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Über die ESA

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ESA / Space in Member States / Germany

„Europa ist, vor allem dank der ESA, im Weltraum bereits präsent. Deshalb muß man sich darüber klar werden, was wir dort machen wollen“, erklärt Antonio Rodotà, Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation. „Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, daß alle Möglichkeiten in Betracht gezogen und sämtliche Herausforderungen bewältigt werden.“

Vision und Strategien

Mr Antonio Rodotà, Director General of ESA
Mr Antonio Rodotà, Director General of ESA

Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) vermittelt eine Vision von der Zukunft der europäischen Raumfahrt und vom Nutzen, den die Satellitentechnik für das tägliche Leben auf der Erde bieten kann. Sie entwickelt auch die Strategien, die erforderlich sind, um diese Vision durch gemeinsame wissenschaftliche und technische Weltraumvorhaben zu verwirklichen.

Die Entwicklung leistungsstarker Trägerraketen und moderner Raumfahrzeuge ist eine der Arbeitsweisen der ESA. Eine weitere ist ihr kreatives Zusammenwirken mit den nationalen Raumfahrtagenturen und mit der Luft- und Raumfahrtindustrie ihrer 15 Mitgliedstaaten. Und jetzt, da der Raumfahrt-Wettlauf zwischen den USA und der Sowjetunion aus der Zeit des Kalten Krieges einer internationalen Zusammenarbeit im Weltraum gewichen ist, spricht und handelt die ESA auf der Weltbühne im Namen Europas.

Die Erfolge der ESA in den letzten 25 Jahren haben ihre Rolle verändert. Als die Organisation 1975 gegründet wurde, sah sich Europa mit einem Rückstand konfrontiert, den es unbedingt aufzuholen galt. Ein Versuch, eine Trägerrakete für Europa zu entwickeln, war gescheitert. Europas Wissenschaftler hatten bereits ein gutes multinationales Programm, waren aber meist auf die Amerikaner oder die Russen angewiesen, um ihre Weltraumexperimente und Kleinsatelliten zu starten.

Wie sich die Dinge seither geändert haben! Mit den Programmen der ESA für Raumfahrzeugträger, Wissenschaft, Telekommunikation, Erdbeobachtung und bemannte Raumfahrt hat Europa seine große Fachkompetenz unter Beweis gestellt. Raumfahrtprojekte und Anwendungen der Weltraumtechnik gehören heute in den Mitgliedstaaten der ESA zum Alltag. Derzeit beschäftigt die europäische Raumfahrtindustrie direkt 40 000 und indirekt 250 000 Personen, und diese Zahlen dürften sich noch weiter erhöhen.

Die ESA ist also nicht nur eine Fachorganisation, sondern fester Bestandteil des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Geflechts Europas sowie seiner wissenschaftlichen und technischen Kultur. Um im 21. Jahrhundert an diesen Erfolg anknüpfen zu können, zählen die Mitgliedstaaten darauf, daß die ESA auch weiterhin geeignete und sorgfältig vorbereitete multinationale Weltraumvorhaben durchführt und sie bei der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit ihrer Industrie unterstützt. Darüber hinaus koordiniert die ESA die Grundsatzplanung, ohne die die neuen Herausforderungen, von denen einige im folgenden Abschnitt beschrieben werden, nicht gemeistert werden können.

Zehn Herausforderungen für Europas Raumfahrt

Galileo system
Galileo system

„Welche Herausforderungen in unserer Strategie zu berücksichtigen sind, läßt sich nur beispielhaft aufzählen“, meint ESA-Generaldirektor Antonio Rodotà. „Wir stehen erst am Beginn des Raumfahrtzeitalters, und für mich sind dem Auftrag der ESA lediglich durch die menschliche Vorstellungskraft Grenzen gesetzt.“

Navigationssatelliten. Weltraumgestützte Navigationssysteme sind für die Wissenschaft und für die Industrie unverzichtbar, und selbst in Autos finden sie zunehmend Anwendung. In kritischen Bereichen wie der Luftfahrt sind ihre Anwendungsmöglichkeiten jedoch begrenzt, weil die bestehenden amerikanischen und russischen Systeme unter militärischer Kontrolle stehen. In Krisenzeiten verschlechtern die Betreiber bewußt die Genauigkeit der Signale. Die Europäische Union hat ihrer Betroffenheit über diesen Sachverhalt Ausdruck verliehen. Aus diesem Grunde arbeitet die ESA nun mit Hochdruck an der Vorbereitung der zivilen Navigationssatelliten, die Europa für seine Eigenständigkeit braucht.

Rationellere Raumflüge. Die gegenwärtigen Raumtransportmethoden für Satelliten, Astronauten und Nachschub, die chemische Antriebe verwenden, sind schwerfällig, zeitraubend und kostspielig. Deshalb fördert die ESA zwar weiterhin Verbesserungen der Ariane-Trägerfamilie und die Entwicklung eines neuen Kleinträgers namens Vega, untersucht aber zusammen mit der europäischen Industrie gleichzeitig auch völlig neuartige langfristige Alternativlösungen, vor allem wiederverwendbare Raumfahrzeugträger. Diese könnten beispielsweise horizontal starten und landen. Neue Antriebskonzepte werden auch für die Bahn- und Lageregelung von Satelliten geplant; dazu gehören solarelektrische Triebwerke, die bei der ESA bereits in Entwicklung sind, und möglicherweise sogar die Nutzung des Sonnenwinds als Antrieb für interplanetare Raumfahrzeuge.

Nanosatelliten. Der erste amerikanische Satellit, Explorer 1, der 1958 gestartet wurde, wog nur 8 kg, und doch entdeckte er mit Hilfe eines einfachen Geigerzählers den Strahlungsgürtel der Erde. Später wurden Satelliten mit einer Masse von mehreren Hundert oder gar Tausend Kilogramm die Norm, doch regt sich inzwischen Interesse an kleinen, aber sehr „intelligenten“ Geräten von weniger als 10 kg. Europas erster Nanosatellit, der von einer britischen Universität entwickelte SNAP-1, wurde im Juni 2000 ins All geschossen. Er wiegt nur 7 kg und nutzt damit den gesamten Fortschritt, der in den 40 Jahren seit dem Start von Explorer 1 auf dem Gebiet der Mikroelektronik und -mechanik erzielt wurde. Ob als einzelne Raumfahrzeuge für schnelle, kostengünstige Missionen oder als Schwärme zur Erdbeobachtung – Nanosatelliten bieten kleinen Ländern sowie kleinen Unternehmen und Instituten die Möglichkeit, mit den Giganten der Luft- und Raumfahrtbranche zu konkurrieren.

Marktanteil. Der spektakuläre Erfolg der europäischen Ariane-Raketen, die einen großen Anteil des Marktes für kommerzielle Satellitenstarts erobern konnten, ist bei der Produktion und dem Verkauf von kommerziellen Satelliten ausgeblieben. Außereuropäische Telekommunikationsfirmen beispielsweise ziehen noch immer amerikanische Hersteller vor. Die US-Raumfahrtindustrie profitiert von großzügiger staatlicher Finanzierung und von technischen Anreizen aus der militärischen Raumfahrt, die in Europa verhältnismäßig unbedeutend ist. Die ESA prüft effektivere und schnellere Wege, um die kommerzielle Raumfahrtindustrie in Europa zu unterstützen, beispielsweise durch den Nachweis neuer Techniken in kurzen Kleinversuchen im All.

Klimaüberwachung. Derzeit wird in intensiven diplomatischen Bemühungen über weltweite politische Maßnahmen verhandelt, mit denen der Klimawandel im Zaum gehalten werden soll. Die Erdbeobachtungs- und Forschungssatelliten der ESA werden helfen, die wissenschaftliche Basis solcher Maßnahmen zu überprüfen und ihre Durchführung sowie ihre Ergebnisse zu überwachen. Dennoch werden Klimaveränderungen, ob natürliche oder vom Menschen verursachte, nicht ausbleiben. Langfristig ist es denkbar, daß die Weltraumtechnik Möglichkeiten bietet, das Wetter zu beeinflussen, beispielsweise mit riesigen Reflektoren in der Erdumlaufbahn, mit denen in ausgewählten Gebieten die Sonneneinstrahlung reguliert werden könnte. Europa muß sich über die betreffenden Techniken und über die komplexen politischen und rechtlichen Fragen, die diese aufwerfen, auf dem laufenden halten.

Kosmische Einschläge. 1996 hat der Europarat größere Anstrengungen beim Aufspüren von „Asteroiden und Kometen“ verlangt, „die die Menschheit gefährden könnten“. Mehr als einmal haben Einschläge von Asteroiden und Kometen bereits regionale oder gar weltweite Katastrophen verursacht, und mittlerweile wird gezielt nach schwer zu entdeckenden Objekten gesucht, die aufgrund ihrer Flugbahn für die Erde zur Gefahr werden könnten. Die ESA unterstützt Spaceguard (Rom), das die Jagd auf Asteroiden durch weltweit 80 Zentren koordiniert. Rosetta, die Raumsonde der ESA, die 2003 ihren Flug zum Kometen Wirtanen antreten wird, soll ein besseres physikalisches Verständnis der Bedrohung vermitteln. Zwei gegenwärtig von der ESA untersuchte Projekte dürften sich auch ausgezeichnet für die Jagd auf Asteroiden eignen: die Sonde BepiColombo, die im Herzen des Sonnensystems den Planeten Merkur unter die Lupe nehmen soll, und der neue Sternvermessungssatellit GAIA.

Knifflige Aufgaben. Viele der relativ leicht durchführbaren Raumfahrtprojekte wurden bereits erfolgreich abgeschlossen. Neue Entdeckungen und Anwendungen erfordern jedoch häufig neue Weltraumtechnologien. So wünschen sich sowohl die Geo- als auch die Weltraumwissenschaftler Satelliten, die in der Lage sind, die nicht gravitationsbedingten Kräfte – sei es der Luftwiderstand in den oberen Schichten der Erdatmosphäre oder der Druck des Sonnenlichts im fernen Weltraum – automatisch auszugleichen. Auch die Verwendung von Laserstrahlen über große Entfernungen ist eine knifflige Technologie mit bedeutenden Anwendungen, insbesondere im Rahmen des LISA-Projekts, das die ESA gegenwärtig untersucht, um Beben im Weltraum, sogenannte Schwerewellen, mittels zwei 5 Millionen Kilometer voneinander entfernten Raumfahrzeugen aufspüren. Bei der strategischen Planung muß geklärt werden, in welchen Fällen Europa solche schwierigen Projekte allein durchführen sollte oder vielmehr weltweite Zusammenarbeit empfehlenswert wäre.

Rohstoffe und Energie aus dem Weltraum. Der Mond und die Asteroiden sind reich an Rohstoffen, die im Prinzip abgebaut und als Baustoff oder für die Erzeugung von Sauerstoff und Wasser genutzt werden könnten. Die Schwierigkeit der Arbeit im Weltraum wird teilweise durch die gegenüber der Erde geringe Schwerkraft dieser Himmelskörper ausgeglichen. Langfristig könnten beispielsweise große Raumstationen oder interstellare Raketen leichter in einem Umfeld mit geringer Schwerkraft gebaut werden. Die ESA ermuntert die europäischen Ingenieure und Wissenschaftler, in diese Richtung weiterzudenken und auch die Möglichkeit zu prüfen, die Erde mit umweltfreundlicher Energie aus dem All zu versorgen. Eine weitere Idee ist, daß auf lange Sicht Stationen im Orbit aus Sonnenlicht oder aus der im Weltraum natürlich vorkommenden Elektrizität Strom gewinnen und zur Erde übertragen könnten.

Claude Nicollier repairing Hubble
Claude Nicollier repairing Hubble

Roboter oder Astronauten? Die denkwürdige Raumtransportermission im Jahr 1993, bei der das von der NASA und der ESA entwickelte und betriebene Weltraumteleskop Hubble unter Mitwirkung des ESA-Astronauten Claude Nicollier repariert wurde, hat dazu beigetragen, die Kritiker der bemannten Raumfahrt zum Schweigen zu bringen. Nichtsdestoweniger werden unbemannte Raumfahrzeuge und Roboter immer leistungsfähiger und erfordern darüber hinaus nicht die Lebenserhaltungssysteme und das „Rückflugticket“, die der Mensch braucht. Die Wahl zwischen Robotern und Astronauten in Raumstationen, Mondbasen oder bei der Erforschung des Mars ist daher für die Raumfahrtplaner eine schwierige strategische Entscheidung. Bei der Internationalen Raumstation setzt die ESA sowohl auf die bemannte Raumfahrt als auch auf den Einsatz von Robotern, was dadurch belegt wird, daß sie für die Raumstation auch einen Roboterarm und ein automatisches Transferfahrzeug entwickelt. Gleichzeitig arbeitet die Organisation im Rahmen ihres Wissenschaftlichen Programms an der Entwicklung von Roboterfahrzeugen, die in der Lage wären, in großer Entfernung von der Erde selbständig komplizierte Aufgaben auszuführen.

An der Spitze bleiben. Noch während die Ariane-4 sich als die Trägerrakete der 90er Jahre bewährte, arbeitete die ESA bereits an der Entwicklung der leistungsstärkeren Ariane-5. Spätestens im Jahr 2005 wird eine verbesserte Ausführung der Ariane-5 in der Lage sein, eine Nutzlast von 11 Tonnen ins All zu hieven. Wenn man Teams von Ingenieuren mit einer beachtlichen Erfolgsbilanz hat, ist es sinnvoll, auf einem bestimmten Weg weiterzuarbeiten, um eine Führungsrolle zu behaupten. Genauso können Wissenschaftler ihre Trümpfe gezielt in bestimmten Bereichen ausspielen. So soll die äußerst erfolgreiche Mission des Infrarotobservatoriums ISO der ESA (1995) im Jahr 2007 mit den Nachfolgeprojekten FIRST und PLANCK fortgesetzt werden. Eine der Herausforderungen für Europa besteht darin zu entscheiden, wann ein eingeschlagener Weg fortgesetzt werden soll und wann ein anderer Weg besser ist, um an der Spitze zu bleiben.

25 Jahre Erfolg

Europe's access to space
Europe's access to space

„So weit, so gut“, urteilt Generaldirektor Antonio Rodotà. „Aber die Pioniere der ESA waren unglaublich erfinderische und tatkräftige Ingenieure und Wissenschaftler. Genau solche Leute brauchen wir auch künftig, wenn wir denselben Erfolg haben wollen.“

Die Europäische Weltraumorganisation hat ihre Arbeit 1975 aufgenommen. Ihre Gründung wurde zwei Jahre zuvor auf einer Tagung von Ministern aus zehn europäischen Ländern beschlossen, um die frühere Europäische Organisation für die Entwicklung und den Bau von Raumfahrzeugträgern und die Europäische Weltraumforschungs-Organisation, beide Anfang der 60er Jahre gegründet, zusammenzulegen. Gegenwärtig hat die ESA 15 Mitgliedstaaten in Europa; hinzu kommt Kanada als Kooperierender Staat.

In den ersten 25 Jahren des Bestehens der ESA hat sich Europa von einem kleinen zu einem großen Raumfahrtakteur mit einem hohen Maß an Eigenständigkeit in den meisten Bereichen der Weltraumtechnik und mit der Fähigkeit zu Weltklasse-innovationen entwickelt. Die entscheidende Wende kam 1986, als der ESA-Raumsonde Giotto – von der europäischen Industrie gebaut, mit den Instrumenten europäischer Wissenschaftler an Bord und mit der europäischen Ariane auf die Reise geschickt – unter allen weltweit gestarteten Sonden die kühnste Annäherung an den Halleyschen Kometen gelang.

Hier einige Höhepunkte in der Bilanz der ESA:

  • Die von der ESA entwickelten Ariane-Trägerraketen beherrschen heute den kommerziellen Markt der Startdienste vor allem für Telekommunikationssatelliten, und das trotz härtester Konkurrenz aus den USA, Rußland, China und Japan. Der Umsatz in dieser Branche beläuft sich mittlerweile auf mehrere Milliarden Euro.
  • Die Weltstandards für die Telekommunikationssatelliten der jetzigen Generation beruhen auf Techniken, die von der ESA entwickelt und nachgewiesen wurden und in mehr als 50 Satelliten europäischer Hersteller eingeflossen sind – ebenfalls ein milliardenschwerer Sektor.
  • Die ESA ist bei der Überwachung des Ozonlochs, der Eiskappen, der ozeanischen Winde und Strömungen sowie anderer Faktoren, die den Gesundheitszustand unseres Planeten beeinflussen, weltweit führend. Auch Meteosat, Lieferant der aus der täglichen Wettervorhersage im Fernsehen bekannten Aufnahmen des Wettergeschehens über Europa und Afrika, wurde von der ESA entwickelt.
  • Wissenschaftliche Satelliten der ESA haben bei der Beobachtung der Sonne und ihres Einflusses auf die Erde, bei der Erforschung von Kometen, bei der Vermessung von Sternen aus dem Weltraum und bei der Enthüllung des Universums im Infrarot- und Röntgenlicht eine Schlüsselrolle erreicht.
  • Die Astronauten der ESA haben bei zehn Missionen des US-Raumtransporters und während zahlreicher Aufenthalte an Bord der russischen Raumstation Mir Raumflugerfahrung gesammelt. Sie sind damit für ihre künftigen Aufgaben in der Internationalen Raumstation gerüstet, an der die ESA als gleichberechtigter Partner beteiligt ist.

Laufende und künftige Weltraumvorhaben

Huygens parachutes onto Titan
Huygens parachutes onto Titan

„Sie könnten sich sehr viel besser vorstellen, was wir tun“, sagt Generaldirektor Antonio Rodotà, „wenn Sie sehen könnten, wie unsere Satelliten am Himmel vorbeiziehen, über dem Äquator schweben, vor der Sonne Wache schieben oder zum Saturn fliegen.“

Die folgenden Raumflugsysteme der Europäischen
Weltraumorganisation sind entweder gegenwärtig in Betrieb oder sollen noch vor Ende 2004 gestartet werden. Sie sind in der ungefähren Reihenfolge ihrer Starttermine aufgeführt und bilden zusammen über 20 Vorhaben. Ausführlichere Informationen über diese sowie frühere und spätere Projekte sind auf diesen Webseiten abrufbar.

Hubble-Weltraumteleskop (NASA und ESA) 1990
Dank der Partnerschaft der ESA mit der NASA und ihren praktischen Beiträgen verfügen die europäischen Astronomen bei diesem berühmten optischen Teleskop über garantierte Beobachtungszeit.

Ulysses (ESA und NASA, in Europa gebaut) 1990
Diese Sonde flog als erste über die Sonnenpole und hat die Kenntnisse der Wissenschaftler über das Magnetfeld der Sonne und den Sonnenwind, die den uns umgebenden Weltraum ausfüllen, grundlegend verändert.

ERS-2 1995
ERS-2 setzt die wertvolle Arbeit von ERS-1 zur Untersuchung der Erde mit Radar-, Mikrowellen- und Infrarotsensoren fort und führt außerdem ein neues Instrument zur Überwachung des Ozonlochs mit.

SOHO (ESA und NASA, in Europa gebaut) 1995
Das Sonnen- und Heliosphärenobservatorium hat viele Entdeckungen über das Innere und die explosive Atmosphäre der Sonne gemacht und überwacht Sonnenstürme rund um die Uhr.

Huygens (Beitrag der ESA zur NASA-Mission Cassini) 1997
Im November 2004 wird Huygens an einem Fallschirm durch die neblige Atmosphäre des größten Saturn-Monds, Titan, absteigen und die chemischen Geheimnisse dieser fremdartigen Welt enthüllen.

XMM-Newton 1999
Aufgrund seiner drei beeindruckenden Teleskope, die jeweils mit 58 höchst präzise geformten und ineinandergeschachtelten Spiegeln ausgestattet sind, ist XMM-Newton das empfindlichste Weltraumobservatorium, das je für die Röntgenastronomie gebaut wurde.

Cluster (ESA und NASA, in Europa gebaut) 2000
Diese vier im Verbund betriebenen Satelliten vermitteln ein bisher einzigartiges dreidimensionales Bild vom Kampf zwischen dem Sonnenwind und dem Magnetfeld der Erde und von den damit verbundenen Stürmen im Weltraum.

Artemis (ESA und Japan) 2001
Dieser innovative Nachrichtensatellit wird direkte Verbindungen zu Mobilfunknutzern am Boden demonstrieren, über Laserstrahlen Daten von anderen Satelliten sammeln und Navigationssignale für EGNOS übertragen (siehe unten).

Envisat 2001
Der mit 8 Tonnen größte europäische Fernerkundungssatellit wird die Erde mit weiterentwickelten Ausführungen der bei ERS-2 eingesetzten Instrumente sowie mit mehreren wichtigen neuen Instrumenten beobachten.

Europäischer Roboterarm 2001
Einer der Beiträge der ESA zur Internationalen Raumstation. Er soll am russischen Modul montiert werden, kann aber auch für europäische Projekte auf der Station eingesetzt werden.

Integral 2002
Das Schwesterobservatorium von XMM-Newton wird mit seinen raffinierten Teleskopen und empfindlichen Detektoren die bei äußerst heftigen Ereignissen im kosmischen Raum entstandene Gammastrahlung beobachten.

MSG-1 (ESA und Eumetsat) 2002 und MSG-2 rund 18 Monate später
Die Satelliten der Zweiten Meteosat-Generation werden viel genauere Wetterinformationen liefern als die ersten Meteosats, die seit 1977 über dem Äquator im Einsatz sind.

Smart-1 2002
Diese kleine experimentelle Sonde dient der Demonstration des solar-elektrischen Antriebs und wird eine Reihe wissenschaftlicher Instrumente zur Erforschung des Mondes mitführen.

Rosetta (ESA plus Landegerät unter deutsch-französischer Leitung) 2003
Das Ziel der Sonde ist der Komet Wirtanen, den sie zunächst in einem langen Begleitflug aus einer nahen Umlaufbahn beobachten wird und auf dessen Oberfläche sie anschließend ein Landegerät absetzen soll.

EGNOS Inbetriebnahme spätestens 2003
Der Europäische Geostationäre Navigationsüberlagerungsdienst wird Nutzlasten auf drei geostationären Satelliten sowie ein Bodenstationsnetz einsetzen, um das amerikanische und das russische Navigationssystem genauer und zuverlässiger zu machen.

Mars Express (ESA plus Landegerät unter britischer Leitung) 2003
Während der bisher umfangreichsten Erkundung des Roten Planeten wird Mars Express nach verstecktem Wasser oder Eis und mit einem Landegerät nach Spuren von Leben suchen.

Cryosat 2003
Als erster Satellit der neuen Erdforschungsreihe der ESA wird Cryosat ein Doppelradargerät einsetzen, um die Entwicklung der polaren Eiskappen und des Treibeises genauer als je zuvor zu erfassen.

METOP-1 (ESA und Eumetsat) 2003
Während Meteosat und MSG das Wetter von ihrer Warte oberhalb des Äquators aus beobachten, wird METOP über die Pole fliegen und mit fortschrittlichen Instrumenten die Atmosphäre sondieren.

Automatisches Transferfahrzeug 2003
Dieser Raumschlepper wird Fracht zur Internationalen Raumstation bringen, automatisch an der Station andocken, ihre Bahn anheben und schließlich als Müllverbrennungsanlage dienen.

Galileo 2004–2008
Die ersten Satelliten des europäischen Navigationssystems Galileo werden spätestens 2004 im Weltraum validiert. Die gesamte, aus 30 Satelliten bestehende Konstellation soll gegen 2008 in Betrieb gehen.

Columbus 2004
Der größte von der ESA bereitgestellte Bestandteil der Internationalen Raumstation ist ein zylinderförmiges Labor von 6,7 m Länge, in dem die Astronauten Hunderte von Experimenten pro Jahr betreuen werden.

Geographische Verteilung

Main Control Room at ESOC
Main Control Room at ESOC

„In jeder Einrichtung der ESA arbeiten Fachleute aus verschiedenen Ländern erfolgreich bei anspruchsvollen Projekten zusammen“, sagt Generaldirektor Antonio Rodotà. „Man darf nie vergessen, wie erstaunlich das ist, denn ihre Großväter haben noch aufeinander geschossen.“

Europa ist ein Mo saik aus relativ kleinen Ländern. Seine kriegerische Vergangenheit erschreckt die Historiker, während seine kulturelle Vielfalt die Touristen erfreut. Von den griechischen Philosophen bis zur industriellen Revolution und darüber hinaus war dieser kleine Kontinent in Kunst, Wissenschaft und Forschung und auch in der Technik oft wegweisend.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, noch bevor die Politiker die Wirtschaftsunion vorantrieben, haben Wissenschaftler in Westeuropa darauf hingewiesen, daß moderne Anlagen der Spitzenforschung für den Wissenschaftshaushalt einzelner Länder zu teuer sind. Die erste gemeinschaftliche Großforschungseinrichtung wurde 1953 in Genf für die Teilchenphysik geschaffen (CERN). Die zweite war die Europäische Weltraumforschungs-Organisation (ESRO, 1962) mit Sitz in Paris – eine der Vorläuferorganisationen der 1975 ins Leben gerufenen Europäischen Weltraumorganisation (ESA).

Zu den 10 Gründungsmitgliedern der ESA gehören die größten westeuropäischen Länder (Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und das Vereinigte Königreich) sowie Belgien, Dänemark, die Niederlande, Schweden und die Schweiz. Fünf weitere Länder traten der ESA später bei (Irland, Österreich, Norwegen, Finnland und Portugal). Kanada arbeitet mit der ESA bei verschiedenen Vorhaben zusammen.

Die meisten – aber nicht alle – ESA-Mitgliedstaaten gehören auch der Europäischen Union an. Umgekehrt sind einige Mitgliedstaaten der EU noch nicht in der ESA vertreten. Die beiden Institutionen sind voneinander unabhängig, arbeiten jedoch bei der Entwicklung einer umfassenden Weltraumpolitik für Europa konstruktiv zusammen. Ein Großteil der ESA-Mitgliedstaaten gehört auch dem Europarat sowie dem CERN und der Europäischen Südsternwarte an, zu denen die ESA enge wissenschaftliche Verbindungen unterhält. Ihre Zusammensetzung verleiht der ESA Vitalität und Vielseitigkeit, da jedes Land seine wissenschaftliche Tradition, technischen Fähigkeiten, politischen Prioritäten und besondere Kultur einbringt.

Bei jedem Start eines Raumfahrzeugs der ESA freuen sich Tausende von Männern und Frauen in Fabriken und Labors auf dem gesamten Kontinent und sind stolz auf ihren Beitrag zum Gelingen des Projekts. Im Fall von XMM-Newton (1999) beispielsweise kamen die Bauteile und wissenschaftlichen Instrumente aus 14 europäischen Ländern. Und sie paßten alle zusammen und funktionierten alle. Die Schlüsseltechnologie für die Spiegelbündeloptik des Röntgenteleskops kam aus einer kleinen Stadt in der ländlichen Lombardei.

Die europäische Luft- und Raumfahrtindustrie, die bei der Verwirklichung der Ziele der ESA eine ausschlaggebende Rolle spielt, schließt sich zunehmend zusammen. Unternehmen, die früher das Flaggschiff ihres Landes waren, haben große grenzüberschreitende Konzerne gebildet. Diese Fusionen führen zu neuen geographischen Ausgangsbedingungen für die Vertragspolitik der ESA, die vorsieht, daß die Angebote auf dem Wege offener Ausschreibungen eingeholt und die Aufträge im Verhältnis zum Haushaltsbeitrag der Mitgliedstaaten vergeben werden. Damit will die ESA sicherstellen, daß die kleineren Mitgliedstaaten und Kleinunternehmen gegenüber den größeren Ländern und den Raumfahrtriesen nicht das Nachsehen haben.

Die ESA hat Einrichtungen und Bodenstationen in ganz Europa und eine Reihe von Außenstellen.

Hauptverwaltung und Sitz der ESA in Paris, Frankreich. Hier finden die Zusammenkünfte der Minister, Delegierten und technischen Fachleute der Mitgliedstaaten statt, bei denen große Entscheidungen erörtert werden, für die der Generaldirektor und sein Personal Vorschläge machen und die gefaßten Beschlüsse dann ausführen. Die ESA-Programmdirektoren für Wissenschaft, Anwendungen und Raumfahrzeugträger sowie die Führungskräfte für Strategie, Technologiepolitik, Finanzen und Verwaltung sind in Paris tätig.

ESTEC (Europäisches Weltraumforschungs- und -technologiezentrum) in Noordwijk, Niederlande. Das ESTEC ist die größte Einrichtung der ESA und nimmt die technischen Verbindungen zur europäischen Industrie und Wissenschaft wahr. Teams aus Ingenieuren und Wissenschaftlern untersuchen Projektvorschläge und überwachen die Entwicklung von Raumfahrzeugen. Hier befinden sich die ESA-Abteilungen für Weltraumwissenschaft und Geowissenschaften sowie die Direktion für Bemannte Raumfahrt und Schwerelosigkeitsforschung. Das ESTEC verfügt über eigene technische Labors und bedeutende Anlagen zur Erprobung von Raumfahrzeugen und Bauteilen unter den Belastungen, denen sie während des Starts und im Weltraum ausgesetzt sein werden.

ESOC (Europäisches Raumflugkontrollzentrum) in Darmstadt, Deutschland. Dies ist das Missionskontrollzentrum für die meisten Weltraumprojekte der ESA. Es betreut normalerweise ein halbes Dutzend Vorhaben gleichzeitig über ein weltweites Netz von Bahnverfolgungsstationen. Während der Projektplanung empfiehlt das ESOC geeignete Flug- und Umlaufbahnen und Bodenverbindungen. Die Auswertung der Meteosat-Aufnahmen für die Wettervorhersage und Klimaforschung erfolgte im ESOC, bis EUMETSAT auf der anderen Straßenseite seine Tore öffnete. Die Gefahren durch Raumfahrttrümmer – die vielen tausend Fragmente von Raumfluggerät, die die Erde umkreisen – werden ebenfalls vom ESOC überwacht.

ESRIN in Frascati, Italien. Das ESRIN ist das Hauptzentrum der ESA für Erdbeobachtung, die Auswertung von Aufnahmen und Daten der ERS-Satelliten der ESA und ihre Zusammenführung mit den Beobachtungen der von Frankreich gesteuerten Satelliten der SPOT-Baureihe sowie amerikanischer, russischer und japanischer Satelliten. Diese Aufgabe erfordert die Verarbeitung riesiger Datenmengen, die mit dem Start des großen ESA-Satelliten Envisat-1 im Jahr 2001 noch zunehmen werden. Das ESRIN ist auch für die Verbreitung von Informationen über die ESA im Internet – einschließlich der Seiten, die Sie gerade lesen – verantwortlich.

EAC (Europäisches Astronautenzentrum) in Köln, Deutschland. Hier ist das Astronautenkorps der ESA angesiedelt, das 16 Astronauten aus 7 Mitgliedstaaten umfaßt. Seit 1990 übernimmt das EAC die Ausbildung und medizinische Betreuung der ESA-Astronauten am Boden und während einer Reihe von Weltraummissionen. In Zukunft werden die EAC-Anlagen nicht nur für ESA-Astronauten eingesetzt, sondern auch für Astronauten aus anderen Teilen der Welt, die die ESA-Bestandteile der Internationalen Raumstation einschließlich des Columbus-Labors nutzen werden.

CSG (Raumfahrtzentrum Guayana) in Kourou, Französisch-Guayana. Der von der französischen Raumfahrtagentur CNES errichtete und betriebene Raumflughafen Europas wurde mit Unterstützung der ESA für experimentelle und kommerzielle Ariane-Starts erheblich ausgebaut. Er befindet sich an der Nordküste Südamerikas und gewährleistet sichere Starts über dem Atlantik. Außerdem bietet er den Vorteil der Äquatornähe, wo die Erdrotation maximal genutzt wird und mindestens 10 % mehr Nutzlast als vom amerikanischen Raumflughafen in Cape Canaveral auf eine Erdumlaufbahn gebracht werden können.

Bodenstationen in Salmijärvi bei Kiruna (Schweden), Redu (Belgien), Villafranca del Castillo (Spanien) und Kourou (Französisch-Guayana). Die im hohen Norden gelegene Bodenstation in Salmijärvi bei Kiruna wird für die ESA-Erdbeobachtungssatelliten auf polaren Umlaufbahnen eingesetzt, Redu hauptsächlich für Nachrichtensatelliten über dem Äquator. Villafranca ist für seine Betreuung der Astronomiesatelliten der ESA (gegenwärtig XMM-Newton) bekannt und beherbergt Wissenschaftler, die die Beobachtungen planen und die Ergebnisse verarbeiten und archivieren. Die Bodenstation in Kourou ist hauptsächlich für den Kontakt mit den Satelliten kurz nach dem Start zuständig. Außerdem nutzt die ESA eine Bahnverfolgungsstation in Perth (Australien) und hat je nach Missionsanforderungen Zugang zu anderen Stationen rund um die Welt.

Andere Außenstellen. ESA-Bedienstete arbeiten in den Betriebszentren für die ESA/NASA-Gemeinschaftsmissionen Ulysses und SOHO im Jet Propulsion Laboratory der NASA in Kalifornien bzw. im Goddard-Raumflugzentrum der NASA in Maryland sowie im Institut für den wissenschaftlichen Betrieb des Hubble-Weltraumteleskops in Baltimore, Maryland. Die Europäische Koordinierungsstelle für das Hubble-Teleskop und das Weltraumteleskop der nächsten Generation befindet sich am Sitz der Europäischen Südsternwarte in Garching bei München. Die ESA unterhält ständige Verbindungsbüros in Brüssel, Toulouse, Washington und Moskau.

Im Dienste Europas und seiner Bürger

ERS-2/GOME map of ozone thinning over Europe
ERS-2/GOME map of ozone thinning over Europe

„Mein persönliches Anliegen gilt den Menschen“, sagt Generaldirektor Antonio Rodotà. „Ich möchte, daß die europäischen Weltraumprojekte für den Steuerzahler, der sie schließlich möglich macht, auch wirklich von Nutzen sind.“

Man hört oft, daß für neue Unternehmungen privatwirtschaftliche Investitionen den öffentlichen vorzuziehen sind. Paradoxerweise wird aber gerade in Amerika, der Zitadelle des Kapitalismus, die privatwirtschaftliche Entwicklung von Weltraumtechnologie vom Staat am meisten gefördert. Obwohl Europa eine größere Bevölkerung und ein höheres Bruttosozialprodukt hat als die USA, gibt es für Weltraumforschung und -technologie sehr viel weniger aus. Manchen Europäern erscheint die Raumfahrt als Extravaganz, die für die wahren Probleme unserer Zeit ohne Belang ist. Aber auch wenn die Raumfahrt begeistert bejaht und ihre Ertragskraft anerkannt wird, steht sie mit allen anderen Zwecken, für die öffentliche Gelder benötigt werden, im Wettbewerb, wozu unter anderem erstklassige bodengestützte Wissenschaft und Technik gehören.

Auf einem Kontinent, auf dem demokratische Grundsätze gelten, unterliegt die Europäische Weltraumorganisation den von den Vertretern der gewählten Regierungen ihrer Mitgliedstaaten gefaßten Beschlüssen. In der Regel reifen Weltraumprojekte aber über Zeiträume heran, die einzelne Regierungen überdauern. Als Quelle der Vision und Strategien für die konzertierten Anstrengungen Europas würde die ESA ihrer Aufgabe nicht gerecht, wenn sie Sinn und Zweck der Raumfahrt und ihrer eigenen Tätigkeit nicht immer wieder erläuterte.

Dabei wäre zwischen dem „obligatorischen“ Weltraumforschungsprogramm und den allgemeinen Leistungen der ESA, für die alle Mitgliedstaaten ihrer Finanzkraft entsprechend zahlen müssen, sowie den „fakultativen“ Programmen zu unterscheiden, die einen sehr viel größeren Anteil des ESA-Gesamthaushalts ausmachen und zu denen die Länder einen völlig nach eigenem Ermessen bestimmten – manchmal also auch keinen – Beitrag leisten. Wegen der Überschneidungen zwischen diesen beiden Programmarten ist es aber einfacher, den Nutzen der ESA-Programme für Europa zusammenzufassen, ohne auf diesen Unterschied einzugehen.

Nutzen für die Menschen
Zu den praktischen Vorteilen, die Europas Bürger aus den ESA-Programmen erwarten können, zählen bessere Wettervorhersagen, leistungsfähigere persönliche Nachrichtenverbindungen und eine sicherere Satellitennavigation.

Die über die ESA getätigten öffentlichen Ausgaben zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung, für Katastrophenüberwachung und Hilfsaktionen, Such- und Rettungsdienste usw. gehen weit über die Möglichkeiten der Privatwirtschaft hinaus.

Die Exploration des Weltraums ist ein packendes Unterfangen. Die ESA unternimmt alle Anstrengungen, damit die Öffentlichkeit über Presse, Fernsehen und Internet dieses Abenteuer miterleben kann.

Die Raumfahrt ist auch für die Bildungsarbeit von größter Bedeutung: Sie regt die Phantasie der Jugend an und bietet dem studentischen Nachwuchs Anreize, sich verstärkt mit Physik und Technik zu befassen.

Jeder Mensch fragt sich nach seinem Platz in Raum und Zeit und nach unserer Beziehung zum Universum. Die weltraumwissenschaftlichen Missionen der ESA tragen viel dazu bei, eine Antwort auf diese Fragen zu finden.

Nutzen für die Umwelt
In Europa und anderswo ist der Umweltschutz ein zentrales Anliegen geworden, weshalb die von der ESA unternommenen Programme zur Beobachtung der Erde aus dem Weltraum einfach unerläßlich sind.

Das neue Erdforschungsprogramm der ESA wird die Lücken in unserem Wissen über den globalen Wandel schließen helfen. Hierfür ist intelligenteres Raumfluggerät erforderlich, damit der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung genauer erkannt werden kann.

Die Sonne, die unsere Umgebung mit Energie versorgt, und ihre Stürme, die unsere technischen Systeme und vielleicht sogar unser Wetter beeinträchtigen, sind einer der Schwerpunkte der Weltraumforschung in der ESA.

Ein besseres Verständnis der Besonderheiten der Erde als Hort des Lebens ist aus Vergleichen mit anderen Planeten zu erwarten, bei denen die ESA jetzt eine wichtige Rolle spielt.

Angesichts des wachsenden Bewußtseins in Politik und Öffentlichkeit für die Bedrohung, die von kosmischen Einschlägen ausgeht, unterstützt die ESA Projekte zur boden- und weltraumgestützten Suche nach Asteroiden „auf Irrwegen“.

Im Dienste Europas
Die ESA erfüllt die an sie gestellten Anforderungen, ob für Weltraummissionen auf Wunsch europäischer Wissenschaftler oder für eine eigenständige Satellitennavigation im Auftrag der Europäischen Union.

Alle Projekte und Programme der ESA gehen auf einen umfassenden Dialog mit Fachleuten aus ganz Europa, Herstellern und potentiellen Nutzern zurück.

Neugegründete „Eurogesellschaften“ übernehmen die von der ESA bis zur Einsatzreife entwickelten Anwendungen, so vor allem Arianespace im Bereich der Trägerraketen, Eutelsat in der Telekommunikation und Eumetsat bei Wettersatelliten.

Enge Verbindungen zu den nationalen Raumfahrtagenturen der Mitgliedstaaten, die ihre eigenen Prioritäten und Projekte haben, bringen zahlreiche Vorteile für beide Seiten mit sich und ermöglichen einen fruchtbaren Gedankenaustausch.

Die ESA ist an allen Etappen der Beratungen der von der Europäischen Kommission eingesetzten Koordinierungsgruppe für Raumfahrt beteiligt, die mit der Ausarbeitung einer kohärenten künftigen Raumfahrtstrategie und -politik betraut ist.

Die Europäische Südsternwarte (ESO), die Europäische Organisation für Kernforschung (CERN) und die Europäische Wissenschaftsstiftung (ESF) unterhalten ständige Kontakte zum Wissenschaftsprogramm der ESA.

Hilfsorganisationen der Mitgliedstaaten und der Europäischen Union und das Büro für Weltraumfragen der Vereinten Nationen schätzen die aktive Unterstützung der ESA bei ihren Bemühungen, die Entwicklungsländer an den Früchten der Raumfahrt teilhaben zu lassen.

Wirtschaftlicher und technischer Nutzen
In der Raumfahrt lassen sich durchaus Gewinne erwirtschaften, wie die Trägerrakete Ariane unter Beweis gestellt hat. Europa braucht Hochtechnologie dieser Art, um seine industrielle Stärke zu erhalten.

Die ESA fördert und unterstützt die vorwettbewerbliche Innovation in der europäischen Raumfahrtindustrie und schafft neue Märkte und Arbeitsplätze, was den Weg zu kommerziellem Erfolg auf der Weltbühne ebnet.

Der Großteil der von den Mitgliedstaaten gezahlten Beiträge zum ESA-Haushalt fließt unmittelbar in Form von Aufträgen an ihre Industrie zurück, wodurch bestehende Arbeitsplätze gesichert werden bzw. neue entstehen.

Alle Weltraumvorhaben der ESA sind innovativ; vor allem die technisch sehr anspruchsvollen wissenschaftlichen Projekte tragen dazu bei, die Grenzen des mit europäischer Weltraumtechnologie Machbaren weiter hinauszuschieben.

Die Auftragsvergabepolitik der ESA fördert eine enge grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen europäischen Industrieunternehmen, ohne den Wettbewerb um die einzelnen Aufträge zu behindern.

Eine Sonderinitiative erleichtert kleinen und mittelgroßen Unternehmen – vor allem innovativen Hochtechnologiefirmen im Verbund mit Universitäten – den Zugang zu ESA-Programmen.

Die ESA und ihre Auftragnehmer bemühen sich aktiv um die Verwertung von Weltraumtechnologie für Anwendungen am Boden – beispielsweise das Aufspüren von Landminen mit einem für die Marsforschung entwickelten Radargerät.

Kultureller und politischer Nutzen
Die Erforschung des Weltraums ist heute ebenso sehr ein Bestandteil der kulturellen und politischen Szene, wie es vor 400 Jahren die Erforschung der Weltmeere war. Europa hat sich entschlossen, an diesem Unterfangen teilzunehmen und sich nicht mit der Rolle eines Zuschauers zu begnügen.

Über die ESA haben die Mitgliedstaaten weit mehr für die Erforschung des Weltraums und seine praktische Nutzung getan, als die meisten allein vermocht oder auch nur in Aussicht genommen hätten.

Die Tätigkeit der ESA hilft, eine katastrophale Abwanderung fähiger Wissenschaftler und Ingenieure in andere Teile der Welt zu verhindern, in denen aktiv Raumfahrt betrieben wird.

Raumfahrt bündelt menschliches Wissen und Können unterschiedlichster Art und wirkt mit Projekten, die ihrem Wesen nach fachübergreifend sind, einer Tendenz zur Überspezialisierung entgegen.

Politisch am wichtigsten ist der Wunsch, den Frieden im Weltraum zu erhalten. Das Engagement der ESA zur Erreichung dieses Ziels wird abschließend beschrieben.

Zu ausschließlich friedlichen Zwecken

International Space Station
International Space Station

„In diesem Jahrhundert wird die Menschheit wegweisende Entscheidungen über die Nutzung des erdnahen Weltraums und des gesamten Sonnensystems treffen“, meint Generaldirektor Antonio Rodotà. „Wir müssen stark genug sein, damit Europa bei diesen Entscheidungen mitreden kann.“

Die Raumfahrt begann als Wettkampf zwischen der Sowjetunion und den USA um die beherrschende Position während des Kalten Krieges. Noch vor dem Start des ersten Sputnik im Jahr 1957 wurden bereits Aufklärungssatelliten geplant. Trägerraketen für Atomwaffen wurden in Raumfahrzeugträger umgebaut. Die Errungenschaften in der zivilen Weltraumwissenschaft, Mondforschung, Erdbeobachtung und Telekommunikation waren weitgehend Nebenprodukte von Militärprogrammen oder des Bestrebens der Supermächte, ihre Überlegenheit in der Weltraumtechnologie unter Beweis zu stellen. Der kalte Krieg und der Wettlauf in der Raumfahrt gipfelten in „Star Wars“, der strategischen US-Verteidigungsinitiative der 80er Jahre, die auf die Zerstörung von Atomraketen im Flug gerichtet war.

So sah die Welt aus, als die Europäische Weltraumorganisation geboren wurde. Das in ihrem Gründungsübereinkommen gegebene Versprechen, die Zusammenarbeit in der Raumfahrt „zu ausschließlich friedlichen Zwecken“ zu fördern, klang in den 70er Jahren lauter als heute. Es wäre jedoch naiv zu glauben, daß die militärische Nutzung des Weltraums mit dem Kalten Krieg ein Ende fand. Vielmehr führen die USA, Rußland, China und selbst einige Mitgliedstaaten der ESA heute noch bedeutende Militärprogramme durch.

Je verlockender der Weltraum erscheint, desto größer das Konfliktpotential. Ein Angriff auf einen Schlüsselsatelliten könnte einen Krieg am Boden auslösen. Ein wahrer Alptraum ist die Vorstellung, daß die Seeschlachten und Kämpfe um Gebiete, Ressourcen und strategische Vorteile, die vom 16. bis 20. Jahrhundert über die Weltmeere hinweg wüteten, sich im interplanetaren Raum fortsetzen könnten. Weniger kriegerisch – wenn auch nicht ganz unbedenklich – ist der Vorschlag, schlagkräftige Kernwaffen im Weltraum einzusetzen, um einen auf die Erde zufliegenden Asteroiden abzulenken oder zu zertrümmern.

Wegen ihres multinationalen Charakters und ihrer klaren Beschränkung auf friedliche Tätigkeiten nimmt die ESA unter den Raumfahrtagenturen der Welt eine besondere Stellung ein. Einer der Wege zur Vermeidung von Konflikten im Weltraum besteht darin, eine globale Zusammenarbeit bei zivilen Weltraumvorhaben zu fördern. Die ESA arbeitet bilateral mit anderen Agenturen bei so vielen Weltraummissionen zusammen, daß sie ständige Vertretungen in Washington und Moskau – genau genommen „Raumfahrtbotschaften“ – benötigt.

Während des Kalten Krieges führte die ESA einen vierseitigen Austausch mit den Raumfahrtagenturen der USA, der Sowjetunion und Japans im Rahmen der Multilateralen Beratenden Gruppe für Weltraumwissenschaften herbei, die 1981 in Padua in Italien gegründet wurde. Ihre erste Aufgabe bestand in der Koordinierung der Beobachtungen der fünf Sonden, die 1986 am Halleyschen Kometen vorbeiflogen. Gegenwärtig wird bei einem zweiten agenturübergreifenden Vorhaben, dem Programm zur Erforschung der solar-terrestrischen Wechselwirkungen, intensiv zusammengearbeitet. 1999 einigte man sich auf ein drittes Thema: die weitere Exploration von Kometen und Asteroiden. Die ESA ist auch an der Internationalen Raumstation beteiligt, mit der die Raumfahrtagenturen gewissermaßen das Ende des Kalten Krieges im Weltraum feiern.

Das internationale Weltraumrecht legt den Rahmen fest, um die Militarisierung des Weltraums in Grenzen zu halten und Streitigkeiten über seine zivile Nutzung einzuschränken. Hier sei auf den Weltraumvertrag, den Mondvertrag, eine Reihe von Entschließungen und Prinzipienkatalogen der Vereinten Nationen und einen wachsenden Korpus von Fallrecht verwiesen. 1989 gründete die ESA das Europäische Zentrum für Weltraumrecht, das die Aufgabe hat, Forschung, Lehre und Praxis in diesem zunehmend wichtigen und komplexen Bereich der internationalen Beziehungen zu verbessern.

Wie stark sich die ESA diplomatisches Gehör verschaffen kann, hängt von ihrem praktischen Engagement in den zur Diskussion stehenden Bereichen ab. Ein typischer Fall ist der Planet Mars: Bei den geplanten Marsvorhaben wird sich die Frage stellen, ob es aus Sicherheitsgründen vertretbar ist, Marsproben zur Erde zurückzubringen, und ob auf der Marsoberfläche bemannte Stationen errichtet werden sollten, statt den Roten Planeten als Naturschutzgebiet zu betrachten. Bisher haben nur die USA und in geringerem Umfang auch Rußland Forschungssonden zum Mars entsandt. Eine neue Ära wird beginnen, wenn die ESA-Sonde Mars Express im Jahr 2003 zum Mars aufbricht. Falls sie wie erwartet bemerkenswerte Beiträge zu einem internationalen Programm für die wissenschaftliche Erkundung des Planeten leistet, wird Mars Express der ESA mehr Autorität verleihen, um in der Diskussion um Mars den Standpunkt Europas zu vertreten.