswirtschaft interessiert sich für das Projekt, um mit dem System die Schadensprognosen überfluteter Gebiete präzisieren zu können.

ESA-BIC stärkt Standort Oberpfaffenhofen

Der vierte BIC-Standort in Oberpfaffenhofen soll der Erfolgsgeschichte nun weiteren Schwung verleihen. Das neue Zentrum wird von der Anwendungszentrum GmbH Oberpfaffenhofen (AZO) betrieben und ist im Aerospace Technology Park Oberpfaffenhofen (ASTO) angesiedelt. In unmittelbarer Nähe befinden sich unter Anderem die DLR-Institute für Robotik und Mechatronik, Kommunikation und Navigation sowie Hochfrequenztechnik und Radarsysteme. Damit steht den Firmengründern die Beratungskompetenz für ein weites Feld an verschiedenen Raumfahrttechnologien zur Verfügung.
„Im Einklang mit den Zielen unseres Technologietransfer Programms und dem darin eingebundenen Start Up Programm der ESA werden wir hier Unternehmensgründungen fördern, die Ergebnisse der Raumfahrtforschung in kommerzielle Anwendungen überführen und damit neue Arbeitsplätze schaffen.“ erklärte Frank M. Salzgeber, Head of Technology Transfer Programme Office der ESA und ergänzte: „Ich freue mich, dass der Raumfahrtstandort Oberpfaffenhofen, der ja eine lange Tradition hat, durch unser neues BIC nachhaltig gestärkt wird.“

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