ESA-Mission „Solar Orbiter“ bald auf Tuchfühlung mit der Sonne

Forschungsgegenstand von Solar Orbiter: unser Heimatstern, die Sonne. Copyright: ESA/ATG medialab

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28 Januar 2020

Wann hast du das letzte Mal richtig auf die Sonne oben am Himmel geachtet? Ihr Anblick ist uns so geläufig, dass wir selten daran denken, was für ein mysteriöser Stern sie eigentlich ist. Ohne sie gäbe es kein Leben auf der Erde, doch sie ist so heiß und hell, dass wir sie nur schwer erforschen können. Trotzdem steht die Sonne im Mittelpunkt einer ehrgeizigen neuen Mission, die die ESA derzeit vorbereitet. Sie heißt „Solar Orbiter“ und soll am 5./6. Februar vom Kennedy Space Center in den USA aus starten. Geleitet wird die Mission von der ESA, doch die NASA ist ebenfalls beteiligt, nicht zuletzt, weil die Raumsonde in einer der „Atlas V 411“-Raketen der amerikanischen Weltraumbehörde ins All gelangen wird.

Solar Orbiter soll sich der Sonne annähern, und zwar bis auf etwas mehr als ein Viertel der Distanz zwischen Erde und Sonne. An diesem Punkt wird die Sonde einem 13-mal intensiveren Sonnenlicht als auf der Erde ausgesetzt sein! Noch gefährlicher aber sind die starken Eruptionen, die Atomteilchen aus der Sonnenatmosphäre herausschleudern. Sie werden den Roboter wie Schrotkugeln treffen. Während die Mission für Astronauten zu schwierig und gefahrenreich ist, wurde der Solar Orbiter speziell dafür konzipiert. Gegen das Aufheizen verfügt die Sonde über einen Schild, der vor der vollen Intensität der Sonne schützt, sowie über Heizelemente, die die Wärme wieder hinaus ins All ableiten. Darüber hinaus sind Sonnenkollektoren in Sonderausführung verbaut, die ESA-Ingenieure zunächst für die BepiColombo-Mission zum Merkur entwickelt hatten.

Die Sonne ist komplex und vielschichtig. Copyright: ESA

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Um seine Mission richtig auszuführen, muss der Solar Orbiter auf jeden Fall so nah an die Sonne heran. Er soll die ersten Bilder des bisher nicht kartografierten oberen und unteren Bereichs der Sonne liefern und Wechselwirkungen zwischen ihr und unserem Planeten aufdecken. Davon verspricht man sich Daten für bessere Vorhersagen des Weltraumwetters, das auch die Erde beeinflussen kann. Inmitten dieser enormen Hitze wird es Solar Orbiter möglich sein, einen bisher kaum erforschten Bereich in Sonnennähe ins Visier zu nehmen: die innere Heliosphäre.

Die Konstruktion einer Raumsonde, die der Hitze, Helligkeit und Strahlung der Sonne widersteht, war eine Herkulesaufgabe! Copyright: ESA/ATG medialab

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Solar Orbiter wird nach Stürmen Ausschau halten, die sich auf der Sonnenoberfläche zusammenbrauen, und ihre Entwicklung viele Tage lang beobachten. Besonders gespannt sind die Wissenschaftler auf Fotos, die Solar Orbiter aufnehmen und zur Erde zurücksenden wird. Sie erwarten unglaubliche Nahaufnahmen leuchtender Gasschleifen, die teilweise „nur“ 180 km im Durchmesser betragen – ein winziger Bruchteil der gewaltigen Sonne!

Solar Orbiter wird Nahaufnahmen der Sonne liefern und sie detailliert erkunden. Copyright: ESA/ESAC/CESAR – A. de Burgos

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Die Mission beginnt mit dem in Kürze angesetzten Start von Solar Orbiter. Seine „Reise“ zur Sonne wird drei Jahre dauern und Vorbeiflüge an der Venus und der Erde beinhalten, wobei die Sonde die Anziehungskraft der beiden Planeten nutzt, um Schwung zu holen und ihre Bahn zu korrigieren. Währenddessen werden die Instrumente an Bord getestet, unter anderem durch das Erfassen von Messdaten, die die Wissenschaftler schon vor Erreichen der Sonne interessieren.

Schon gewusst? Einige zur Sonne gerichtete Teile von Solar Orbiter werden Temperaturen von bis zu 500 °C widerstehen müssen.

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