Baldiger Wiedereintritt des „Weltraum-Ferrari“ der ESA

GOCE in orbit

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19 September 2013

Nach mehr als vier Jahren in der Erdumlaufbahn naht nun das Ende der GOCE-Mission der ESA. Mitte Oktober wird dem Satelliten der Treibstoff ausgehen und er wird sich absenken. Der Wiedereintritt in die Erdatmosphäre wird rund drei Wochen später erwartet.

GOCE umkreist die Erde seit März 2009. Er fliegt in knapp unter 270 km Höhe – für einen Forschungssatelliten ist das ungewöhnlich tief. Seine Aufgabe war es, mit besonders hoher Präzision noch die kleinsten Abweichungen im Erdschwerefeld zu erfassen.

Schwerkraft ist die Kraft, die alles Richtung Boden zieht. Die Schwerkraft der Erde ist jedoch nicht überall gleich groß, sondern unterscheidet sich etwas von Ort zu Ort. Zum einen liegt das daran, dass die Erde nicht vollkommen rund, sondern an den Polen leicht abgeflacht ist. Auch hohe Berge, tiefe Meeresschluchten und die Dicke und Dichte der Wasser- und Gesteinsschichten der Erde beeinflussen ihre Schwerkraft.

New GOCE geoid

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Die Höhe von GOCE wird von der jeweilig herrschenden Schwerkraft bestimmt. Der Satellit misst, inwieweit er an jeder Stelle an Höhe verliert oder gewinnt, und erstellt so ein Profil des Erdschwerefelds. Derart präzise Messungen sind nur möglich, weil der Satellit so tief kreist und so schlank und aerodynamisch gebaut ist. Deshalb wird er auch scherzhaft „Ferrari des Weltalls“ genannt. Außerdem wurde bei ihm auf alle beweglichen Teile verzichtet, die häufig für andere Raumfahrzeuge verwendet werden. So ist dieser einzigartige Satellit auch noch äußerst stabil.

GOCE erfasste auch Daten zu Meeresströmungen, den Änderungen des Meeresspiegels, der Höhe der Landmasse und den Strukturen des Gesteinsmantels der Erde. In seiner Erdumlaufbahn erfasste er sogar Winde und Schallwellen, die nach dem Seebeben von Japan am 11. März 2011 durch die Atmosphäre aufstiegen. Das wahrscheinlich wichtigste Ergebnis aus der Dienstzeit von GOCE ist das erstaunlich präzise Modell vom Schwerefeld der Erde, das „Geoid“. Es zeigt, wie die Erde aussähe, wenn ihre Schwerkraft an jedem Punkt der Oberfläche gleich wäre, sodass Gewässer nicht mehr fließen würden.