Gezeiten auf Titan: Hinweis auf geheimen Ozean?

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04 Juli 2012

Die Erde wird auch der „blaue Planet“ genannt, da sie als einziger Himmelskörper in unserem Sonnensystem zu einem großen Teil mit Wasser bedeckt ist. Allerdings gibt es ein paar Monde, unter deren Oberflächen Ozeane vermutet werden. Einer davon ist der große Saturnmond Titan. Ein Hinweis auf versteckte Wassermassen unter seiner Kruste ist die Entdeckung starker Gezeiten.

Jeder, der schon einmal Urlaub am Meer gemacht hat, kennt die Gezeiten dort – den zweimal täglich stattfindenden Anstieg und Rückgang des Meeresspiegels, die sogenannten Tiden. Praktisch unbemerkt sind dagegen die Tiden an der Erdoberfläche: Auch sie steigt und fällt regelmäßig um wenige Dutzend Zentimeter. Dahinter steckt die Gravitationskraft, die Mond und Sonne zugleich auf die Erde ausüben. Die Tiden des Titans haben einen ähnlichen Ursprung. Es ist jedoch die Anziehungskraft des Saturns, die dessen Mond während der 16-tägigen Umrundung des Planeten verformt.

Die Formwandlung des Titans wurde entdeckt, als Forscher sorgfältig den Vorbeiflug der Raumsonde Cassini überwachten. Die durch die Masse des Titan verursachten Veränderungen in Cassinis Flugbahn offenbarten sehr geringfügige Änderungen der Anziehungskraft und damit auch der Form des Mondes. Am äußersten Punkt der Umlaufbahn, wo Saturns Einfluss schwächer ist, ist Titan fast so rund wie ein Fußball. An der dem Planeten nächsten Stelle wird Titan dagegen gestreckt, ein wenig so wie bei einem Football.

Durch die so entstehenden Gezeiten steigt und fällt die Titanoberfläche um mehr als zehn Meter. Diese Verformung ist aber viel ausgeprägter, als man sie bei einem bis auf den Kern festen Himmelskörper erwarten dürfte. Dies weist also auf einen Ozean hin, der unter der 50 Kilometer starken Eiskruste möglicherweise bis in eine Tiefe von 250 Kilometer reicht.

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