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Surfen für die Wissenschaft

23/04/2018 831 views 4 likes
ESA / Space in Member States / Germany

Diese Folge von Space hat viel mit Wasser zu tun. Hier in Nordfrankreich besuchen wir Forscher, die sich mit schädlichen Algen beschäftigen und in Südengland treffen wir einen surfenden Wissenschaftler. Alle verwenden Sentinel-Satellitendaten, um den Überblick zu behalten. Die "Augen im Weltall" verändern unser Verständnis für die Ozeane.

Bob Brewin ist der Erfinder einer neuen Technik in der Satelliten-Ozeanographie - er arbeitet auf dem Surfbrett. Er hatte die Idee, mit seinem Board die Temperatur der Meeresoberfläche zu messen, um damit die Daten des europäischen Satelliten Sentinel-3 besser interpretieren zu können. Und es gibt einen Grund für diese Messungen erklärt Bob Brewin, Wissenschaftler am Plymouth Marine Labor: "In dieser küstennahen Region des Ozeans mangelt es an Daten, sodass wir die Genauigkeit und Präzision der Satellitenbeobachtungen nicht genau bestimmen können."

Das Fehlen von Messwerten aus dem Wasser erschwert das Verständnis von Satellitenmessungen entlang der Küstenzone. Bob will dieses Problem mit einem Gerät namens SmartFin lösen: _"Das SmartFin-Gerät hat die gleiche Größe und das gleiche Gewicht wie eine normale Surfboardflosse, enthält aber einen Temperatursensor, ein GPS-Gerät, einen Beschleunigungssensor zur Bewegungsmessung und verfügt über Bluetooth, um die Temperatur- und Bewegungsdaten von der Flosse auf ein Mobiltelefon zu übertragen."

Jedes Mal, wenn der Wissenschaftler surft, zeichnet die Flosse die Temperatur auf. Es ist eine neue Art, die Küstenlinie zu beobachten und zu untersuchen, einen Ort, der für viele Lebensformen wichtig und für den Klimawandel sensibel ist: "Sie ist eine sehr wichtige Region unserer Meere, dort gibt es eine sehr hohe maritime Biodiversität, maritime Produktivität. Sie ist der Laichplatz für viele wirtschaftlich wichtige Fischarten. Und die Küstenlinie ist der Nährboden für Meereswirbeltiere wie Seevögel, Dreizehenmöwen und Lummen."

Ein neues Augenpaar im Weltraum

 

800 Kilometer über der Meeresoberfläche gibt es derweil ein neues Augenpaar im Weltraum. Ab diesem Monat wird der europäische Satellit Sentinel-3B mit seiner Schwester Sentinel-3A im Orbit sein. Beide messen die Temperatur und die Farbe der Meeresoberfläche. Um sicherzustellen, dass beide Satelliten perfekt funktionieren, kreisen sie zunächst in einem Abstand von 30 Sekunden um die Erde. Guido Livrini von der ESA erklärt: "Sie fliegen anfangs in dieser engen Formation, weil wir die bereits validierten Messungen des Satelliten 3A mit den Messungen seines Zwillings Sentinel-3B kreuzkalibrieren wollen. Später werden wir eine Konstellation von zwei Satelliten im Orbit haben, die vergleichbare Daten von gleicher Qualität liefern, aber viel mehr, als was ein Satellit allein tun könnte."

Sentinel-3
Sentinel-3

Algenbeobachtung in Frankreich

Genauigkeit und Frequenz sind genau das, was die Wissenschaftler der französischen Forschungsorganisation Ifremer interessiert. Sie untersuchen Algen in den Gewässern der Normandie. Alle zwei Wochen messen sie Temperatur, Salz- und Sauerstoffgehalt des Wassers vor der Küste und kombinieren die Messungen mit Sentinel-3-Daten. Tania Hernández Fariñas vom französischen Meeresforschungsinstitut Ifremer: "Hier messen wir mehrere abiotische Parameter. Diese nicht durch Lebewesen bewirken Parameter werden mit den Algenblüten d.h. mit dem Wachstum der Algen verglichen. Wir beobachten die Algen mit Satelliten wegen der viel größeren räumlichen und zeitlichen Abdeckung."

Die Crew ist wieder an Land und im Labor, um zu untersuchen, was im Meerwasser ist: "Man muss sich bewusst sein, dass es sich um biologische Gemeinschaften handelt, also muss die Analyse so schnell wie möglich durchgeführt werden. Sobald wir die Proben auf See genommen haben, kommen wir direkt ins Labor zurück", so die Wissenschaftlerin.

Tania Hernández Fariñas arbeitet an einem neuen Projekt namens Sentinel-3 Eurohab . Sie untersucht schädliche Algenblüten, die für Fische und sogar Menschen giftig sind. Sie benutzt sowohl die Daten aus dem Meer als auch die Satellitenmessungen: "Der Satellit fängt einen globalen Blick auf die Produktion von Phytoplankton ein. Mit den Messungen vor Ort können wir weiter gehen und erklären, welche Arten vom Satelliten gesehen wurden und welche Arten giftig sind."

Einen wichtigen Trend hat das Team bereits erkannt - im Ärmelkanal ist die Intensität der Phytoplanktonblüte in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich gesunken: _"Wir haben in den vergangenen 20 Jahren alle Daten der NASA und der ESA zur Meerwasserfarbe untersucht, um die tägliche Entwicklung der Phytoplanktonmenge in den Küstengewässern des Ärmelkanals und des Golfes von Biskaya zu verfolgen. Und so haben wir eine relative Reduzierung der Phytoplanktonmenge, besonders im Sommer festgestellt."

Zurück im Plymouth Marine Laboratory: Bob Brewin überprüft die Kalibrierung seines SmartFin-Geräts - eine Technologie, die er gerne in ganz Europa einsetzen würde, um die Meere zu überwachen und die Trends des Klimawandels verfolgen zu können: "Mein Traum ist es, Surfer, und zwar nicht nur Surfer, sondern auch andere Wassersportler wie Kanufahrer, Standup-Paddler, Taucher, alle, die auch regelmäßig zum Spaß in und auf dem Wasser sind, mit dieser Technik auszustatten. Sie können wichtige Komponenten wie die Temperatur messen, die wir synergetisch nutzen können, um unsere Satellitendatensätze wirklich zu verbessern."

Man könnte diesen Traum verwirklichen, das Potenzial ist vorhanden - Schätzungen in Großbritannien besagen, dass jedes Jahr 40 Millionen Meeresoberflächentemperaturen von Surfern gemessen werden könnten.

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