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N° 25–2007: ESA und NASA unterzeichnen Vereinbarungen über das James-Webb-Weltraumteleskop und LISA-Pathfinder

18 June 2007

Der ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain und der NASA-Administrator Michael Griffin haben heute auf der Luft- und Raumfahrtausstellung in Le Bourget bei Paris die offiziellen Vereinbarungen über die Bedingungen ihrer Zusammenarbeit beim James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) und bei der Pfadfindermission für eine laserinterferometrische Weltraumantenne (LISA Pathfinder) feierlich unterzeichnet.

Das JWST ist ein internationales Gemeinschaftsvorhaben der NASA, der ESA und der kanadischen Raumfahrtagentur CSA zur Erforschung der Entstehung und der Entwicklung von Galaxien, Sternen und Planetensystemen.

Auch wenn das JWST im Vergleich zum Hubble-Weltraumteleskop für ein anderes Wellenlängenspektrum optimiert wurde, gilt es gemeinhin als dessen Nachfolger. Es soll 2013 gestartet werden und anschließend mindestens fünf Jahre im Einsatz sein.

Herzstück des JWST ist ein großes Teleskop, dessen Hauptspiegel einen Durchmesser von 6,5 m (im Gegensatz zu 2,4 m bei Hubble) haben und somit über ein weites Blickfeld verfügen wird.

Vier hochentwickelte Instrumente (darunter ein Feinsteuerungssensor für eine präzise Ausrichtung) vereinen außergewöhnliche Abbildungskapazitäten im sichtbaren und Infrarotlicht mit verschiedenen spektroskopischen Verfahren, damit die chemische Zusammensetzung und die Entwicklung der verschiedenen Himmelskörper im Universum genauer erforscht werden können.

Das JWST wird im interplanetaren Raum weit entfernt von der störenden Erdatmosphäre zum Einsatz kommen, und zwar am so genannten zweiten Lagrange-Punkt (L2), der sich 1,5 Mio. Kilometer von der Sonne entfernt befindet. Von dieser Warte aus dürfte das leistungsstarke Weltraumobservatorium unser Bild des Universums, wie schon zuvor sein Vorgänger Hubble, ein weiteres Mal revolutionieren.

Die Vereinbarung sieht vor, dass die NASA, die für die Gesamtleitung und den Betrieb der Mission JWST verantwortlich ist, den Bau des Raumfahrzeugs, des Teleskops sowie der Instrumentenplattform übernimmt. Die ESA stellt mit einer Ariane-5-ECA den Startdienst zur Verfügung.

Die NASA steuert außerdem mit der von der Universität von Arizona bereitgestellten Kamera für den nahen Infrarotbereich (NIRCam) ein wichtiges Instrument bei. Die ESA liefert ihrerseits den in einem ähnlichen Wellenlängenbereich arbeitenden Spektrographen für den nahen Infrarotbereich (NIRSpec), dessen Detektoren und Spaltauswahlvorrichtung von der NASA zur Verfügung gestellt werden.

Ein drittes Bordinstrument, das im mittleren Infrarotbereich arbeitende MIRI, wird von einem Konsortium aus auf nationaler Ebene finanzierten europäischen Einrichtungen (verantwortlich für die optische Bank von MIRI) und der NASA unter Leitung der ESA gebaut. Ein viertes Instrument, ein Feinsteuerungssensor plus Kamera mit einstellbarem Filter (FGS/TFI) wird von der CSA geliefert.

„Die heutige Unterzeichnung der Vereinbarung über das JWST baut auf der langjährigen und soliden Zusammenarbeit zwischen ESA und NASA auf, und wir werden auch diesmal Forschungsgeschichte schreiben“, verkündete ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain. „Besonders stolz sind wir darauf, dieses hochentwickelte Weltraumobservatorium mit einer Ariane-5 starten zu können.“

„Den Weg einer solchen Zusammenarbeit hat uns das Hubble-Weltraumteleskop geebnet, an dessen Einsatz europäische Astronomen mit Beobachtungszeiten weiterhin gebührend beteiligt sind“, so Dordain weiter.

Der Generaldirektor schloss mit der Erklärung: „Die Synergien zwischen Europa und den USA haben die wissenschaftliche Ausbeute von Hubble vergrößert und kamen somit beiden Seiten zugute. Ich bin zuversichtlich, dass die Zusammenarbeit zwischen ESA und NASA beim JWST die gleichen, wenn nicht gar noch größere Erfolge als unsere vergangenen Bemühungen zeitigen wird.“

„Über die Teilnahme der ESA am James-Webb-Weltraumteleskop sind wir sehr erfreut“, äußerte sich NASA-Administrator Michael Griffin. „Der riesige wissenschaftliche Erfolg von Hubble ist auch ein Ergebnis der gemeinschaftlichen Bemühungen unserer beiden Raumfahrtagenturen. Wir erwarten, dass James Webb wie sein Vorgänger Hubble ebenfalls herausragende astronomische Beobachtungen und Entdeckungen machen wird. Wenn uns dies gelingt, werden wir auch hier mit Stolz auf ein internationales Gemeinschaftsvorhaben verweisen können.“

Bei den heutigen Feierlichkeiten haben die Leiter der beiden Raumfahrtagenturen eine weitere offizielle Vereinbarung unterzeichnet, und zwar über die von der ESA initiierte Pfadfindermission für eine laserinterferometrische Weltraumantenne (LISA Pathfinder), deren Start derzeit für Anfang 2010 vorgesehen ist. LISA Pathfinder dient der Demonstration der für LISA, eine künftige Gemeinschaftsmission von ESA und NASA, erforderlichen Technologien. LISA soll Gravitationswellen im Weltraum feststellen und damit die Allgemeine Relativitätstheorie untermauern.

Die ESA übernimmt im Einklang mit dieser Vereinbarung den Entwurf, die Entwicklung, den Start und den Betrieb des Satelliten LISA Pathfinder. Ein Konsortium verschiedener europäischer wissenschaftlicher Einrichtungen stellt das LISA-Technologiepaket (LTP) zur Verfügung, das aus zwei in beinahe vollkommen schwerelosem freien Fall befindlichen Prüfkörpern und einem hochkomplexen System besteht, das die Bewegungen dieser Körper in bisher noch nicht dagewesener Genauigkeit messen und kontrollieren soll.

Die NASA stellt das Störunterdrückungssystem DRS bereit, mit dem unter Nutzung der Sensoren und der Messkapazitäten des LTP ebenfalls die widerstandsfreie Lageregelung erprobt werden soll. Die Aufnahme des LTP- und des DRS-Pakets an Bord des Satelliten wird eine vergleichende Bewertung der Leistungsmerkmale der zwei verschiedenen Stellglieder und der dazugehörigen Software im Hinblick auf die Mission LISA ermöglichen.

Hinweis für die Redakteure

Das James-Webb-Weltraumteleskop hieß ursprünglich „Next Generation Space Telescope“ (NGST). Die Zusammenarbeit zwischen NASA und ESA beim JWST, in die auch die CSA eingebunden wurde, läuft seit 1997.

Weitere Auskünfte erteilt:

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