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Space Safety

N° 31–2014: ESA bestätigt den bevorzugten Landeplatz für Rosetta

15 October 2014

Die ESA hat bei der Rosetta-Mission für das für den 12. November geplante Aufsetzen des Landegeräts Philae auf dem bevorzugten Landeplatz auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko grünes Licht gegeben. Es wird der weltweit erste Versuch einer weichen Kometenlandung sein.

Der auf der kleineren der beiden Kometenhälften liegende Landeplatz J wurde am 14. Oktober infolge einer umfassenden Überprüfung der Betriebsbereitschaft bestätigt.

Seit ihrer Ankunft hat Rosetta eine beispiellose wissenschaftliche Analyse des Kometen durchgeführt, bei dem es sich um ein Relikt aus der Anfangszeit der 4,6 Milliarden Jahre Geschichte des Sonnensystems handelt.

Gleichzeitig hat sich Rosetta dem Kometen weiter angenähert: Ausgehend von einer Entfernung von 100 km am 6. August befindet sie sich inzwischen nur noch 10 km über dem Zentrum des 4 km breiten Körpers. Dies ermöglichte eine detailliertere Untersuchung des bevorzugten und des Ersatzlandeplatzes, mit der die Risikobewertung einschließlich einer genauen Erfassung der Gesteinsbrocken abgeschlossen wird.

Mit dem grünen Licht für Landeplatz J wurde ferner die Zeitabfolge der Ereignisse bis zur Landung bestätigt.

Rosetta wird Philae am 12. November um 9.35 Uhr MEZ in einer Höhe von rund 22,5 km vom Zentrum des Kometen entfernt absetzen. Die Landung erfolgt ca. sieben Stunden später, also gegen 16.30 Uhr MEZ.

Die einfache Signallaufzeit zwischen Rosetta und der Erde liegt am 12. November bei 28 Minuten und 20 Sekunden. Somit werden die Bodenstationen das Signal der Abtrennung um 10.03 Uhr MEZ und das der Landebestätigung gegen 17.00 Uhr MEZ erhalten.

„Nun, da wir endgültig wissen, auf was wir zusteuern, sind wir einen gewaltigen Schritt näher an der Verwirklichung dieses aufregenden, aber höchst anspruchsvollen Unterfangens“, so Fred Jansen, der ESA-Missionsleiter für Rosetta.

„Noch sind jedoch wichtige Meilensteine abzuschließen, bevor wir die endgültige Landegenehmigung erteilen können.“

Vor der Abtrennung muss eine Reihe von Beschlüssen für oder gegen das Fortfahren des Landemanövers gefasst werden, beginnend am 11. November mit der Bestätigung des Teams für Flugdynamik, dass sich Rosetta auf der richtigen Flugbahn für das Absetzten des Langegeräts befindet.

In der Nacht vom 11.–12. November werden weitere Entscheidungen in Bezug auf die Betriebsbereitschaft und die Aufwärtsverbindung für die Befehle fallen, auf die schließlich die Bestätigung der Abtrennbereitschaft des Landegeräts folgen wird.

Ca. zwei Stunden vor der Abtrennung wird dann ein kleines Manöver durchgeführt, mit dem Rosetta auf Kurs gesetzt wird, um Philae in die gewünschte Flugbahn für die Landung zu bringen. Die endgültige kritische Entscheidung für die Abtrennung erfolgt kurz danach.

Nach dem Absetzen von Philae wird Rosetta sich zunächst vom Kometen entfernen und dann neu ausrichten, um die Verbindung zu Philae herzustellen.

„Sollte eine dieser kritischen Entscheidungen negativ ausfallen, müssen wir das Unterfangen abbrechen und einen neuen Landeversuch planen, wobei sichergestellt werden muss, dass sich Rosetta in einer sicheren Ausgangsposition befindet,“ erläutert Fred Jansen.

Verläuft alles gut, können Rosetta und ihr Landegerät rund zwei Stunden nach der Abtrennung miteinander kommunizieren.

Während seines siebenstündigen Abstiegs wird Philae Bilder aufnehmen und wissenschaftliche Experimente durchführen, wobei es Proben von der Dunst-, Gas- und Plasmahülle des Kometen entnehmen wird.

Kurz nach der Abtrennung wird Philae ein „Abschiedsfoto“ des Rosetta-Orbiters und eine Reihe anderer Aufnahmen bei Anflug auf den Kometen schießen. Die ersten Bilder dieser Fotosequenz sollen die Erde mehrere Stunden später erreichen.

Sobald Philae sicher gelandet ist, wird es eine Panoramaaufnahme seiner Umgebung machen, die ebenfalls ein paar Stunden danach auf der Erde eintreffen wird.

Mit der ersten Serie wissenschaftlicher Experimente auf der Kometenoberfläche wird rund eine Stunde nach der Landung begonnen. Ihre durch die anfängliche Lebensdauer der Batterien des Landegeräts bedingte nominale Laufzeit beträgt 64 Stunden.

Längere Untersuchungen des Kometen werden davon abhängen, über welchen Zeitraum und wie gut sich die Batterien wieder aufladen lassen, was wiederum damit verbunden ist, wie viel Staub sich auf Philaes Sonnenpaneelen ablagert.

Es wird in jedem Fall davon ausgegangen, dass die Temperaturen im Landegerät mit der Annäherung der Kometenumlaufbahn an die Sonne spätestens im März 2015 zu hoch sein werden, um den Betrieb fortzusetzen. Die Wissenschaftsmission von Philae wird damit zu Ende sein.

Die Mission des Rosetta-Orbiters hingegen wird viel länger dauern. Er wird den an Aktivität zunehmenden Kometen bis zu seiner maximalen Sonnenannäherung im August 2015 und anschließend auf seiner Reise zurück in die äußeren Bereiche des Sonnensystems begleiten.

Diese einzigartige Mission soll untersuchen, wie sich Kometen entwickeln, und wichtige Einblicke in die Entstehung unseres Sonnensystems, die Herkunft des Wassers und vielleicht sogar den Ursprung des Lebens auf der Erde geben.

Ein detaillierter Abfolgeplan des Landevorgangs einschließlich der kritischen Entscheidungen bis zur Abtrennung wird in Kürze zur Verfügung stehen.

Über Rosetta

Rosetta ist eine Mission der ESA, an der sich ihre Mitgliedstaaten und die NASA beteiligen. Das Landegerät Philae wird von einem Konsortium unter Leitung von DLR, MPS, CNES und ASI bereitgestellt. Rosetta ist die erste Mission überhaupt, die einen Kometen in nächster Nähe umkreist, diesen auf seinem Flug um die Sonne begleitet und ein Landegerät auf seiner Oberfläche absetzt.

Kometen sind Zeitkapseln, die primitives Material aus dem Zeitalter der Entstehung der Sonne und der Planeten enthalten. Mit der Untersuchung von Gas, Staub, Aufbau des Kerns und anderem organischem Material des Kometen aus der Ferne und an dessen Oberfläche dürfte die Rosetta-Mission nicht nur der Schlüssel zur Enthüllung der Entstehung und Entwicklung unseres Sonnensystems sein, sondern auch Fragen zum Ursprung des Wassers und vielleicht gar des Lebens auf der Erde beantworten.

Über die ESA

Die Europäische Weltraumorganisation (ESA), Europas Tor zum Weltraum, ist eine 1975 gegründete zwischenstaatliche Organisation, deren Aufgabe darin besteht, europäische Raumfahrtkapazitäten zu entwickeln und sicherzustellen, dass die Investitionen in die Raumfahrt den Bürgern in Europa und anderswo zugutekommen.

Die ESA hat 20 Mitgliedstaaten: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, die Schweiz, Spanien, die Tschechische Republik und das Vereinigte Königreich. Davon sind 18 auch Mitgliedstaaten der EU.

Im Rahmen von Kooperationsabkommen unterhält die ESA Beziehungen zu acht anderen EU-Mitgliedstaaten. Auch Kanada nimmt im Rahmen eines Kooperationsabkommens an bestimmten ESA-Programmen teil.

Darüber hinaus arbeitet die ESA mit der EU zusammen, um die Programme Galileo und Copernicus zu verwirklichen.

Dank der Koordinierung der Finanzressourcen und Kompetenzen ihrer Mitgliedstaaten kann die ESA Programme und Tätigkeiten durchführen, die weit über die Möglichkeiten eines einzelnen europäischen Landes hinausgehen.

Die ESA entwickelt Raumfahrzeugträger, Satelliten und Bodenanlagen, um sicherzustellen, dass Europa bei Raumfahrtvorhaben weltweit an der Spitze bleibt.

Sie startet Erdbeobachtungs-, Navigations-, Telekommunikations- und Astronomiesatelliten, schickt Raumsonden in entlegene Regionen des Sonnensystems und beteiligt sich an der bemannten Exploration des Weltraums.

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