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Auf dem Weg zurück zur Erde
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Wiedereintrittsdaten helfen, Vorhersagemodelle zu verbessern

27/10/2015 1224 views 9 likes
ESA / Space in Member States / Germany

Nächsten Monat wird es zu einem seltenen Wiedereintritt kommen: Ein Himmelskörper, vermutlich ein Raketenrumpf, wird aus einer sehr hohen Umlaufbahn in die Erdatmosphäre eintreten. Dieses Ereignis ist eine hervorragende Gelegenheit, Daten zu erheben, um besser zu verstehen, wie Objekte mit der Erdatmosphäre interagieren.

Der Wiedereintritt des vermutlichen Raketenrumpfes wird für den 13. November erwartet und wird keine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen. Für Wissenschaftler ist er überaus interessant, könnte er doch dabei helfen, ihre Kenntnisse darüber zu erweitern, wie Objekte, ganz gleich ob natürlichen oder menschengemachten Ursprungs, mit der Erdatmosphäre wechselwirken.

Das Beobachten und Analysieren des Wiedereintritts wird dazu beitragen, Orbitalmodelle und Programme zur Vorhersage von Wiedereintritten zu verbessern. Davon profitieren Wissenschaftler, die erdnahe Objekte (englisch: near-Earth objects, NEOs), etwa natürliche Asteroiden, oder den Verfall von künstlichen Objekten, zum Beispiel Satelliten, im Orbit erforschen.

Das Objekt wurde 2013 vom Projekt Catalina Sky Survey entdeckt und seitdem mehrmals vom selben Team beobachtet. Die dabei gesammelten Daten wurden auch dem Minor Planet Centre (MPC) in den USA sowie der Internationalen Astronomischen Union zur Verfügung gestellt.

Experten vom NEO-Koordinierungszentrum der ESA (NEOCC) im ESRIN, Italien, haben bestätigt, dass es sich bei dem Objekt WT1190F vermutlich um einen Raketenrumpf handelt. Es umrundet die Erde innerhalb von drei Wochen in einer exzentrischen, das heißt nicht-runden, Umlaufbahn.

Objekt stellt keine Gefahr dar

Das SSA-Programm der ESA trägt dazu bei, Gefahren aus dem All frühzeitig zu erkennen.
Das SSA-Programm der ESA trägt dazu bei, Gefahren aus dem All frühzeitig zu erkennen.

„NEO-Fachleute haben mit den bei den Beobachtungen gewonnenen Informationen die Dichte des Objektes abgeschätzt. Das Ergebnis: Seine Dichte ist wesentlich geringer als die des festen Felsmaterials, aus dem viele Asteroiden bestehen“, sagt Detlef Koschny, Verantwortlicher für NEO-Aktivitäten beim ESA-Programm Space Situational Awareness (SSA).

„In der Tat passt diese Dichte zu der Annahme, dass dieses Objekt hohl ist. Es könnte zum Beispiel der ausgebrannte obere Teil einer Rakete oder ein Teil einer Raketenstufe sein.“

Das Objekt soll in einigen Wochen wieder in die Erdatmosphäre eintreten, am 13. November 2015 um etwa 06:19 GMT (11:49 Ortszeit; 07:19 CET).

„Das Objekt ist relativ klein, misst höchstens einige Meter im Durchmesser. Wir gehen davon aus, dass ein großer Teil, wenn nicht gar alles, in der Atmosphäre verbrennen wird“, sagt Tim Flohrer vom ESA-Büro für Weltraumschrott am Europäischen Raumflugkontrollzentrum (ESOC) in Darmstadt.

Die Überreste sollen dann etwa 100 Kilometer vor der Südküste Sri Lankas in den Ozean fallen. Das Objekt ist zu klein, um eine Gefahr darzustellen, aber es wird spektakulär sein, es zu beobachten, da es einige Sekunden lang recht grell am Mittagshimmel aufleuchten wird.

Laut Tim Flohrer handelt es sich hierbei um ein recht besonderes Objekt, da es wahrscheinlich menschengemacht ist, aber vom NEO-Überwachungssystem entdeckt wurde. Darüber hinaus ähnelt der Orbit des Objektes in vielerlei Hinsicht dem eines NEOs.

Dadurch können die ESA-Experten den Zeitpunkt und die Stelle des Aufpralls ziemlich genau und vor allem lange im Voraus vorhersagen. Für wieder in die Erdatmosphäre eintretenden Weltraumschrott ist das normalerweise nicht möglich.

In den nächsten Wochen wird das NEOCC mehrere Beobachtungen durchführen, um so viele Objektinformationen wie möglich zu sammeln, erklärt Marco Micheli, Astronom beim NEOCC.

„Erstens wollen wir unser Wissen über den Wiedereintritt von Satelliten und Weltraumschrott aus hohen, exzentrischen Umlaufbahnen verbessern“, so Micheli weiter.

„Zweitens ist das Objekt eine ideale Möglichkeit für uns, unsere Bereitschaft für etwaige zukünftige Atmosphäreneintritte von Asteroiden zu testen, denn die Eckdaten dieses Szenarios, von der Entdeckung bis zum Aufprall auf der Erde, ähneln sich sehr.“

Astronomen, die das Objekt beobachten wollen, können für weitere Informationen gerne das NEOCC kontaktieren.

Das SSA-Programm der ESA unterstützt das Ziel, für Europa einen unabhängigen Zugang zum Weltraum zu schaffen. In diesem Fall soll dies durch das Bereitstellen zeitnaher und genauer Daten über den Weltraum geschehen. Ein Schwerpunkt liegt auf Objekten, die anderen Infrastrukturen im Orbit oder auf der Erde gefährlich werden können, etwa Schrott aus Kollisionen im Orbit, gefährliches Weltraumwetter oder natürliche Objekte (zum Beispiel Asteroiden), die die Erdumlaufbahn kreuzen und eventuell auf der Erde einschlagen könnten.

Weitere Informationen finden Sie hier: http://www.esa.int/ssa

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