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N° 44–2008: Ministerratstagung zur Festlegung der Rolle der Raumfahrt bei der Verwirklichung globaler Ziele

20 November 2008

Die für die Raumfahrt zuständigen Ressortminister der inzwischen 18 Mitgliedstaaten der Europäischen Weltraumorganisation und Kanadas werden am 25. und 26. November im niederländischen Den Haag zusammentreffen, um die Umsetzung der Europäischen Raumfahrtpolitik und den Start künftiger Programme in Angriff zu nehmen und über die nächsten Phasen laufender Programme zu entscheiden.

 

Diese Ratstagung auf Ministerebene findet in einem für den europäischen Raumfahrtsektor ungewöhnlich positiven Kontext statt:

-Die 29 anlässlich der Tagungen des Weltraumrates* zusammentreffenden Minister der Mitgliedstaaten der ESA und der EU haben der im Jahr 2007 angenommenen Europäischen Raumfahrtpolitik (ESP) ihre volle Unterstützung zugesichert und klare strategische Ziele für die Raumfahrt gesetzt sowie vorrangige Bereiche ermittelt, zu denen insbesondere der Beitrag der Raumfahrt zur Überwachung und Eindämmung des globalen Klimawandels, zur Sicherheit, zur Lissabon-Strategie (die darauf abzielt, die EU zur wettbewerbsfähigsten Wirtschaft der Welt zu machen) und zur Exploration des Weltraums zählt.

-Die ESA hat ihre Stellung als führender globaler Akteur und zuverlässiger Partner in der internationalen Zusammenarbeit gefestigt und ist nach dem erfolgreichen Start des Columbus-Labors zur Internationalen Raumstation (ISS) und des ATV-Frachtträgers Jules Verne nun ein vollwertiger Partner bei der ISS. Zudem hat sie neue Horizonte für die Forschung im Weltraum eröffnet und die Ariane auf dem weltweiten Markt für kommerzielle Starts wieder in Führungsposition gebracht.

-Die nationalen Programme werden insbesondere in der Weltraumwissenschaft und der Erdbeobachtung vermehrt so geplant, dass sie die der ESA ergänzen und den Nutzen für Europa als Ganzes maximieren.

-Die EU ist zusammen mit der ESA und den Mitgliedstaaten ein Schlüsselakteur bei der Stärkung Europas als Raumfahrtmacht geworden, indem sie zur Deckung der Bedürfnisse der europäischen Bürger öffentliche weltraumgestützte Dienste wie das Globale Positionsbestimmungssystem Galileo einrichtet und kofinanziert und das GMES-Programm für die globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung leitet.

* Als Weltraumrat werden die gemeinsamen und begleitenden Tagungen der Räte der Europäischen Union und der ESA auf Ministerebene bezeichnet. Die erste Ministerratstagung fand im Jahr 2004 statt; im Mai 2007 nahmen die im Weltraumrat tagenden Minister von 29 europäischen Staaten die neue Europäische Raumfahrtpolitik an, die den Ansatz der ESA mit dem der verschiedenen EU-Mitgliedstaaten vereint.

Die Spitzenleistung Europas in der Raumfahrt, seine weltweit zunehmende Anerkennung und die jüngsten Erfolge sind das Ergebnis von Beschlüssen und Investitionen, die Jahre oder sogar Jahrzehnte zurückliegen. Die Tagung in Den Haag bietet den für die Raumfahrt zuständigen Ministern die Gelegenheit, die Zukunft mit erneutem Engagement und neuen Visionen zu gestalten.

Ziele der Ministerratstagung 2008

Mit ihrer Unterstützung der Europäischen Raumfahrtpolitik (ESP) haben die Minister der ESA gemeinsam mit ihren Kollegen auf EU-Ebene die politische Tagesordnung für die Raumfahrt in Europa festgelegt. Auf der Tagung des ESA-Rates auf Ministerebene in Den Haag wird diese Politik in konkrete Programme umgewandelt, in deren Rahmen die Minister für die Gewährleistung des Beitrags des Raumfahrtsektors zur Gestaltung der Zukunft Europas entscheidende Prioritäten festsetzen und die Finanzmittel entsprechend zuweisen werden.

Klar definierte Programmprioritäten, die sowohl mit den strategischen Zielen als auch der langfristigen Vision im Einklang stehen, werden Europa dabei unterstützen,

-die Vorteile der Raumfahrt für die Gesellschaft und die wissensbasierte Wirtschaft weiter auszubauen sowie Innovation, Kreativität und Wachstum zu fördern;

-die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen zur Nutzung im Alltag zu fördern;

-seine Position auf dem weltweiten Markt für Weltraumsysteme, -dienste und -anwendungen zunehmend zu stärken;

-seinen Sicherheits- und Verteidigungsbedarf in der Raumfahrt zu decken;

-den ständigen Zugang zum Weltraum sicherzustellen.

Programmtätigkeiten im Hinblick auf die gesetzten Ziele

1.Weltraumanwendungen im Dienste der Politik, der Unternehmen und der Bürger Europas

Das Programm für die GMES-Weltraumkomponente (globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung) stellt die anfänglichen Weltraumkapazitäten bereit, die für eine wirksame globale Umweltüberwachung erforderlich sind. Teil 2 des Programms für die GMES-Weltraumkomponente soll sich auf den Zeitraum 2009-2018 erstrecken und mit dem laufenden Programmteil 1 (2006-2013) überschneiden. Er wird hauptsächlich die Fertigstellung der Entwicklung der ersten Sentinel-Satellitenserie ermöglichen und zudem weiterhin einen zuverlässigen und effizienten operationellen Zugang zu von den Nutzern benötigten Erdbeobachtungsdaten anderer Missionen bereitstellen.

Die Programmteile 1 und 2 werden von der ESA und der EU gemeinsam finanziert und decken den Bedarf an operationellen Diensten, darunter Notfallmanagement, Landbeobachtung, die Überwachung der Ozeane und der Zusammensetzung der Atmosphäre. Programmteil 2 umfasst die orbitale Validierung der A-Einheiten von Sentinel-1, -2 und -3 nach der Fertigstellung und dem Start, die Anfangsphasen von Sentinel-5, die Entwicklungstätigkeiten für die B-Einheiten von Sentinel-1, -2 und -3 bis zur Flugbereitschaft, die Entwicklung von zwei Einheiten des Sentinel-4-Instruments (das im Rahmen von MTG mitgeführt wird, siehe unten) und den Sentinel-5-Vorläufersatelliten.

Auf dem Gebiet der Meteorologie wird die Entwicklung von Technologien und Systemen angestrebt, die EUMETSAT die Weiterführung und Verbesserung seiner europäischen Wetterdienste ermöglichen soll. Hierzu zählt insbesondere die nächste Generation europäischer geostationärer Wettersatellitensysteme. Das Programm für die dritte Meteosat-Generation (MTG) wird die Genauigkeit von Wettervorhersagen durch zusätzliche Messkapazitäten, eine höhere Auflösung und eine schnellere Bereitstellung der Daten verbessern. Das Programm orientiert sich an der Entwicklung der zweiten Meteosat-Generation (MSG) - einem Entwicklungsprogramm der ESA für zwei Satellitenprototypen mit einem Festbeitrag von EUMETSAT. Im weiteren Verlauf wird die ESA im Auftrag von EUMETSAT vier weitere Satelliten dieser Baureihe beschaffen. Das Entwicklungsprogramm soll von 2009 bis 2020 dauern.

Zur Aufrechterhaltung und Erweiterung der Kompetenzen der Industrie und der ESA bei den Navigationstechnologien im Hinblick auf die künftige Weiterentwicklung der europäischen Infrastruktur für globale Navigationssatellitensysteme (EGNOS und Galileo) wird eine Verlängerung des Europäischen GNSS-Weiterentwicklungsprogramms (EGEP) vorgeschlagen. Der unterbreitete Vorschlag umfasst den Zeitraum 2009-2011 und enthält 1) die Systemdefinition, den vorläufigen Entwurf und Unterstützungsstudien, 2) F&E-Tätigkeiten für GNSS-Technologien, 3) Prüfstände und Systemwerkzeuge für die GNSS-Weiterentwicklung und 4) begleitende Tätigkeiten. Ziel der Programmverlängerung ist die Vorbereitung der ersten Weiterentwicklung von EGNOS mithilfe von Pilotsystemen, um das Potenzial für neue Dienste aufzuzeigen und die bei Galileo eingesetzten Technologien im Hinblick auf künftige Nachrüstungen des Systems weiter zu verbessern.

2.Deckung des Sicherheitsbedarfs Europas

Der Weltraumrat hat die Notwendigkeit hervorgehoben, die Synergien mit dem Sicherheits- und Verteidigungssektor verstärkt auszubauen und den Dialog mit den entsprechendenen insitutitionellen Akteuren (die Europäische Kommission, das Generalsekretariat des Rates, die Europäische Verteidigungsagentur, die ESA und die Mitgliedstaaten) und geeignete Programmtätigkeiten zu planen.

Ziel der Initiative zur Erfassung der Weltraumlage (SSA) ist es, einen Beitrag zum Schutz europäischer Weltraumsysteme, insbesondere für operationelle Dienste, vor Weltraumtrümmern und Sonneneruptionen (Weltraumwetter) zu leisten, um durch die rasche Bereitstellung hochwertiger Informationen über die Weltraumumgebung, Bedrohungen und die nachhaltige Nutzung des Weltraums zur garantierten Verfügbarkeit dieser Dienste beizutragen.

Der Programmvorschlag besteht aus einem Kernprogrammteil für die Verwaltung, die Datenpolitik und -sicherheit, die Architektur und die Überwachung des Weltraums sowie drei zusätzlichen fakultativen Programmteilen: Weltraumwetter (z. B. Überwachung und Vorhersage von Strahlungsauswirkungen, Störungen der Ionosphäre, geomagnetische Störungen und Induktionsströme in großen Pipelinenetzen) und Überwachung erdnaher Objekte, Schaltungsaufbauten für Radarkomponenten in enger Koordination mit dem Allgemeinen Programm für Begleitende Technologie (GSTP, siehe unten) und Pilotdatenzentren.

3.Wettbewerbsfähige und innovative Industrieunternehmen

Hauptziel im Bereich der Telekommunikationsprogramme der ESA ist die Förderung der technologischen Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie sowie die Durchführung von Demonstrationsvorhaben, die in operationelle Systeme münden, in Partnerschaft mit Nutzern, Betreibern und Diensteanbietern. Dies erfolgt im Rahmen des ARTES-Programms (Programm für fortgeschrittene Forschung zu Telekommunikationssystemen).

Durch die Erweiterung des ARTES-Programms wird die europäische Raumfahrtindustrie über die Erforschung und Entwicklung innovativer Satellitenkommunikationstechnologie, -systeme und -anwendungen weiter gefördert, um die Industrie in die Lage zu versetzen, den Bedarf der Nutzer - öffentlicher Sektor inbegriffen - zu decken. ARTES 1 bildet das vorbereitende Element des Telekommunikationsprogramms. Die ARTES-Programmteile 3-4 und 5 sind für die allgemeine Entwicklung von Technologien, Geräten und Systemen für die Zielmärkte der Industrie und für die Modernisierung und Verbesserung bestehender Systeme ausgelegt. Der Programmteil 8 zielt zum einen auf die Kapazitätserweiterung der großen Alphabus-Plattform und zum anderen darauf ab, die Nutzung der Leistung des Satelliten Alphasat durch die Entwicklung des erforderlichen Nutzersegments und die Erhöhung der Kapazitäten des Dienstesegments zu fördern. Im Rahmen des Programmteils 11 soll die kleine geostationäre Plattform konsolidiert, ihre Wettbewerbsfähigkeit mithilfe innovativer Technologien erhöht und durch die Entwicklung des Boden- und Nutzersegments die volle kommerzielle Nutzung der mitgeführten fortschrittlichen Nutzlasten ermöglicht werden.

Mit dem als ARTES-Programmteil 7 geplanten Europäischen Datenrelaissatellitensystem (EDRS) sollen in Partnerschaft mit einem Diensteanbieter/Betreiber betriebliche Kapazitäten in der geostationären Umlaufbahn in die Wege geleitet werden, die Datenrelais- und zugehörige Dienste zur effizienten Unterstützung von ESA-Missionen und möglicherweise auch von Missionen Dritter erbringen sollen. Das EDRS soll an die Stelle des ESA-Datenrelaissatelliten ARTEMIS treten, der seit 2003 in Betrieb ist und dessen Lebensdauer in der ersten Hälfte des nächsten Jahrzehnts zu Ende gehen wird. Das Programm soll schrittweise durchgeführt werden, wobei der erste Schritt schwerpunktmäßig Dienste für GMES sowie die Möglichkeit vorsieht, weiteren kommerziellen, institutionellen und sicherheitsbezogenen Bedürfnissen Rechnung zu tragen.

Iris Phase II.1 (ARTES 10) umfasst die Entwicklung eines modernen Kommunikationsystems, das eine sicherheitskritische, satellitengestützte Kommunikation für das Flugverkehrsmanagement (ATM) ermöglicht. Dieses Programm bildet den technischen Beitrag der ESA zur Gesamtentwicklung eines neuen europäischen Flugverkehrsmanagementsystems, dem SESAR-Programm der Europäischen Kommission. Ein besonderer Schwerpunkt wird darauf gelegt, allen den Instrumentenflugregeln unterliegenden Flugzeugen den Einsatz kostengünstiger, unkomplizierter Nutzerendgeräte und Antennen zu ermöglichen. Der zu entwickelnde Kommunikationsstandard soll einen welweit nahtlosen Betrieb möglich machen. Ferner soll das Iris-Programm die für den europäischen Flugraum einzurichtende Satelliteninfrastruktur definieren. Aufbauend auf Iris Phase 1 (2007-2008) soll das Programm die Entwicklung eines neuen Satellitenkommunikationsstandards, der Nutzerendgeräte und des Boden- und Weltraumsegments sowie die durchgehende Satellitensystemintegration, die Erprobung unter vorbetrieblichen Bedingungen und die Systemvalidierung umfassen. Die Nahtstellen mit dem europäischen Gesamtflugverkehrsmanagement einschließlich der Sicherheitsanalyse unter Einbeziehung des künftigen Betreibers werden noch festgelegt. Die vorbetrieblichen Dienstekapazitäten sollen 2015 bereitstehen.

Der auf der Ministerratstagung im November unterbreitete Programmvorschlag enthält die für die Durchführung der Industriearbeiten der Phase B notwendigen Bestimmungen sowie die entsprechende Sicherheits- und Kosten-Nutzen-Analyse. Für 2011 ist eine Zwischenüberprüfung vorgesehen, bevor grünes Licht für die Inangriffnahme und die Finanzierung der Entwicklungs- und Validierungsphasen gegeben wird.

Die Förderung integrierter Anwendungen (IAP) (ESA-intern als ARTES-Programmteil 20 Phase I bezeichnet) wird die Nutzung integrierter Weltraumsysteme und -technologien (Telekommunikation, Erdbeobachtung, Meteorologie usw.) vorantreiben, die für sich stehend oder in Verbindung mit verschiedenen terrestrischen Systemen in zahlreichen operationellen Diensten für Gesellschaft und öffentliche Maßnahmen (Überwachung und Eindämmung von Naturkatastrophen, Suche und Rettung) eingesetzt werden sollen. Das Programm setzt sich aus zwei Teilen zusammen: grundlegende Tätigkeiten (erhöhte Sensibilisierung der potenziellen Nutzer, Ermittlung möglicher neuer Dienste und Vorbereitung neuer Demonstrationsprojekte) und Demonstrationstätigkeiten (Projekte zum Aufbau vorbetrieblicher Dienste). Die Diensteanbieter, die Industrie und die Nutzereinrichtungen werden von Anfang an in die Projekte einbezogen, damit sie die Dienste übernehmen können, sobald deren Tätigkeiten reif genug für die Bereitstellung nachhaltiger operationeller Dienste sind.

Außerhalb des Telekommunikationsbereichs beginnt 2009 der fünfte Abschnitt des Allgemeinen Programms für Begleitende Technologie (GSTP 5), in den die Ziele des bisher als NewPro bekannten Programmvorschlags einbezogen werden. Er umfasst folgende Unterabschnitte: Unterabschnitt 1: allgemeine GSTP-Tätigkeiten; Unterabschnitt 2: Entwicklung von Baugruppen und Komponenten bis hin zu einem hohen Technologiereifegrad (TRL); Unterabschnitt 3: sicherheitsbezogene Technologien; Unterabschnitt 4: orbitale Demonstrationen. Die Baugruppen werden Nutzern in einem Produktkatalog zur Verfügung gestellt. Dies wird Teil der Produktpolitik der von der ESA vor kurzem vorgeschlagenen Beschaffungspolitik sein mit dem Ziel, die Projektrisiken zu senken und die Wiederverwendung von Produkten zu fördern. Außerdem wird die europäische Unabhängigkeit gestärkt und es werden zugleich bahnbrechende Innovationen sowie die Förderung des Einsatzes von Technologien aus raumfahrtfremden Bereichen angestrebt.

4.Beitrag zur wissensbasierten Gesellschaft

Die „Kosmische Vision“ (2015-2025) ist der langfristige Plan für das obligatorische Wissenschaftliche Programm der ESA. Sie ist auf die Verbesserung des Verständnisses von Entstehung und Funktionsweise des Universums seit dem Urknall ausgerichtet und soll Fragen über die Voraussetzungen für die Entstehung von Leben und die Bildung von Planeten beantworten. In der Forschung wird das Wissenschaftliche Programm der ESA als wegweisend angesehen. Die ESA bietet vor allem die Möglichkeit, größere und technologisch anspruchsvollere Missionen durchzuführen, die die Kapazitäten einzelner Mitgliedstaaten übersteigen. Mit dem Plan für die „Kosmische Vision“ (2015-2025) können diese Chancen genutzt werden.

Die frühestmögliche Realisierung der „Kosmischen Vision“ ist für die europäische Forschungsgemeinschaft sowie die europäische Industrie äußerst wichtig. Hierfür müssen jedoch beim nächsten Mittelvolumen der obligatorischen Tätigkeiten (2009-2013) (das die wissenschaftlichen und die in Abschnitt 5.3 näher beschriebenen obligatorischen grundlegenden Tätigkeiten abdeckt) für das Wissenschaftliche Programm ausreichende Mittel zur Verfügung gestellt werden, um der europäischen Industrie technologisch anspruchsvolle Tätigkeiten und der europäischen Forschungsgemeinde weiterhin ein Programm von Weltrang zu sichern.

Eine Bewertung der Finanzkpazitäten der Mitgliedstaaten ergab, dass ein Anstieg des für das Wissenschaftliche Programm veranschlagten Mittelvolumens um 3,5 % pro Jahr als Kompromiss zwischen den Programmanforderungen und den Finanzierungskapazitäten der Mitgliedstaaten möglich ist. Erstrangiges Ziel ist es, die genehmigten, in der Entwicklung und im Betrieb befindlichen Missionen, einschließlich der Mission BepiColombo zum Planeten Merkur, so kosteneffizient wie möglich abzuschließen. Das nächste Ziel besteht in der Durchführung der künftigen Missionen (die vom Ausschuss für das Wissenschaftliche Programm (SPC) anhand einer auch den Sonnenorbiter einschließenden Liste ausgewählt werden) so nahe wie möglich am ursprünglich vorgesehenen Zeitplan durchzuführen, wobei die erste neue Wissenschaftsmission 2017 gestartet werden und anschließend etwa ein Start alle 18 Monate stattfinden soll.

Für die Exploration werden folgende Ziele anvisiert: Nutzung der ISS in vollem Umfang für Explorationsvorbereitungen und zur Bereitstellung von Fluggelegenheiten für Astronauten; Einleitung der Definition eines neuen, vom ATV abgeleiteten Raumtransportsystems mit Frachtrücktransportkapazität, über dessen vollständige Entwicklung bei der Ratstagung auf Ministerebene im Jahr 2011 zu beschließen ist; Einleitung von Studien und Technologieentwicklungen zur Mondexploration und eine mit der Einstellung neuer Astronauten einhergehende Förderung der Exploration. Darüber hinaus wird eine führende Rolle bei der Teilnahme an der robotischen Exploration des Mars angestrebt. Geplant ist hier zunächst eine erweiterte ExoMars-Mission, während Europa anschließend einen entschei¬denden Anteil an einer Mission zur Rückführung von Bodenproben haben soll.

Die erweiterte ExoMars-Mission, die seit der Unterbreitung des ursprünglichen Szenarios im Dezember 2005 erheblich weiterentwickelt wurde, soll Anfang 2016 mit einem Schwerlastträger (eine Ariane-5 von Kourou oder ein russischer Proton-M-Träger von Baikonur) gestartet werden und 10 Monate später am Roten Planeten ankommen. Sie ist die erste im Rahmen des ESA-Programms Aurora durchgeführte Mission und schließt die Entwicklung mehrerer Hauptkomponenten ein: des Raumfahrzeugverbundsystems bestehend aus einem Modulträger und einem großen Abstiegsmodul, der Pasteur- und Humboldt-Nutzlasten, des Eintritts-, Abstiegs- und Landesystems und des mobilen Rovers mit einem Bohrer mit einer Bohrtiefe von 2 m und einer Vorrichtung zur Sammlung von Proben.

Zurzeit laufen Beratungen mit Russland und der NASA, um sie als wichtige Partner in diese Mission einzubinden: Die Zusammenarbeit mit den USA könnte sich auf die Bereitstellung verschiedener Funktionselemente wie das Pasteur-Urey-Exobiologieinstrument und die Beiträge zu anderen Pasteur- und Humboldt-Instrumenten erstrecken, während in Bezug auf Russland eine Verknüpfung mit der Mission Phobos-Grunt zum Marsmond Phobos geplant ist, beispielsweise durch die Beschaffung und den Einsatz der thermoelektrischen Radioisotopen-Einheiten, die wissenschaftliche Zusammenarbeit bei den Instrumenten, die gegenseitige Kommunikationsunterstützung für Phobos-Grunt und den potenziellen Einsatz des Proton-M-Trägers, wobei dies allerdings noch im Anschluss an die laufenden Beratungen mit den Partnern abschließend bestätigt werden muss. Zudem muss die Mission in einigen Punkten vereinfacht werden, um in den gezeichneten Finanzrahmen integriert werden zu können.

Das ebenfalls im Europäischen Weltraumexplorationsprogramm Aurora enthaltene, künftige Vorbereitungsprogramm für die robotische Exploration des Mars wird die Entwicklung der europäischen Kapazitäten vorbereiten, die auf lange Sicht die Exploration des Mars ermöglichen sollen. Es umfasst die Definition einer Explorationsstrategie, die einschlägigen Fahrpläne sowie die Vorbereitungsstudien für die Rückführung von Bodenproben vom Mars (MSR) im Hinblick auf ein Gemeinschaftsvorhaben mit der NASA und anderen potenziellen Partnern, das zwischen 2020 und 2030 durchgeführt werden könnte. Ferner umfasst das Programm eine vor MSR durchgeführte Zwischenmission (wie das Rendezvous und die Erfassung in der Umlaufbahn, Luftbremsen, die Sammlung von Proben, äußerst bewegliche Rover und Demonstrationen für harte Landungen), Entwicklungen im Bereich der Explorationstechnologie sowie Sensibili¬sierungs- und Bildungsmaßnahmen.

Programmteil 3 des Europäischen Programms für lebenswissenschaftliche und physikalische Grundlagen- und angewandte Forschung im Weltraum (ELIPS) ist nun nach den Programmteilen 1 und 2, die der Vorbereitung der Wissenschaft und Industrie Europas auf dem Gebiet der lebens¬wissenschaftlichen und physikalischen Forschung im Weltraum durch erste Experimente und Plattformen außerhalb der ISS dienten, der intensiven und optimierten Nutzung des europäischen Columbus-Labors und der auf der ISS zur Verfügung stehenden euro¬päischen Ressourcen und Kapazitäten gewidmet, die durch eine einzigartige Reihe autonomer europäischer Missionsplattformen für die Schwerelosigkeits- oder Strahlungsforschung ergänzt wird. Das Programm soll die zielgerichtete lebenswissenschaftliche und physikalische Grundlagenforschung im Weltraum, die angewandte Forschung (Diagnose und neuartige Behandlung altersbedingter Krankheiten usw.), die industrieorientierte Forschung und Entwicklung und Technologiedemonstrationen in den Bereichen Luft- und Raumfahrt, Energie, Automobilbau und Biotechnologie, die Schlüsseltechnologieforschung für die bemannte Raumfahrt (Gesundheit der Astronauten und Exobiologie), Bildungsmaßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit gestatten.

Der Klimawandel stellt vermutlich die größte Herausforderung dieses Jahrhunderts dar. Die ESA und ihre Mitgliedstaaten engagieren sich in hohem Maße in der Entwicklung von Weltrauminitiativen, die zur Minimierung bzw. Eindämmung der Auswirkungen des Klimawandels beitragen können. Mit der Initiative im Bereich des Klimawandels sollen langfristig stimmige, weltweite Messungen der sogenannten „essenziellen Klimavariablen“ durchgeführt werden, die für das Weltklimabeobachtungssystem (GCOS) benötigt werden, um die Arbeit der Zwischenstaatlichen Sachverständigengruppe über Klimaänderungen (IPCC) und der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen zu unterstützen. Bei diesem Programm wird das Augenmerk auf Klimavariablen wie Treibhausgaskonzentrationen, Salzgehalt und Temperatur der Meere, Meeres- und Seespiegel, Meereis- und Schneebedeckungsgrad und die Auswirkungen von Bränden gelegt, für die die ESA Datensätze von ESA-Satelliten bereitstellen (Archivdaten aus 30 Jahren Missionsbetrieb, ERS, ENVISAT sowie künftigen Erdforschungs- und Sentinel-Missionen) und somit einen wichtigen Beitrag zur Ergänzung der Daten internationaler Partnerraumfahrtagenturen leisten kann.

Die Initiative im Bereich des Klimawandels wird auf den in Europa bei der Verarbeitung, Herstellung und Nutzung weltweiter Datensätze bereits gesammelten, umfassenden Erfahrungen aufbauen und die künftige Verfügbarkeit dieser satellitengestützten Informationen garantieren, die Wissenschaftlern und Regierungsstellen zur sofortigen Nutzung bereit stehen werden. Indem auf Klima und Erdbeobachtung spezialisierten Wissenschaftlern in Europa die Möglichkeit geboten wird, im Zeitraum 2009-2015 ihre gebündelten Kräfte auf dieses entscheidende Thema auszurichten, wird diese neue Initiative den Weg für eine künftige operationelle Unterstützung der Klimapolitik durch das GMES-System frei machen.

Die langfristige Sicherung von Daten aus von der ESA durchgeführten Missionen sowie von ihr erworbenen Daten, ist zur Überwachung der langfristigen Entwicklung zahlreicher Umweltparameter von grundlegender Bedeutung. Ein umfassender Ansatz hinsichtlich der Erreichung dieses Ziels soll auf der für 2011 geplanten Ratstagung auf Ministerebene vorgeschlagen werden.

Bis dahin wird eine provisorische Lösung als vorbereitende Maßnahme für die nächsten drei Jahre vorgeschlagen, die die Archivierung der Daten und die Weiterentwicklung der Datenverarbeitungs- und -zugriffssysteme in Zusammenarbeit mit nationalen Raumfahrtagenturen und anderen Dateneigentümern beinhaltet.

5.Sicherung des Zugangs zu Technologien, Systemen und Kompetenzen im Hinblick auf Eigenständigkeit und Zusammenarbeit

5.1 Zugang zum Weltraum

Die Ziele der Europäischen Raumfahrtpolitik können nur dann vollständig verwirklicht werden, wenn der Zugang zum Weltraum garantiert ist. Für eine wirkungsvolle Präsenz im Weltraum muss Europa in der Lage sein, seine Startkapazitäten, die den nationalen Regierungen möglichst geringe Kosten verursachen sollen, auf eigenständige Weise zu kontrollieren, aufrechtzuerhalten und zu betreiben. Dazu trägt auch eine kommerzielle Nutzung von Raumfahrzeugträgern bei, womit allerdings Europas Zugang zum Weltraum von einer nachhaltigen Rentabilität des europäischen Trägersektors abhängt.

Zu den Zielen der Raumfahrzeugträgerprogramme der ESA gehört die Aufrechterhaltung des garantierten Zugangs Europas zum Weltraum zu erschwinglichen Kosten, der ab 2010 unter Einsatz einer vollständigen Trägerfamilie - Ariane, Vega und Sojus vom Raumfahrtzentrum Guayana aus - verwirklicht wird. Die Programme fördern ferner die kontinuierliche Konsolidierung dieser Trägerfamilie während ihres Einsatzzeitraums sowie die mittelfristige Vorbereitung ihrer Weiterentwicklung, wobei auch eine größere Unabhängigkeit von außereuropäischen Quellen anvisiert wird. Darüber hinaus enthalten die Trägerprogramme der ESA Bestimmungen zur nachhaltigen Finanzierung und Verfügbarkeit der Startanlagen im Raumfahrtzentrum Guayana, damit die Qualität der dortigen Betriebsabläufe und Dienste aufrecht erhalten wird, sowie Regelungen für die fortlaufende Vorbereitung des Raumfahrzeugträgers der nächsten Generation, der einsatzbereit sein soll, sobald die Nutzung der derzeitigen Trägerfamilie und ihrer Weiterentwicklungen an ihre Grenzen stoßen sollte (ca. 2025).

Die Träger Ariane, Vega und Sojus werden ab 2010 in einem neuen rechtlichen Rahmen vom europäischen Raumflughafen, dem Raumfahrtzentrum Guayana, aus zum Einsatz kommen, wofür ein neues Abkommen zwischen der ESA und der französischen Regierung geplant ist (Französisch-Guayana ist ein französisches Übersee-Departement). In diesem Abkommen garantiert Frankreich die Verfügbarkeit der Startanlagen für die Programme und Tätigkeiten der ESA und die Einsatzphasen der Träger Ariane, Vega und Sojus. Der Vorschlag für den Beitrag der ESA zur Finanzierung des Raumfahrtzentrums Guayana und der damit verbundenen Dienste nach 2008 deckt die Kosten für die vom CNES zu erbringenden Dienste, um die CSG-Startanlage und die Schutzzäune um die Anlagen und Ressourcen dieser Anlage und der der ESA zur Verfügung gestellten Grundstücke ständig betriebsbereit bzw. instand zu halten.

Die Verlängerung des Begleitenden Forschungs- und Technologieprogramms für den Träger Ariane-5 (ARTA/Ariane-5) um den Zeitraum 2011-2013 dient der Beseitigung betrieblicher Schwachstellen und Anomalien sowie einer verbesserten Kenntnis des Funktionsverhaltens des Trägers im Flug. Mit dem Programm wird der Qualifikationsstatus des Trägersystems Ariane-5 aufrechterhalten und somit im Schwerlastbereich ein garantierter, eigenständiger Zugang zum Weltraum gesichert. Das Programm stellt eine unabdingbare Fortsetzung des derzeitigen Programms dar und umfasst Tätigkeiten wie Stichproben und Tests, Fluganalyse, Fluggerätanomalien und Berücksichtigung der Veraltung sowie einen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Betriebsbereitschaft (die so genannten MCO-Kosten) der am Boden befindlichen Testanlagen für Ariane. Darüber hinaus unterstützen die ESA-Mitgliedstaaten im Zeitraum 2009-2011 dieses Programms den ausgewogenen Einsatz der Ariane, für den Fall, dass die mit dem weltweiten kommerziellen Markt verbundenen Risiken den derzeit rentablen Einsatz der Ariane gefährden sollten.

Die Vorbereitungsphase des Programms zur Weiterentwicklung der Ariane-5 ECA soll von 2009 bis 2011 laufen. Hiermit sollen Tätigkeiten für die künftige Weiterentwicklung der Ariane-5 ECA (der derzeit meist genutzten Ausführung des Trägers) in Angriff genommen werden, um bei der Entwicklung des wiederzündbaren Vinci-Triebwerks und der neuen kryotechnischen Oberstufe einen Technologiereifegrad zu erreichen, der 2011 einen endgültigen Beschluss über die Konfiguration und die Phase der vollständigen Entwicklung der verbesserten Ariane-5-Ausführung im Hinblick auf einen Qualifikationsflug ca. 2016/2017 und einen Routinebetrieb bis etwa 2020 möglich machen wird. Der Beschluss über die Entwicklungsphase wird auf der Grundlage der Ergebnisse der Vorbereitungsphase, der industriellen Verpflichtungen für den Entwicklungsabschluss und die Einsatzkosten sowie der konsolidierten Marktnachfrage für den Zeitraum 2015-2020 erfolgen.

Mit der Verlängerung des Begleitenden Forschungs- und Technologieprogramms für Vega (VERTA) um den Zeitraum 2011-2012 wird das derzeitige, 2005 für den Zeitraum 2006-2010 genehmigte Programm fortgesetzt, damit begleitende Tätigkeiten für den anfänglichen Einsatz des Vega-Trägers und die Aufrechterhaltung seines Qualifikationsstatus während des Einsatzzeitraums durchgeführt werden können. Zu den begleitenden Tätigkeiten im Zeitraum 2011-2012 gehören: Stichproben und Tests, Fluganalyse, Fluggerätanomalien und Behandlung der Veraltung sowie spezifische Entwicklungstätigkeiten zur Unterstützung des anfänglichen Einsatzes des Trägers (Flug- und Bodensegment), die angemessen auf die mit den ersten Vega-Flügen verbundene Lernphase zugeschnitten sind.

Ferner enthält der Programmvorschlag begrenzte Systemtätigkeiten für die vielversprechendsten Konfigurationen eines weiterentwickelten Vega-Trägers.

Mit dem Vorschlag zur Fortsetzung des Vorbereitungsprogramms für Künftige Raumfahrzeugträger (FLPP) (2. Abschnitt des 2. Zeitraums für die Jahre 2009-2012, Genehmigung des Programms 2001, 2003 Genehmigung des 1. Zeitraums für die Jahre 2004-2006) wird langfristig eine solide Grundlage für die Wahrung des eigenständigen Zugangs zum Weltraum vorbereitet, wobei die dem künftigen institutionellen Bedarf am besten entsprechende Option ermittelt und gleichzeitig die langfristige Wettbewerbsfähigkeit auf dem kommerziellen Markt (d. h. nach 2025) aufrechterhalten werden soll. Mit diesem Programm wird über Boden- und Flugdemonstratoren eine wichtige Etappe auf dem Weg zur Reifung und Validierung von Technologien vollzogen.

Im 2. Abschnitt des 2. Zeitraums des FLPP werden ausgewählte Konzepte für einen Träger der nächsten Generation erfasst und parallel dazu neue Einweg-Trägerkonzepte oder Weiterentwicklungen bestehender Träger geprüft. Zu den Arbeiten gehören weiterhin vorbereitende Tätigkeiten für den Start des IXV (Vorläufiges Experimentelles Fahrzeug) an Bord eines Vega-Trägers 2012 sowie die Entwicklung von Bodendemonstratoren und Technologien und die Überprüfung vielversprechender grundlegender Technologien.

Besondere Schwerpunkte im Hinblick auf die Aufrechterhaltung industrieller Kapazitäten in bestimmten Schlüsselbereichen sowie Synergien mit anderen Raumfahrzeugträgerprogrammen (Weiterentwicklungen der Ariane-5 und der Vega) bilden die Fortsetzung der Arbeiten am Demonstrator für ein schubstarkes Triebwerk, der Feststoffantriebsdemonstrator und kryotechnische Oberstufentechnologien sowie lagerfähige Treibstoffe im Rahmen der Arbeiten am Aestus-2-Triebwerk.

Über einen gesonderten Finanzteilrahmen des zweiten Abschnitts des zweiten Zeitraums werden außerdem Versuche mit Wiedereintrittstechnologien abgedeckt, um das derzeitige europäische Know-how bei der Integration auf Systemebene mehrerer Wiedereintrittstechnologien auszubauen und gleichzeitig mehrere künftige Weltraumanwendungen zu erfassen.

5.2 Bemannte Raumfahrt und Exploration

Im Bereich der bemannten Raumfahrt und Exploration wird angestrebt, den Ertrag der europäischen Investitionen in die Internationale Raumstation (ISS) zu maximieren, insbesondere hinsichtlich ihrer innovativen wissenschaftlichen und technologischen / industriellen Nutzung sowie ihrer Verwendung als Plattform zur Vorbereitung künftiger bemannter Explorationsvorhaben. Darüber hinaus sollen mit den ESA-Programmen für die bemannte Raumfahrt die erworbenen operationellen Kapazitäten und ein erfahrenes Europäisches Astronautenkorps für das künftige europäische Programm für bemannte Raumfahrt und Exploration über die ISS hinaus aufrecht erhalten und weiter ausgebaut werden.

Der 3. Zeitraum des ISS-Einsatzprogramms zielt auf den Betrieb, die Wartung und die Nutzung der europäischen Komponenten der ISS und die Leistung von Europas Beitrag zum Gemeinsamen Betrieb durch die Beförderung von Fracht zur ISS und die Erbringung von Leistungen ab (Bahnanhebung, Lageregelung, Treibstoff-, Sauerstoff- und Wassernachschub). Mit diesem Programm wird auch das Europäische Astronautenkorps finanziert, für das die ESA derzeit neue Astronauten einstellt.

Zum Inhalt des ISS-Einsatzprogramms gehören der Betrieb von Columbus, die Beschaffung von ATV und der zugehörigen Ariane 5-Träger, der ATV-Betrieb, der Nutzlastbetrieb, die Arbeiten der Astronauten und entgeltliche Leistungen der NASA. Das Programm ist in sich alle drei Jahre überschneidende Fünfjahreszeiträume eingeteilt: Der 3. Zeitraum erstreckt sich von 2008-2012 (der 4., von 2011-2015 - derzeitiges Ende der Lebensdauer der ISS - dauernde Zeitraum ist nicht Teil des auf dieser Ministerratstagung unterbreiteten Vorschlags). Die Verpflichtungen der ESA für diese beiden Zeiträume bestehen in der Beschaffung von vier weiteren ATV als Nachfolger von Jules Verne, d. h. von ATV-2 bis ATV-5.

Ziel des Programms für die Weiterentwicklung der ISS (eines Abschnitts des ISS-Einsatzprogramms) ist die Entwicklung von Fluggerät zur Erweiterung der ISS-Kapazitäten und/oder Verbesserung des Raumstationsbetriebs. Mit diesen Systemen sollen außerdem Fähigkeiten, die für künftige bemannte Langzeitmissionen benötigt werden, in der Umlaufbahn unter Beweis gestellt werden. Zu den geplanten Projekten gehören ein Sauerstoffaufbereitungssystem, ein System zur Überwachung der Luftqualität, ein Hochgeschwindigkeits-Telekommunikationsterminal und eine externe Robotik-Plattform für kleine Nutzlasten.

Das Europäische Programm für Vorbereitungstätigkeiten auf dem Gebiet des Raumtransports und der bemannten Exploration umfasst die anfängliche Definitionsphase eines ATV-basierten Frachtrücktransportsystems (Fortschrittliches Wiedereintrittsfahrzeug, ARV) sowie die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Russland. Dieses neue Transportsystem soll ein Versorgungsmodul, ein Wiedereintrittsmodul und ein Rettungssystem beim Start (für eine mögliche spätere Mannschaftsausführung) umfassen.

Definitionsstudien für ein Mondlandegerät sowie Entwicklungen grundlegender Kapazitäten für die bemannte Exploration, einschließlich Technologien zur Mondlandung, Aufenthalts- und Lebenserhaltungssysteme und -demonstratoren, sollen ebenfalls durchgeführt werden. Dazu gehören ferner Studien für das Szenario und die Architektur zur Vorbereitung künftiger Tätigkeiten und zur Unterstützung der genaueren Ausarbeitung einer gemeinsamen europäischen Perspektive für die Weltraumexploration unter Einbeziehung der ESA, der EU und ihrer jeweiligen Mitgliedstaaten.

5.3 Technologie und obligatorische grundlegende Tätigkeiten

Neue Weltraumprogramme können nur dann verwirklicht werden, wenn frühzeitig spezifische Vorbereitungsarbeiten und die Entwicklung grundlegender Technologien in Angriff genommen wurden.

Im Bereich der Technologie verfolgt der bereits unter Punkt 3 beschriebene fünfte Abschnitt des Allgemeinen Programms für Begleitende Technologie (GSTP-5) die Bewertung der Machbarkeit und die Durchführung der Vorentwicklung und Qualifikation kritischer Technologien im Hinblick auf künftige Weltraumvorhaben sowie strategische Unabhängigkeit und industrielle Wettbewerbsfähigkeit in etablierten und neuen Bereichen, z. B. der zivilen Sicherheit und der Erfassung der Weltraumlage (SSA), was auch die entsprechenden Flugerprobungen einschließt. Diese Maßnahme wird von einer Technologie- und Industriepolitik zur Förderung früher Technologieentwicklungen für die Nutzung durch Programme und vom Konzept der Wiederverwendung von Produkten zwecks Erreichung von Größenvorteilen und Kosteneinsparungen flankiert.

Der Vorschlag für die obligatorischen grundlegenden Tätigkeiten deckt wichtige grundlegende Technologieentwicklungen und -studien sowie eine Gruppe von Tätigkeiten ab, die für eine gut funktionierende ESA unabdingbar sind.

-Das Programm für Allgemeine Studien (GSP) ist der Schlüssel für eine koordinierte und kohärente Vorbereitung künftiger Programme (Missionsbewertung, Machbarkeitsstudien) in der ESA. Deshalb wird vorgeschlagen, zur Erweiterung des Nutzens des GSP das Volumen der Allgemeinen Studien zu erhöhen, um in der ESA eine breitere Palette von Tätigkeiten aufnehmen zu können (von der Wissenschaft bis zu Anwendungen) und die Verfügbarkeit von Ressourcen für die systematische Durchführung von zwei parallelen Vordefinitionsstudien (Phase-A-Studien) sicherzustellen. Diese Vorgehensweise dürfte sich im Hinblick auf die Risikoeindämmung in späteren Entwicklungsphasen eines Projekts auszahlen.

-Das Programm für Technologische Forschung (TRP) ist ein wesentliches Werkzeug der ESA für die Entwicklung fortschrittlicher Technologien in allen Bereichen der Raumfahrt. Dem TRP kommt eine Vorreiterrolle zu, da es neuen Missionen den Weg ebnet und das mit den Missionen verbundene Risiko durch die Demonstration der Machbarkeit der Technologie für die gewünschte Anwendung verringert. Durch solide technologische Vorarbeit können Verzögerungen und Kostenüberschreitungen eingedämmt werden. Die verfügbaren Ressourcen müssen mit den wachsenden Anforderungen an die Technologien Schritt halten, insbesondere was die Erfüllung der Anforderungen an eine höhere Leistungsfähigkeit, Lebensdauer und Verfügbarkeit von Weltraumsystemen sowie an die Wettbewerbsfähigkeit und die Eigenständigkeit anbelangt.

-Den grundlegenden technischen Tätigkeiten sind Effizienzsteigerungen zugute gekommen, die die Einleitung zusätzlicher Vorhaben zur Verbesserung der technischen Qualität ermöglichten. Dies schloss die Stärkung der Rolle des Generalinspektors durch die grundsätzliche Durchführung der integrierten Projektüberprüfungen, die Überarbeitung und Umsetzung der ECSS-Normen, die Einführung einer Datenbank mit den aus Erfahrungen gezogenen Lehren und die Entwicklung einer systematischen Zusammenarbeit mit Hochschulen und Forschungsanstalten über die Initiative für Netzbildung und Partnerschaften ein. Diese Tätigkeiten müssen in Übereinstimmung mit der Weiterentwicklung der Strategie der ESA ausgebaut werden.

-Das Technologieharmonisierungsverfahren wird seit 2001 umgesetzt. Es müsste nun auf neue Partner, neue Mitgliedstaaten, die Europäische Kommission und die Europäische Verteidigungsagentur (EVA) ausgedehnt und entsprechend angepasst werden.

-Earthnet stellt die stabile langfristige Komponente dar, in deren Rahmen sich nachhaltige internationale Kooperationsabkommen mit anderen Raumfahrtagenturen innerhalb und außerhalb Europas sowie andere internationale Gemeinschaftsprojekte wie GEO, CEOS, die Charta zum Katastrophenmanagement, Normungsgremien usw. verwirklichen lassen. Das Programm liefert die Anstoßfinanzierung für die anschließende Aufstellung der Erdbeobachtungsprogramme der ESA und die Kofinanzierungsvorhaben mit der EG.

-Die für die nächsten fünf Jahre geplanten Bildungstätigkeiten decken eine große Anzahl an praktischen Projekten in den ESA-Mitgliedstaaten und den Europäischen Kooperierenden Staaten sowie speziell auf Grund- und weiterführende Schulen ausgerichtete Tätigkeiten ab.

-Die Kernstruktur- und Verwaltungstätigkeiten umfassen im Wesentlichen Tätigkeiten zur Vorbereitung, Einleitung und Durchführung von Weltraumprogrammen sowie die Ausarbeitung von Leitlinien und die Bereitstellung von Verwaltungsdiensten für die Mitgliedstaaten. Eine 2006 in Angriff genommene Reform des Finanzmanagements soll ab Januar 2010 zur Anwendung kommen. Sie wird die internen Abläufe der ESA wesentlich straffen und verbessern, insbesondere da künftig ESA-weit gleiche Werkzeuge und Verfahren eingesetzt werden.

 

Programmvorschläge

A. Mittelvolumen der obligatorischen Tätigkeiten (Anvisierte Beiträge in MIO. EUR zu laufenden wirtschaftlichen Bedingungen (WB) für den Zeitraum 2009-2013)

a. Wissenschaftliches Programm: Zeitraum 2009-2013, anvisierte Beiträge 2327 MIO EUR

b. Grundlegende Tätigkeiten (Allgemeine Studien, Technologietransferprogramm, Earthnet, Bildungsvorhaben sowie Kernstruktur- und Verwaltungstätigkeiten): Zeitraum 2009-2013, anvisierte Beiträge 1117 MIO EUR

B. Fakultative Programme (zu WB 2008)

Raumfahrzeugträger:

- Finanzierung des CSG: Zeitraum 2009-2013, anvisierte Beiträge 391 MIO EUR

- ARTA/Ariane-5: Zeitraum 2011-2013, anvisierte Beiträge 585 MIO EUR

- Weiterentwicklung der Ariane-5 ECA (Phase 1): Zeitraum 2009-2011, anvisierte Beiträge 340 MIO EUR

- Vega-Programm VERTA: Zeitraum 2011-2012, anvisierte Beiträge 120 MIO EUR

- 2. Abschnitt des 2. Zeitraums des Vorbereitungsprog. für künftige Raumfahrzeugträger: Zeitraum 2009-2012, anvisierte Beiträge 200 MIO EUR

Erdbeobachtung:

- Teil 2 der GMES-Weltraumkomponente: Zeitraum 2009-2018, anvisierte Beiträge 857 MIO EUR

- 3. Meteosat-Generation: Zeitraum 2009-2020, anvisierte Beiträge 860 MIO EUR

- ECV-Initiative im Bereich des Klimawandels: Zeitraum 2009-2014, anvisierte Beiträge 70 MIO EUR

Bemannte Raumfahrt/Schwerelosigkeitsforschung und bemannte Exploration:

- ISS-Einsatz 3. Zeitraum: Zeitraum 2008-2012, anvisierte Beiträge 1376 MIO EUR

- ISS-Weiterentwicklung: Zeitraum 2008-2012, anvisierte Beiträge, 74 MIO EUR

- ELIPS 3. Zeitraum: Zeitraum 2008-2012, anvisierte Beiträge, 220 MIO EUR

-Raumtransport und bemannte Exploration (einschl. frühe Tätigkeiten für den Raumtransport): Zeitraum 2008-2011, anvisierte Beiträge 160 MIO EUR

Exploration:

- erweiterte ExoMars-Mission: Zeitraum (2006)-2018, anvisierte Beiträge 1023 MIO EUR(*)

- robotische Exploration des Mars: Zeitraum 2009-2012, anvisierte Beiträge 20 MIO EUR

Telekommunikation und integrierte Anwendungen:

ARTES (3. Zeitraum): anvisierte Beiträge 915 MIO EUR

- ARTES-1 (Vorstudien und –untersuchungen),- 3,4 und 5 (Technologien und Anwendungen), -8 Erweiterung (Alphabus/Alphasat), -11 Erweiterung (kleiner geostationärer Satellit): Zeitraum 2009-2013, - ARTES-7 (EDRS): Zeitraum 2009-2013

-ARTES-7 (EDRS): Zeitraum 2009-2013

-ARTES-10 (Iris, Phase II.1): Zeitraum 2009-2011

-ARTES-20 (IAP): Zeitraum 2009-2013

Satellitennavigation:

-Verlängerung des GNSS-Weiterentwicklungsprogramms (EGEP): Zeitraum 2009-2011, anvisierte Beiträge 78 MIO EUR

Erfassung der Weltraumlage (SSA):

-Weltraumtrümmer, Weltraumwetter, Schaltungsaufbauten für Radartechnologien, Pilotdatenzentren: Zeitraum 2009-2011, anvisierte Beiträge 55

Technologie:

- GSTP-5: Zeitraum 2009-2013, anvisierte Beiträge 400 MIO EUR

(*) Von dem angegebenen Gesamtbetrag sind 663 Mio. EUR (zu WB 2006, was 691 Mio. EUR zu WB 2008 entspricht) abzuziehen, die bereits 2005 zugesagt wurden. Der „Gesamtwert“ der erweiterten ExoMars-Mission beläuft sich auf 1223 Mio. EUR, wobei dieser Betrag durch internationale Kooperationsabkommen und eine Vereinfachung der Mission voraussichtlich um 200 Mio. EUR herabgesetzt werden kann. Die beteiligten Mitgliedstaaten können ihre Beiträge bis zum Herbst 2009 zeichnen.

 

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