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N° 65–2001: Raumfahrt im Dienste der europäischen Bürger

15 November 2001

Die für Raumfahrt zuständigen Minister der fünfzehn Mitgliedstaaten der Europäischen Weltraumorganisation sowie Kanadas haben heute eine zweitägige Ratstagung in Edinburgh mit der Genehmigung der nächsten Etappen laufender Programme und der Inangriffnahme neuer Initiativen abgeschlossen, die Europas führende Position in den Bereichen Weltraumwissenschaft und technologie, Erdbeobachtung aus dem Weltraum, Telekommunikation, Satellitennavigation, Raumfahrzeugträger, bemannte Raumfahrt und Planetenexploration sichern sollen.

Die ESA und ihre Mitgliedstaaten erzielten insbesondere bedeutende Fortschritte bei einer Reihe zukunftsorientierter Programme, wozu weitreichende Beschlüsse zur Verstärkung der Rolle Europas in der Raumfahrt gehören.

Die ESA signalisierte ihre Entschlossenheit zu einer engeren Zusammenarbeit mit der Europäischen Union. Die erste Entschließung, die die Bedeutung eines harmonisierten starken Weltraumprogramms zum Nutzen der Bürger Europas hervorhob, wurde einstimmig verabschiedet. Die Minister nahmen eine Erklärung an, in der sie ihre finanziellen Verpflichtungen für die Entwicklung von Europas Satellitennavigationssystem Galileo festlegten. Die ESA sieht nun der Tagung der Verkehrsminister der Europäischen Union im Dezember entgegen, auf der diese ihren Beitrag zu Galileo genehmigen sollen. Dieses für die europäische Verkehrspolitik wesentliche System, das in Partnerschaft mit dem Privatsektor errichtet werden soll, wird eine breite Palette unabhängiger Navigationsdienste für kommerzielle und private Nutzer bieten und neue kommerzielle Anwendungen z.B. in der Kraftfahrzeugnavigation und Luftverkehrskontrolle erschließen.

Einer der Schwerpunkte der weiteren Zusammenarbeit mit der Europäischen Union wird das Projekt für globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung (GMES) sein, das sich vor allem mit Themen wie globaler Wandel, natürliche und vom Menschen verursachte Katastrophen, Umweltbelastung und Einhaltung völkerrechtlicher Verpflichtungen befaßt. Die Erdbeobachtung ist für die Überwachung der Umwelt und die Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen von entscheidender Bedeutung. GMES und andere Erdbeobachtungsvorhaben wurden als die ersten einer Reihe anwendungsorientierter Erdüberwachungsmissionen genehmigt.

Die Weiterentwicklung der europäischen Trägerrakete Ariane, die bei den kommerziellen Starts seit langem weltweit einen Marktanteil von über 50 % behauptet, wurde durch einen positiven Beschluß der Delegationen sichergestellt. Die ESA ist zuversichtlich, daß die Ariane der Weltmarktführer für den Transport kommerzieller Satelliten ins All bleiben wird. Die europäische Strategie für einen eigenständigen und erschwinglichen Zugang zum Weltraum setzt wettbewerbsfähige europäische Startsysteme voraus. Die Minister hoben hervor, daß die wirksame Umsetzung dieser Strategie ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den beiderseitigen Rollen und Verantwortlichkeiten (und damit den Investitionen) des öffentlichen und des privaten Sektors sowie eine Umstrukturierung des Raumfahrzeugträgerbereichs in Europa erfordert.

Im Zusammenhang mit der laufenden Diskussion in den USA über die künftige Konfiguration der Internationalen Raumstation (ISS) sandten die europäischen Minister ein klares Signal an die ISS-Partner, daß die ESA ihren gesamten Verpflichtungen nachkommen wird, aber auch erwartet, daß die NASA die internationalen Übereinkünfte über die ISS einhält. Die ESA ist hauptsächlich an einer intensiven wissenschaftlichen Nutzung der Raumstation interessiert, die bestimmte Bordressourcen wie eine komplette Mannschaft voraussetzt. In einer die Nutzung der ISS betreffenden Entschließung wurden die von der ESA benötigten Finanzmittel bewilligt, wovon aber 60 % erst freigegeben werden, wenn die NASA die ursprünglich getroffene Vereinbarung bestätigt.

Das Wissenschaftsprogramm bildet das Rückgrat der ESA-Programme – seine äußerst erfolgreichen Missionen verleihen Europa weltweit eine führende Position in der Weltraumwissenschaft. Auf der Tagung wurde sichergestellt, daß das Wissenschaftsprogramm auch künftig als Flaggschiff Europas zu unserer wissensbasierten Gesellschaft beiträgt.

Nachrichtensatelliten tragen maßgeblich zur Verbesserung unseres täglichen Lebens bei, und Europa stellt weltweit bereits mehr als ein Viertel aller kommerziellen Plattformen bereit. Auf einem sich rasch wandelnden Markt wird das fortlaufende ARTES-Programm neue Dienste vorbereiten und den weiteren kommerziellen Erfolg gewährleisten.

 

Engere Beziehungen zwischen der ESA und der Europäischen Kommission

Europa muß nun das strategische Potential der Weltraumtechnik zur Verwirklichung seiner wissenschaftlichen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Ziele effizienter nutzen. Dem haben die Minister in Edinburgh durch die Erneuerung und Stärkung des Auftrags an die ESA, ihre Verbindungen zur Europäischen Union zu vertiefen, Rechnung getragen.

Die Verknüpfung der politischen Ziele der Europäischen Union mit den Fähigkeiten der Europäischen Weltraumorganisation wurde vor einigen Jahren eingeleitet. Die ESA bemüht sich zunehmend um engere Zusammenarbeit mit der Europäischen Union, damit die Raumfahrt unmittelbarer in den Dienst der europäischen Bürger gestellt werden kann. Um die Raumfahrt in das Blickfeld der höchsten politischen Ebene in Europa zu rücken, bereiten die ESA und die EU die Entwicklung und Umsetzung einer europäischen Weltraumpolitik vor. Die Fundamente dieser Politik wurden im November vergangenen Jahres gelegt, als die Räte der ESA und der EU eine gemeinsame europäische Strategie für die Raumfahrt gebilligt haben.

Mit der Erweiterung Europas wächst auch die ESA: Der jüngste Beitritt Portugals, das von Griechenland bekundete Interesse an einer Mitgliedschaft in der Organisation und die sich vertiefende Zusammenarbeit mit mittel- und osteuropäischen Staaten sind Beispiele für die anhaltende Dynamik der ESA und ihrer Programme.

Die Zusammenarbeit beschränkt sich indes nicht auf Europa. Im vergangenen Jahr wurde das langjährige Kooperationsabkommen mit Kanada erneuert, und die gemeinsame Arbeit mit den Vereinigten Staaten bei einer Reihe von Vorhaben wurde ausgeweitet. Japan und die ESA arbeiten bei der Erdbeobachtung und in der Wissenschaft eng zusammen. Die bestehende Zusammenarbeit mit Rußland soll in Bereichen, die für Europa von Vorteil sind, ausgebaut werden. Auf dem Programm der ESA stehen ferner Projekte unter Beteiligung aufstrebender Raumfahrtnationen, vor allem im asiatisch-pazifischen Raum und in Lateinamerika.

Herausragende Weltraumprogramme sind nur möglich mit einer starken Technologiebasis; diese bildet den Schlüssel zur weltweiten Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie. Die Minister hoben hervor, daß die entwickelte Weltraumtechnologie durch geeignete Maßnahmen wie den Transfer in raumfahrtfremde Bereiche im größtmöglichen Umfang zum Vorteil Europas eingesetzt werden sollte.

Außerdem würdigten die Minister die Bemühungen der ESA, Kommunikations- und Bildungsprogramme zu koordinieren und Karrieremöglichkeiten für die jüngere Generation zu fördern. Abschließend forderten sie die ESA auf, den europäischen Bürgern den Nutzen der weltraumgestützten Forschung in Europa stärker bewußt zu machen.

Hinweis für die Redaktionen

Weitere Hintergrundinformationen sind der ESA-Presseinformation Nr. 10 vom 7. November 2001 und der Webseite der ESA unter http://www.esa.int zu entnehmen.

Nähere Auskunft erteilt:
ESA Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Referat Medienbeziehungen
Tel.: +33 (0)1 53 69 71 55
Fax: +33 (0)1 53 69 76 90

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Presseinformation no. 10