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Galileo-Satellit vom Hersteller OHB
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Die „Geburtshelfer“ der nächsten zwei Galileo-Satelliten sind startbereit

23/07/2014 2071 views 14 likes
ESA / Space in Member States / Germany

Das Galileo-Startteam im Europäischen Satellitenkontrollzentrum (ESA/ESOC) in Darmstadt hat seine Vorbereitungen abgeschlossen. Es ist bereit, die Kontrolle des Satellitenpaares zu übernehmen, dessen Start für den kommenden Monat geplant ist.

Die nächsten zwei Satelliten des Galileo-Programms werden voraussichtlich am 21. August an Bord einer Sojus-Trägerrakete von Französisch-Guayana aus starten. Damit rückt die Einführung des geplanten unabhängigen Satelliten-Navigationssystems für Europa einen entscheidenden Schritt näher.

Der kritischste Punkt des Fluges ist, kurz nach dem Raketenstart, die vom ESOC aus gesteuerte erste Betriebsphase. In dieser sogenannten LEOP (Launch and Early Orbit Phase) werden beide Satelliten von der Oberstufe der Rakete abgekoppelt, Systeme hochgefahren und stabile Flugbahnen angesteuert.

Bei dieser Art von Satelliten-Geburt agieren die LEOP-Teammitglieder sozusagen als „Geburtshelfer“.

„Geburtshelfer“ in kritischer Phase

 

Da die Satelliten durch pyrotechnische Erschütterungen weggewirbelt werden können, muss jegliche Drehung unter Kontrolle gebracht und stabilisiert werden. Erst dann werden die Solarpaneele der Satelliten entfaltet, um eine stabile Stromerzeugung sicherzustellen.

Anschließend werden die Satellitensysteme einzeln eingeschaltet und überprüft, um zu gewährleisten, dass sich nach dem Start alles weiter in betriebsfähigem Zustand befindet. 

Hervé Côme, ESA-Flugdirektor für den Start der Galileo-Satelliten
Hervé Côme, ESA-Flugdirektor für den Start der Galileo-Satelliten

Nach einem planmäßigen Verlauf der LEOP kann die Kontrolle über das Satellitenpaar nach etwa zehn Tagen zum einen an das Galileo-Kontrollzentrum im DLR/Oberpfaffenhofen übergeben werden, das die Satelliten überwacht, zum anderen an die ESA-Bodenstation im belgischen Redu, die umfassende Nutzlasttests durchführt.

20 Simulations-Trainings für erwartete Fälle und Notfälle

Das LEOP-Team hat monatelanges Training und eine zweieinhalbjährige Vorbereitungsphase hinter sich, wie Hervé Côme, ESA-Flugdirektor für den Start der Galileo-Satelliten in Darmstadt, erklärt: „Die seit März laufende Simulationskampagne hat bewiesen, dass sowohl das System als auch seine Kontrolleure fehlerlos arbeiten. Seitdem wurden 20 Simulationen für zu erwartende Fälle und mögliche Notfälle durchgeführt.“ 

Die Satelliten wurden mehreren umfassenden Systemkompatibilitätstests unterzogen, um die vollständige Kompatibilität mit den verschiedenen Galileo-Bodenkomponenten sicherzustellen, die sich viele Kilometer voneinander entfernt an den Bodenstationen der ESA und der französischen Weltraumagentur CNES (ESA-Partner für die LEOP) befinden.

Gemischtes Team von ESA- und CNES-Experten

 

Bereits die ersten vier Galileo-Satelliten, die 2011 und 2012 ebenfalls paarweise unter der Leitung des LEOP- und Network Operations Control Centre im französischen Toulouse gestartet waren, wurden von einem gemeinsamen Team aus ESA- und CNES-Experten überwacht.

Zwei Galileo-Satelliten werden am Flughafen Cayenne in Französisch-Guyana ausgeladen.
Zwei Galileo-Satelliten werden am Flughafen Cayenne in Französisch-Guyana ausgeladen.

Dieses Mal arbeitet das integrierte LEOP-Team mit dem Spitznamen „CNESOC“ vom ESOC in Darmstadt aus, wo sich auch die Galileo-Kontroll- und Flugdynamiksysteme der ersten vier IOV- (In-Orbit Validation) Satelliten befinden, die für die neuen FOC- (Full Operational Capability) Modelle angepasst wurden.

Die Abläufe und der Zeitplan der LEOP wurden vollständig validiert, die kritischen Systemkonfigurationen sind alle festgezurrt. Nach einer kurzen Sommerpause kann sich das Galileo-Kontrollteam im ESOC daher nun auf weitere Feinabstimmungen ihrer Startorganisation und -abläufe konzentrieren, bevor das Satellitenpaar im nächsten Monat ins All transportiert wird.

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