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Innenansicht des ATV
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Das Rückgrat des ATV - Oerlikon Space entwickelte die Schutzhülle des Raumtransporters

17/04/2008 905 views 1 likes
ESA / Space in Member States / Switzerland - Deutsch

Die schweizerische Firma Oerlikon Space (ehemals Contraves Space/Unaxis) gehört zu den dreissig europäischen, russischen und amerikanischen Firmen, die am Bau des Weltraumfrachters ATV (Automated Transfer Vehicle) Jules Verne beteiligt waren. Dabei war Oerlikon Space insbesondere mit der Entwicklung der Struktur des Raumtransporters betraut.

Die Firma brachte ihr Know-how bei der Ausarbeitung und Herstellung des Rückgrats (Struktur) des ATV sowie der Schutzverkleidung ein. Dafür lieferte sie zunächst ein ganz grundlegendes Teil zur Sicherung des Raumfrachters, nämlich das Modul SDM (Separation & Distancing Module). Dabei handelt es sich um eine Art riesigen Hocker, auf dem ein Frachter aufliegt, der beim Abheben nicht weniger als 19,357 Tonnen wiegt.

Rückgrat des Servicemoduls

Hendrik Thielemann, Sprecher der Oerlikon Space, vor der Struktur des ATV
Hendrik Thielemann, Sprecher der Oerlikon Space, vor der Struktur des ATV

Für das Weltraumfahrzeug selbst, das sogenannte Servicemodul, lieferte die schweizerische Firma eine komplexe Struktur aus Aluminiumlegierung, die das Rückgrat des ATV darstellt. Diese Konstruktion trägt nicht nur alle Teile des Satelliten - vom Antriebssystem bis hin zur Flugsteuerung mit der gesamten Avionik -, sondern schützt das ATV auch gegen den Aufprall kleiner Meteoriten und Kollisionen mit Weltraumabfall.

Um all diese Auflagen optimal zu erfüllen, arbeiteten die europäischen Ingenieure fünf Jahre lang intensiv an der Entwicklung dieser Struktur. Dazu wurden im Weltraumzentrum ESTEC in Noordwijk (Niederlande) Simulationsversuche durchgeführt.

Die mit der Projektleitung des Satellitenbaus betraute europäische Weltraumagentur ESA beauftragte die Abteilung Trägerraketen der EADS (Frankreich), heute Astrium Space Transportation, mit der Herstellung des Jules Verne. Dieses internationale Programm bot Oerlikon Space die Gelegenheit, sich auf dem Nischenmarkt der Satellitenstrukturen noch besser zu positionieren.

Leichtere Nutzlastverkleidung

Nutzlastverkleidung des ATV in der Fabrik in Zürich
Nutzlastverkleidung des ATV in der Fabrik in Zürich

Einen weiteren Beitrag zum Start dieses „automatischen Frachters” am 9. März 2008 in Kourou (Französisch-Guyana) leistete Oerlikon Space mit den zwei stumpf verklebten Nutzlastverkleidungen, die das ATV an der Spitze der Rakete Ariane 5 umhüllen. Diese riesigen Schalen (17 Meter hoch, 5,4 Meter Durchmesser) bestehen aus zehn Platten in Sandwichbauweise (Kern aus geschäumtem, perforiertem Aluminium), die mit einer Haut aus Harz-Kohlenstoff-Faser überzogen sind.

Die Nutzlastverkleidung schützt den mitgeführten Satelliten während des Atmosphärenflugs gegen akustische Einflüsse, die Überschallgeschwindigkeit und aerothermische Belastung. Seit dem Flug Nr. 534 der Weltraumrakete Ariane am 8. Dezember 2006 ist diese Nutzlastverkleidung übrigens mit einer neuen, leichteren Schallschutzschicht, der sogenannten Fairing Acoustic Protection (FAP), überzogen.

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