Orientierungslos im Weltall

50 Freiwillige hatten das Glück, an diesem Experiment teilnehmen zu dürfen!

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12 Juli 2018

Das Gehirn ist ein faszinierendes und komplexes Organ. Im Lauf der Jahrmillionen hat es sich zu einem Vielseitigkeitschampion entwickelt, das heißt, wie können gleichzeitig verschiedene Dinge tun. Nimm einmal an, du machst einen Spaziergang und entscheidest dich plötzlich, einem Freund eine Nachricht zu schreiben. Eine ganz alltägliche Situation, nicht wahr? Doch dabei muss das Gehirn den Körper weiterlaufen lassen, die Position bestimmen, ein Umkippen verhindern, das Handy bedienen, die Nachricht ausdenken und vieles mehr!

Ein Grund, weshalb dem menschlichen Gehirn das Multitasking so gut gelingt, ist die Zusammenarbeit mit bestimmten Bereichen des Körpers, die unter dem Begriff Gleichgewichtssystem zusammengefasst sind. Dabei handelt es sich um eine Reihe von Sinnen und Organen, die uns die Ausführung komplexer Tätigkeiten wie Laufen und SMS schreiben ermöglichen. Unser Innenohr gehört auch zu diesem sogenannten Vestibularsystem. Es sendet dem Gehirn Informationen, dank denen wir das Gleichgewicht halten und den Körper so kontrollieren, dass uns nicht schwindelig wird und wir hinfallen. Im Weltraum jedoch, wo die Gravitation nicht wirkt, hat unser Gleichgewichtssystem Schwierigkeiten!

Könntest du den Spuren zur goldenen Münze folgen, wenn du schwerelos wärst?

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Eine Gruppe von Freiwilligen begab sich an Bord des „Zero-G“-Spezialflugzeugs. Es steigt und sinkt auf besondere Weise, sodass die Passagiere den freien Fall erleben, der der Schwerelosigkeit ähnelt. 20 Sekunden lang erzeugt „Zero-G“ ein Gefühl der Schwerelosigkeit, dann muss das Flugzeug wieder steigen. Doch diese kurze Zeit reicht für wissenschaftliche Experimente!

Die Freiwilligen an Bord von „Zero-G“ trugen Virtual-Reality-Brillen, die sie gedanklich in ein Labyrinth versetzten. Während der zwanzigsekündigen Perioden der Schwerelosigkeit mussten sie das Labyrinth meistern, um eine goldene Münze zu erlangen. Dies bereitete ihnen in der Schwerelosigkeit viel größere Schwierigkeiten als am Boden!

Zwar hob dieses Experiment die Laune, war aber auch ernüchternd. Das Vestibularsystem der Freiwilligen kam mit der Schwerelosigkeit nicht zurecht – und so geht es auch den Astronauten im Weltall. Wenn sie allerdings irgendwann bemannte Reisen zu anderen Planeten unternehmen, werden sie sehr lange schwerelos sein. Viele Aufgaben werden dann zu echten Herausforderungen, beispielsweise das Andocken, die Steuerung von Roboterarmen und die Orientierung an fremden Orten.

Virtual-Reality-Brillen demnächst auch auf der Internationalen Raumstation!

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Zur Fortführung des Experiments werden die Virtual-Reality-Brillen auf die Internationale Raumstation (ISS) geschickt. Eventuell funktioniert das Gleichgewichtssystem besser, je mehr Erfahrung man mit der Schwerelosigkeit hat. Welches Ergebnis erwartest du? Werden erfahrene Astronauten die goldene Münze in Rekordzeit finden?

Schon gewusst? Dieses Forschungsthema könnte beim Umgang mit Krankheiten wie Alzheimer helfen.