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OPS-SAT in orbit
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Handelsräume: ESA stärkt europäische Kompetenz im Finanzgeschäft

01/10/2021 205 views 1 likes
ESA / Space in Member States / Germany

Am 30. September fand im ESA-Orbitlabor OPS-SAT der allererste Aktienhandel im Weltraum statt. Das erfolgreiche Experiment verlangte von den Entwicklern von Europas führendem Online-Broker flatexDEGIRO, weit über den Tellerrand hinauszuschauen und ihre Software an die technischen Anforderungen und die eingeschränkte Bandbreite auf einer Orbitalplattform in 500 km Höhe anzupassen.

Das Experiment bot eine einmalige Gelegenheit zu testen, wie die Zuverlässigkeit, die Speichereffizienz, die Kommunikation und die Sicherheit von Finanztransaktionen verbessert werden können – einige der grundlegenden Anforderungen für jedes Handelsunternehmen, das sich im globalen Wettbewerb behaupten will.

Erster Handel in der Umlaufbahn

flatexDEGIRO nutzte den OPS-SAT-Satelliten der ESA für den Handel mit 100 flatexDEGIRO-Aktien, die für 200,00 € verkauft wurden. Diese Transaktion, die im Vergleich zu den Milliarden Euro, die täglich über Computer, Netzwerke und Verbindungen auf der Erde gehandelt werden, winzig ist, fand als erste ihrer Art in der Erdumlaufbahn statt.

Der Handel wurde von einem Team im ESOC-Missionskontrollzentrum der ESA in Darmstadt überwacht, obwohl er aufgrund der Flexibilität des OPS-SAT-Labors mit seiner offenen Plattform von überall aus hätte abgewickelt werden können.

Ein erfolgreicher erster Aktienhandel im Weltraum, gefeiert von Rolf Densing (ESA) und flatexDEGIRO Geschäftsführer, Frank Niehage
Ein erfolgreicher erster Aktienhandel im Weltraum, gefeiert von Rolf Densing (ESA) und flatexDEGIRO Geschäftsführer, Frank Niehage

„Ein Online-Broker und seine technische Infrastruktur sind darauf ausgelegt, Transaktionen für Kunden einfach und leicht zu machen, aber sie sind täglich Angriffen von Hackern, Latenzproblemen und anderen technischen Herausforderungen ausgesetzt“, sagte Frank Niehage, CEO von flatexDEGIRO.

„Die Zusammenarbeit mit der OPS-SAT-Plattform der ESA hat es unseren technischen Teams ermöglicht, ein Experiment durchzuführen, welches dazu beiträgt, unser Wissen und unsere Fachkenntnisse zu erweitern und den Wettbewerbsvorsprung von flatexDEGIRO zum Nutzen unserer Kunden zu vergrößern.“

„Unser Ziel war es auch, in einem praktischen Test für den Wertpapierhandel Erkenntnisse über die Machbarkeit eines künftigen satellitengestützten Handelssystems zu gewinnen.“

Überraschende neue Nutzung der offenen Plattform der ESA

Der kostenlos nutzbare OPS-SAT der ESA wurde speziell für die Erprobung und den Test innovativer neuer Software von europäischen Unternehmen und anderen Einrichtungen, darunter Universitäten, Forschungsinstitute und staatlichen Behörden, konzipiert, für die es oft schwierig ist, ihre neu entwickelten Anwendungen und Tools flugerprobt zu machen.

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OPS-SAT: Das fliegende Labor der ESA, offen für alle
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Der im Dezember 2019 gestartete OPS-SAT ist ein nur 30 cm großer Cubesat, der jedoch über leistungsstarke Systeme an Bord verfügt und eine Reihe von Experimenten durchführen kann, welche von künstlicher Intelligenz, fortschrittlichen Kommunikationsprotokollen und Komprimierungstechniken, softwaredefiniertem Funk, optischer Kommunikation und fortschrittlicher autonomer Planung bis hin zu Webdiensten im Weltraum uvm. reichen.

Bislang haben über 200 Experimentator:innen – die meistens von Start-ups und kleinen bis mittleren Unternehmen kamen – ihre Software in die Umlaufbahn gebracht.

SMILE! ESA-Mini-Missionskontrolleinrichtungen jetzt für die Öffentlichkeit zugänglich
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„Eine Handelsplattform an Bord von OPS-SAT zu haben, war ein bisschen unerwartet. Aber wenn man darüber nachdenkt, ergibt es absolut Sinn“, sagt David Evans, OPS-SAT-Missionsleiter bei der ESA.

 „Beim Abwickeln von Aktiengeschäften und beim Fliegen eines Satelliten stellen sich einem zahlreiche ähnliche Herausforderungen, wie z. B. die hohen Kosten bei einem Fehler, die Aufrechterhaltung des Systembetriebs rund um die Uhr und der Schutz vor Cyberangriffen, wenn man gleichzeitig weiterhin ein offenes Internet bieten möchte. Die Zusammenführung dieser beiden Welten ist ein einzigartiger und fruchtbarer Austausch.“

Wozu gibt es Raumfahrtbehörden?

Erste OPS-SAT-Fotos zeigen eisige Fjorde
Erste OPS-SAT-Fotos zeigen eisige Fjorde

Da der Weltraum heutzutage einen bedeutenden Teil der europäischen Wirtschaft ausmacht und immer zugänglicher wird, verdeutlichen Initiativen wie OPS-SAT die Rolle der ESA – und die sich wandelnde Rolle der Raumfahrtbehörden im Allgemeinen – bei der Entwicklung neuer innovativer Technologien, der Unterstützung von Unternehmen und der Öffnung des Weltraums zu kommerziellen Zwecken.

Die Fähigkeit der Agenturen, Unternehmen das Experimentieren und das Eingehen von Risiken zu ermöglichen, zeigt, was im Weltraum möglich ist. Gleichzeitig werden neue Wirtschaftsmodelle unterstützt und Standards für eine verantwortungsvolle und nachhaltige Raumfahrt gesetzt.

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