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Herschel und Aquila
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Weltraumteleskop Herschel beendet Mission

17/06/2013 1260 views 10 likes
ESA / Space in Member States / Germany

Mit dem vollständigen Verbrauch des flüssigen Heliumkühlmittels an Bord ging am 29. April die wissenschaftliche Mission des Weltraumteleskops Herschel zu Ende. Der Satellit diente zuletzt vorübergehend als Weltraum-Testumgebung für Missionssteuerungstechniken, die nicht während der eigentlichen Missionsphase getestet werden konnten, und leistete damit bis zum letzten Tag wertvolle Dienste.

Heute um 14:25:26 Uhr MESZ sendeten die Missionskontrolleure dem Herschel-Satelliten das letzte Kommando und beendeten damit offiziell diese überaus erfolgreiche Weltraumbeobachtungs-Mission der ESA.

Herschels wissenschaftliche Mission endete bereits im April, als die unverzichtbaren Flüssigheliumvorräte ergeschöpft waren. Diese waren notwendig, um die Instrumente der Weltraumbeobachtungsstation auf die erforderliche Temperatur nahe dem absoluten Nullpunkt zu kühlen.

Bereits kurz darauf begannen die Ingenieure des ESOC, dem ESA Satellitenkontrollzentrum in Darmstadt, Technologietests am sich noch in seinem Orbit befindlichen Satelliten durchzuführen. Obgleich er keine wissenschaftlichen Beobachtungen mehr anstellen konnte, war Herschel ansonsten noch voll funktionstüchtig.

Durchführung von Test nach dem Ende der wissenschaftlichen Mission

 

„In der Regel ist es unser vorrangiges Ziel, die maximale Ausbeute an wissenschaftlichen Daten zu erzielen. Wir würden nie Entscheidungen treffen, die die Beobachtungen unterbrechen oder den Satelliten einem Risiko aussetzen könnten“, sagt Micha Schmidt, zuständiger Herschel-Flugleiter beim ESOC. „Doch mit dem Ende der wissenschaftlichen Beobachtungen stand uns eine technisch hochentwickelte Raumsonde zur Verfügung, an der wir technische Tests durchführen und Methoden, Software sowie Systemfunktionalitäten validieren konnten, die für zukünftige Raumsonden verwendet werden können. Das war ein großer Gewinn für uns.“

Die Anfragen für die In-Orbit Validation und die durchgeführten Hard- und Software-Analysen stammten, wie Schmidt erklärt, von anderen ESOC-Missionskontrolleuren, aus der Industrie, die den Satelliten und seine Komponenten konstruiert hatten, sowie von den Teams, die für die wissenschaftlichen Instrumente verantwortlich waren.

 

„Das ExoMars-Team hatte uns beispielsweise gebeten, einige Validierungen an der Beobachtungskamera des Herschel-Teleskops vorzunehmen, da auf ihrer Mission ein ähnliches Modell zum Einsatz kommen wird. Und das Euclid-Team war an einigen Tests am Reaktionsrad interessiert,“ erklärt Schmidt.

Deponierung in einer sicheren Umlaufbahn

 

Der heute gesendete Befehl war der letzte Schritt in einer komplexen Reihe von Flugkontrollaktivitäten und Einschussmanövern, welche Herschel in eine sichere Umlaufbahn um die Sonne befördern und seine Systeme deaktivieren sollen.

Das aufregendste Ereignis ereignete sich bereits am 13. und 14. Mai, als Herschel den Großteil seiner Treibstoffe bei einem Einschussmanöver in der Rekordzeit von 7 Stunden und 45 Minuten verbrauchte.  

Dedicated Control Room (DCR) der Herschel-Mission im ESOC
Dedicated Control Room (DCR) der Herschel-Mission im ESOC

Dieses war das wichtigste einer ganzen Reihe von Manövern, mithilfe denen sichergestellt wurde, dass der Satellit von seinem Orbit um den Lagrange-Punkt 2 (L2) entfernt und in einen heliozentrischen Orbit gelenkt wird, der langsamer und höher liegend ist, als derjenige der Erde.

Um sicherzugehen, dass die Treibstoffvorräte vollständig aufgebraucht sind, wurde heute das letzte Einschussmanöver durchgeführt. Dieser Moment gab den Startschuss für den letzten Befehl des Missionskontroll-Teams. Erteilt wurde dieser über die 35-Meter große ESA-Satellitenschüssel im australischen New Norcia.

„Herschel war nicht nur eine außerordentlich erfolgreiche wissenschaftliche Mission, es diente in seinen letzten Wochen im Flug auch als wertvolle Testumgebung für den Flugbetrieb“, sagt Paolo Ferri, Leiter des ESA-Missionsbetriebs. „Dieser beeindruckende Satellit hat Europa zweifellos ein äußerst wertvolles Erbe hinterlassen.“

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