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Rosettas Blick auf ihren Zielkometen durch das Teleobjektiv der OSIRIS-Kamera. Der kleine Kreis neben dem Sternhaufen M107 markiert den Kometen. Er ist zum Zeitpunkt der Aufnahme rund fünf Millionen Kilometer entfernt.
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Rosetta hat „Chury“ ins Visier genommen

28/03/2014 2285 views 7 likes
ESA / Space in Member States / Germany

Nachdem Rosetta kürzlich aus ihrem Tiefschlaf geweckt wurde, hat die Raumsonde nun erstmals das Ziel Ihrer langen Reise erspäht: den Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko.  

Die ersten beiden Bilder des Kometen seit dem Aufwecken Rosettas aus ihrem über 30-monatigen Tiefschlaf datieren auf den 20. und 21. März. Geschossen hat sie die OSIRIS-Kamera an Bord der Sonde. Sie stammen jeweils vom Weitwinkel- und Teleobjektiv des Kamerasystems. OSIRIS steht für „Optical, Spectroscopic and Infrared Remote Imaging System“, es sind sozusagen Rosettas Augen, die ab Juli den Zielkometen immer genauer studieren werden und mit deren Hilfe ein geeigneter Landeplatz für den Philae-Lander ausgesucht wird. Die Landung auf dem rund vier Kilometer großen Kometenkern ist für November geplant.

Aus fünf Millionen Kilometer Distanz

Etwas Geduld müssen die Kometenforscher allerdings noch aufbringen, denn Rosetta ist immer noch rund fünf Millionen Kilometer von 67P/Churyumov-Gerasimenko entfernt. Der verbleibende Abstand zu „Chury“, so kürzen die Experten bisweilen seinen etwas sperrigen Namen ab, entspricht dem 13-fachen der Erde-Mond-Distanz. Deshalb ist selbst auf dem Telefoto der Komet nur ein lichtschwaches Pünktchen und nimmt lediglich einen Bildpixel ein. Um genügend Licht des noch fernen Schweifsterns einzusammeln, musste eine Serie von Belichtungszeiten zwischen 60 und 300 Sekunden durchgeführt werden.

In der Weitwinkelansicht der OSIRIS-Kamera sind Wasserstoffgas und Staubwolken im Sternbild Ophiuchus zu erkennen. Der weiße Rahmen zeigt die Lage des Ausschnitts, der mit der Telekamera aufgenommen wurde.
In der Weitwinkelansicht der OSIRIS-Kamera sind Wasserstoffgas und Staubwolken im Sternbild Ophiuchus zu erkennen. Der weiße Rahmen zeigt die Lage des Ausschnitts, der mit der Telekamera aufgenommen wurde.

Laut Holger Sierks, dem wissenschaftlicher Leiter des OSIRIS-Teams vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen, hat das Kamerasystem seine lange Auszeit offenbar gut überstanden, alles funktioniert wie erwartet. „Nach zehnjähriger Anreise durchs All nun endlich unser Ziel vor uns zu sehen, ist ein unbeschreibliches Gefühl“, so Sierks. Die ersten beiden Bilder reisten per Funk durchs Weltall, 37 Minuten brauchten ihre Daten, um die 660 Millionen Kilometer bis zur Erde zu überwinden.

Neben OSIRIS werden momentan nach und nach alle wissenschaftlichen Instrumente und die anderen Bordsysteme genau getestet - ein Prozess, der sich über viele Wochen hinzieht. Beim Blick auf die ersten Bilder des Zielkometen schaut Matt Taylor vom ESTEC-Zentrum im niederländischen Noordwijk auch gleichzeitig in die Zukunft: „Ein toller Start für die Inbetriebnahme unserer Instrumente. Bis zur Ankunft am Kometen sind es nur noch wenige Monate und wir freuen uns darauf, bald wieder alle elf Instrumente und den Philae-Lander einsatzbereit zu haben.“ Taylor ist der Projektwissenschaftler der Rosetta-Mission.

Rendezvous mit Chury

Ab Mai wird die Spannung steigen, dann sollen eine Reihe kritische Manöver die Flugbahn Rosettas soweit ändern, dass die Sonde auf den richtigen Kurs für ein Rendezvous mit Chury gerät. Die betreffenden Befehle dazu werden von den Ingenieuren im Darmstädter ESOC-Zentrum ausgearbeitet und von den ESA-Antennen, beispielsweise im spanischen Cerebros, an Rosetta gefunkt. Denn mit ihrem momentane Kurs würde die Sonde den Kometen um 50.000 Kilometer verfehlen und mit 800 Metern pro Sekunde an dessen Kern vorbeirasen.

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Simulation: Wann kommt Chruys Kometenkern in Sicht?
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Die Annäherung wird schrittweise erfolgen. Nach und nach wird der Komet im Blickfeld von OSIRIS größer werden, ab Mitte Juli wird man bereits Oberflächenmerkmale auf seinem Kern ausmachen können. Schon im August sollen Rosetta und Chury nur noch Hundert Kilometer trennen, dann wird der Komet für das Teleobjektiv von OSIRIS von einem Lichtpünktchen zu einem bildfüllenden Brocken angewachsen sein. Die aktuellen Fotos machen den Forschern bereits Appetit auf mehr, Sierks: „Diese ersten Bilder, die aus einer solch riesigen Entfernung gelungen sind, zeigen, dass OSIRIS für das bevorstehende Abenteuer gerüstet ist.“ Im Hinblick auf die mehr und mehr steigende Erwärmung Churys durch die Sonne ergänzt der Planetenforscher: „Bald schon werden wir verfolgen, wie die Aktivität des Kometen erwacht.“

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