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Biografie von Ernst Messerschmid

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ESA / Space in Member States / Germany

Ernst Messerschmid gehörte von 1982 bis 1986 dem ehemaligen deutschen Astronautenteam an. Er nahm 1985 an der ersten deutschen Spacelab-Mission D1 vom 30. Oktober bis zum 06. November 1985 teil und flog dabei als dritter bzw. vierter Deutscher zusammen mit Reinhard Furrer ins All. Nach seinem Raumflug begann er eine Universitäts-Karriere, war in diversen Funktionen aber auch für die ESA tätig. Derzeit forscht und lehrt er im Institut für Raumfahrtsysteme der Universität Stuttgart.

Ernst Messerschmid bewarb sich 1982 bei der damaligen Deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt DFVLR (heute: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt – DLR) in Köln als Wissenschaftsastronaut für die erste deutsche Spacelab-Mission D1.

Laufbahn im deutschen Raumfahrerkorps

Am 19. Dezember 1982 wurde er zusammen mit dem Physiker Reinhard Furrer für den Flug ausgewählt. Anschließend durchlief er am Johnson Space Center der NASA in Houston, Texas, die Raumfahrerausbildung. Seine offizielle Ernennung zum Nutzlastspezialisten für die D1-Flugmannschaft erfolgte am 3. August 1984.

 Die Mission des mit STS-61A/Spacelab D1 bezeichneten Space-Shuttle-Unternehmens fand vom 30. Oktober bis zum 6. November 1985 statt. An Bord der Raumfähre Challenger forschten neben Messerschmid und seinem deutschen Kollegen Furrer auch der niederländische ESA-Astronaut Wubbo Ockels sowie fünf US-Raumfahrer.

 Nach seinem Raumflug verließ Messerschmid das deutsche Raumfahrerteam. Er ging an die Universität Stuttgart, die ihn am 3. November 1986 zum ordentlichen Professor und Direktor ihres Instituts für Raumfahrtsysteme berief.

 Nach vier Jahren Lehrtätigkeit wurde Messerschmid 1990 für zwei Jahre zum Dekan der Fakultät für Luft- und Raumfahrttechnik gewählt. Im Anschluss war er weitere zwei Jahre Prodekan der Fakultät.

Von 1989 bis 1999 war er Sprecher des Sonderforschungsbereiches SFB 259 der Deutschen Forschungsgemeinschaft zum Thema „Hochtemperaturprobleme rückkehrfähiger Raumtransportsysteme“, dem zwölf Institute und das DLR angehörten.

 Seinen universitären Höhepunkt erlebte Messerschmid 1996 mit der Wahl zum Prorektor für Forschung und Technologie sowie zum Vorsitzenden des Senatsausschusses für Forschung. Beide Ämter übte er bis 1998 aus. Danach arbeitete er zwei Jahre als Technischer Geschäftsführer der Technologie-Transfer-Initiative GmbH, einer Einrichtung zur Unterstützung von Existenzgründern an der Universität Stuttgart.

ESA-Engagement

In all den Jahren engagierte sich Messerschmid aber auch weiterhin stark für raumfahrtpraktische Angelegenheiten. So beriet er von 1987 bis 1992 die ESA bei Sicherheitsfragen bezüglich des damals geplanten europäischen Raumgleiters Hermes und war ab 1988 vier Jahre lang an der Ausbildung der deutschen Raumfahrer für die Missionen D2 und Mir-92 beteiligt. Außerdem stand er 1991/92 dem Gremium zur Auswahl neuer ESA-Astronauten vor und saß von 1994 bis 2000 für die ESA im Nutzungsausschuss für die Internationale Raumstation ISS.

 Aufgrund seiner immensen Erfahrungen ernannte ihn die ESA am 1. November 1999 zum Leiter des Europäischen Astronautenzentrums in Köln-Porz. Für diese Zeit von der Universität Stuttgart beurlaubt, trat Messerschmid den Posten am 1. Januar 2000 an und lenkte die Geschicke der für die Ausbildung von ESA-Astronauten zuständigen Einrichtung bis Ende 2004.

 2005 kehrte Ernst Messerschmid an das Institut für Raumfahrtsysteme der Universität Stuttgart zurück.

Persönlicher Werdegang

Ernst Willi Messerschmid wurde am 21. Mai 1945 in Reutlingen, dem damaligen Land Württemberg, geboren. Nach Schule und abgeschlossener Berufsausbildung sowie anschließender Aufbauschule legte er 1965 am Technischen Gymnasium Stuttgart das Abitur ab und leistete seinen Militärdienst bei der Bundeswehr. 1967 begann Messerschmid in Tübingen ein Physikstudium, das er ab 1971 in Bonn fortsetzte und ein Jahr später mit dem Erhalt des Diploms erfolgreich abschloss.

 Anschließend forschte Messerschmid drei Jahre am Europäischen Forschungslabor für Kernphysik CERN im schweizerischen Genf. 1975 wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Freiburg, wo Messerschmid 1976 promovierte. Zeitgleich arbeitete er in den USA am Brookhaven National Laboratory auf Long Island, New York, beim Entwurf und Bau eines Teilchenbeschleunigers mit.

 Nach einem kurzen Intermezzo am Deutschen Elektronensynchrotron DESY in Hamburg ging Messerschmid 1978 zur DFVLR. Hier fand er am Institut für Nachrichtentechnik im bayerischen Oberpfaffenhofen ein neues Betätigungsfeld und forschte auf dem Gebiet der Satellitenkommunikation und Navigation.

 Ernst Messerschmid ist verheiratet.