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Sigmund Jähn: Der erste Deutsche im All

23/08/2018 5027 views 10 likes
ESA / Space in Member States / Germany

Vor vierzig Jahren wurde Sigmund Jähn der erste Deutsche im All. Am 26. August 1978 flog der damalige DDR-Bürger im Rahmen des Interkosmos-Programms der Sowjetunion an Bord der Sojus 31 zur russischen Raumstation Saljut 6.

Jähn startete als Forschungskosmonaut an Bord der Sojus 31 mit seinem Kommandanten, dem Veteranen Valeri Bykovsky. Gemeinsam flogen sie zur Saljut 6, wo Jähn 25 Experimente in den Bereichen Fernerkundung, Medizin, Biologie, Materialwissenschaft und Geophysik durchführte.

Jähn und Bykovsky kehrten am 3. September 1978 mit der Sojus 29 zur Erde zurück, nach 124 Umlaufbahnen und sieben Tagen, 20 Stunden und 49 Minuten im All, woraufhin Jähn den Titel Held der Sowjetunion erhielt.

Wie alles begann

Sigmund Jähn und sein sowjetischer Kommandant Valery Bykovski
Sigmund Jähn und sein sowjetischer Kommandant Valery Bykovski

Sigmund Jähn wurde am 13. Februar 1937 in Morgenröthe-Rautenkranz im sächsischen Vogtland geboren. Bis 1951 besuchte er die Schule in seiner Heimatstadt, danach machte er bis 1954 eine Ausbildung zum Buchdrucker in Klingenthal. Im Anschluss arbeitete er für kurze Zeit als Pionierjugendleiter an einer Schule in Hammerbrücke.

1955 trat Jähn in die Luftstreitkräfte der Nationalen Volksarmee (LSK) ein. Er absolvierte seine Grundausbildung und wurde 1956 Offiziersschüler an der Fliegerschule der Luftwaffe in Kamenz und ab Mai 1957 in Bautzen. 1958, nach zweijähriger Ausbildung, begann Jähn als Pilot in einer LSK-Jagdstaffel. Von 1961 bis 1963 war er stellvertretender Kommandant für politische Arbeit und ab 1965 Leiter der Lufttaktik und des Luftkampfes.

1966 wurde er von der LSK zum Studium an der Yuri Gagarin Air Force Academy in Monino bei Moskau entsandt. Er schloss 1970 sein Studium der Militärwissenschaften ab. Von 1970 bis 1976 war er in der Verwaltung der DDR-Luftwaffe tätig, wo er für die Pilotenausbildung und Flugsicherheit zuständig war.
Am 13. Juli 1976 bot die Sowjetunion Kosmonautenflüge in die am Interkosmos-Programm teilnehmenden Länder an. Dabei handelte es sich um Sojus-Missionen zur Raumstation Saljut 6. Am 10. November 1976 schickte die ehemalige Deutsche Demokratische Republik (DDR) vier Kandidaten in das Kosmonauten-Trainingszentrum in Star City bei Moskau, darunter Jähn.
Am 25. November 1976 wurde Jähn zusammen mit seinem zukünftigen Ersatzmann Eberhard Köllner für das Kosmonautentraining ausgewählt. Ab dem 4. Dezember absolvierten beide Kandidaten die Grundausbildung und ab Januar 1977 die Weiterbildung bei den ihnen zugewiesenen russischen Kommandeuren. Vom 22. August 1997 bis 9. August 1978 fand eine missionsspezifische Ausbildung statt.

Rückkehr zur Erde und ESA

Sigmund Jähn bei der Verleihung der Urania-Medaille 2017 an ESA-Astronaut Alexander Gerst mit Michael Müller, Bürgermeister von Berlin; Urania; Alexander Gerst; Gabriele Thöne, CEO Urania; Jan Wörner, ESA-Generaldirektor; Ulrich Bleyer, Direktor Urania
Sigmund Jähn bei der Verleihung der Urania-Medaille 2017 an ESA-Astronaut Alexander Gerst mit Michael Müller, Bürgermeister von Berlin; Urania; Alexander Gerst; Gabriele Thöne, CEO Urania; Jan Wörner, ESA-Generaldirektor; Ulrich Bleyer, Direktor Urania

Nach seinem Raumflug übernahm Jähn die Leitung des neu geschaffenen Raumfahrt-Trainingszentrums der Luftwaffe in Eggersdorf bei Strausberg und hielt diese Position bis zur Wiedervereinigung Deutschlands. Am 2. Oktober 1990 wurde die DDR-Luftwaffe aufgelöst und Jähn mit dem Rang eines Generalmajors entlassen.
Danach arbeitete er als freier Berater für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Gagarin Cosmonaut Training Center bei Moskau und ab 1993 auch für die ESA im Auftrag des Europäischen Astronautenzentrums in Köln. Hier betreute er die deutschen und europäischen Astronauten bei der Vorbereitung der Missionen Mir-92 (Klaus-Dietrich Flade und Reinhold Ewald), Euromir-94 (Ulf Merbold und Pedro Duque), Euromir-96 (Thomas Reiter und Christer Fuglesang) und Mir-97 (Reinhold Ewald und Hans Schlegel).
Jähn war bis zu seiner Pensionierung 2002 als ESA-Berater in Star City tätig. Seitdem ist er ein unermüdlicher Botschafter der Weltraumforschung und nimmt an Veranstaltungen, Vorträgen und Foren in ganz Europa teil. Er spielte auch eine Schlüsselrolle bei der Gründung der internationalen Association of Space Explorers (ASE). Als Gründungsmitglied war er 1985 mehrere Jahre Mitglied des Vorstandes. Asteroid 17737 wurde 2001 zu seinen Ehren benannt.

Further reading

Interkosmos: The Eastern Bloc’s Early Space Program, by Colin Burgess & Bert Vis

DW Made for Minds: Science

Spiegel Online interview, ‘Capitalism Now Reigns in Space’

Association of Space Explorers biography

ESA biography (German)

Wikipedia biography

 

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