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Weltraumstaub
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Staubsaugen mit Raumfahrttechnologie

06/09/2011 1378 views 1 likes
ESA / Space in Member States / Austria

Es gibt wohl kein Fleckchen, das moderner Raumfahrttechnologie unzugänglich wäre - von der Marsatmosphäre bis zu den schwer zu reinigenden Winkeln unter dem heimischen Sofa. So ist beispielsweise gesteigerte Sauberkeit im Haushalt ein Nebenprodukt der Weltraumforschung, das wir konkret der Suche nach Weltraumstaub verdanken.

Wir befragen dazu den österreichischen Wissenschaftler Dr. Heinrich Iglseder, dessen Technik zur Untersuchung von Staub im Weltraum nunmehr in einem höchst effizienten Miele-Staubsauger Anwendung findet.

„Staubpartikel im Weltraum lassen wichtige Rückschlüsse auf die Entstehung von Materie im Kosmos zu“, so Iglseder.

Weltraumstaub-Detektor

Iglseder und sein Weltraumstaub-Detektor am Kleinsatelliten Bremsat
Iglseder und sein Weltraumstaub-Detektor am Kleinsatelliten Bremsat

Iglseder erfand einen Detektor, mit dem die chemische Zusammensetzung, die Geschwindigkeit und Flugrichtung von interstellarem Staub ermittelt werden können. Dreimal kam der Detektor bei japanischen und amerikanisch-deutschen Raumfahrtmissionen bereits zum Einsatz. Dank seines Gerätes konnten diese Missionen regelrechte „Staubfahnen“ im Weltraum ausmachen, in denen die Staubkonzentration hundert- bis tausendfach höher liegt als üblich.

Dies ist von großer Bedeutung, denn mit hohen Geschwindigkeiten umhertreibender Weltraumstaub kann an Satellitenbauteilen wie etwa Solarzellen schwere Schäden verursachen.

Darüber hinaus sprechen weitere Gründe für die Erforschung von Weltraumstaub: „Interstellare Partikel sind der Ursprung menschlichen Lebens“, so Iglseder.

Gesundheitsgefährdung durch Staub

Japanische Raumsonde Nozomi mit Weltraumstaub-Detektor
Japanische Raumsonde Nozomi mit Weltraumstaub-Detektor

Hier auf der Erde kann Staub - insbesondere menschengemachter Feinstaub, etwa aus Dieselmotoren - unsere Gesundheit erheblich gefährden.

"Freunde, die unter Allergien leiden, suchten mich auf und fragten mich, ob ich gegen dieses Problem nicht etwas unternehmen könnte“, erzählt Iglseder.

So machte er sich an die Erforschung einer möglichen Verringerung der Hausstaubmenge und stieß dabei auf die größten Verursacher dieses Problems: Teppiche.

Anpassung des Weltraumstaub-Sensors für einen Staubsauger
Anpassung des Weltraumstaub-Sensors für einen Staubsauger

„In Teppichen sammeln sich Gifte wie Blei und Cadmium, Schadstoffe und krebserregende Substanzen an. Für eine hygienische Umgebung ist eine gründliche Reinigung von Bodenbelägen unerlässlich“.

Daher passte Iglseder seinen Weltraumstaub-Sensor für einen handelsüblichen Staubsauger an. Verschiedenfarbige Leuchtzeichen melden, ob der gesaugte Bereich bereits staubfrei ist oder weiter bearbeitet werden muss.

Miele baute diesen Allergotec-Hygienesensor in den Medicair-Staubsauger ein, der speziell auf die Bedürfnisse von Allergikern ausgerichtet ist.

„Grün“ bedeutet staubfrei

Haushaltsreinigung mit einem angepassten Weltraumstaub-Sensor
Haushaltsreinigung mit einem angepassten Weltraumstaub-Sensor

Der Sensor sitzt im Ansaugstutzen des Staubsaugers und misst die vorbeiströmende Staubmenge. Eine „Ampel“ an der Düse zeigt rot für „noch zu viel Staub“, orange bei „mittlerer“, gelb bei „leichter“ Staubbelastung und schließlich grün, wenn kein Staub mehr vorhanden ist.

„Dank des Sensors erkennt man, dass manche Bereiche bereits nach dem ersten oder zweiten Durchgang sauber sind. An anderer Stelle sind vielleicht fünf oder sechs Durchgänge nötig.

Grünes Licht zeigt vollständige Staubentfernung an
Grünes Licht zeigt vollständige Staubentfernung an

„Das ist wirklich praktisch“, so Miele-Pressesprecherin Reinhild Portmann über die direkt aus den Weiten des Weltraums übernommene Technik. „Auf diese Weise wird objektiv messbar, wie sauber ein Boden tatsächlich ist“.

Frank M. Salzgeber, Leiter des ESA-Büros für das Technologietransferprogramm, fügt hinzu: „Damit es in Österreich in Zukunft noch häufiger zu solchen Transfers aus der Weltraumtechnik in andere Bereiche kommt, arbeiten wir jetzt gemeinsam mit der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft an einer landesweiten Initiative für Technologietransfer“.

„Ich hoffe, dass wir schon bald auf weitere, spannende Projekte und innovative Transfers bei österreichischen Firmen stoßen“.

Weitere Informationen zum Technology Transfer Programme der ESA sowie zu den National Technology Transfer Initiatives gibt es auf der ESA TTP website.

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