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Philaes Landezone - Aufnahme vom 30.10.2014
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„Landeplatz J“ heißt jetzt Agilkia

04/11/2014 1509 views 9 likes
ESA / Space in Member States / Germany

Die Stelle, an der Philae, das Landegerät der Rosetta-Mission, auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko der Planung zufolge am 12. November aufsetzen wird, hat nun einen Namen: Agilkia. 

Die bislang als „Landeplatz J“ bezeichnete Stelle trägt ab sofort den Namen der südägyptischen Nilinsel Agilkia. Während des Baus des Assuan-Staudamms Ende des 20. Jahrhunderts wurden einige antike ägyptische Gebäude, darunter auch der Isis-Tempel, von der Insel Philae auf die Insel Agilkia versetzt, da erstere weitgehend überschwemmt wurde.

Eine Jury bestehend aus Mitgliedern des Philae-Kontrollkomitees besiegelte die Namenswahl nach einem öffentlichen Wettbewerb, zu dem die ESA gemeinsam mit den deutschen, französischen und italienischen Raumfahrtagenturen vom 16.-22. Oktober aufgerufen hatte.

Agilkia war einer der meist vertretenen Einsendungen – über 150 Teilnehmer schlugen diesen Namen vor. Als Hauptgewinner ernannte die Jury den Franzosen Alexandre Brouste, der daraufhin eingeladen wurde, die Landung vor Ort im ESA-Kontrollzentrum ESOC in Darmstadt live mitzuverfolgen.

Wenngleich die Namenswahl ein nicht ganz so schwieriges Unterfangen darstellt wie die Navigation von Rosetta und Philae auf ihrem Weg zum Kometen, so fiel sie doch alles andere als leicht. Innerhalb von nur einer Woche erhielt die Jury über 8.000 höchst kreative und kulturell vielfältige Vorschläge aus 135 Ländern.

„Die Entscheidung ist uns in der Tat nicht leicht gefallen. Wir haben eine Vielzahl an fantastischen Namensvorschlägen für Landeplatz J erhalten und wir waren überaus erfreut über den enthusiastischen Beitrag aus aller Welt. Wir möchten allen Teilnehmern ganz herzlich für die Einsendung Ihrer großartigen Ideen danken.“, sagt Prof. Felix Huber, Vorsitzender des Kontrollkomitees im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Die Namensvorschläge wurden in vielen verschiedenen Sprachen eingereicht, von antik über modern bis hin zu Esperanto. Dazu kamen einige interessante Abkürzungen, kuriose Zahlenfolgen und auch lautmalerische Wörter.

Die Einsendungen umfassten eine unendliche Vielfalt an Kategorien – von abstrakten Konzepten bis hin zu Namen von Orten auf der Erde. Wie auch der Hauptgewinner schlugen viele Teilnehmer Namen ägyptischen Ursprungs vor, passend zu Rosetta und Philae, die bereits nach historischen Meilensteinen in der Entzifferung heiliger und uralter ägyptischer Hieroglyphen benannt worden waren.

Viele der Namensvorschläge standen in Verbindung mit der Entdeckungsgeschichte unseres Planeten – einer Reise ins Unbekannte, wie auch Rosetta und Philae sie bestreiten. Teilnehmer empfahlen Namen aus der Mythologie aus aller Welt, zum Beispiel von Göttern und Göttinnen des Wassers, der Fruchtbarkeit, des Lebens und der Entstehung, die alle in engem Zusammenhang mit den fundamentalen Forschungen stehen, mit der sich die Rosetta-Mission befasst.

Viele Namensvorschläge beriefen sich auf die Geschichte unseres Planeten

Andere Namen beriefen sich auf die Ur- und Frühgeschichte, andere wiederum auf historische Meilensteine der Wissenschaft, insbesondere auf die Geschichte unseres Wissens über Kometen.

Auch der Fortschritt des Weltraumzeitalters wurde von vielen Teilnehmern gewürdigt und es gab einige Namen aus dem Science-Fiction-Bereich, die unter anderem die Werke von Jules Verne, Arthur C. Clarke und Douglas ehrten.

Zu den weiteren Vorschlägen zählten die Namen fiktiver Figuren aus Film, Fernsehen, Literatur und Musik, ja sogar der virtuellen Astronauten des beliebten Online-Weltraumsimulationsspiels Kerbal Space Program (KSP).

Eine Vielzahl an Einsendungen würdigte die Rosetta-Mission als ein Vorhaben, dessen Erfolg der Zusammenarbeit vieler europäischer Länder zu verdanken sei, während wieder andere sich auf ihre bahnbrechenden technischen und wissenschaftlichen Leistungen beriefen.

Selbstverständlich gab es auch unzählige lustige Vorschläge, die unter anderem auf die Ähnlichkeit des Kometenkerns mit einer Gummi-Ente, einer Kartoffel oder sogar der beliebten Cartoon-Figur Snoopy anspielten.

Schlussendlich fiel die Wahl auf Agilkia, den Namen, den die ESA und ihre Missionspartner ab sofort offiziell für die Landestelle von Philae verwenden werden.

„Der Name könnte nicht passender sein“, sagte ESAs Rosetta-Missionsleiter Dr. Fred Jansen. „Die Versetzung der Tempelanlagen von der Insel Philae auf Agilkia war ein äußerst gewagtes technisches Unterfangen in den 1960er und 1970er Jahren, durch das bedeutende archäologische Zeugnisse unserer antiken Geschichte erhalten werden konnten.“

„In acht Tagen wird Philae vom Orbiter abgekoppelt, um auf Agilkia zu landen. Am 12. November werden wir einen einzigartigen Landungsversuch auf dem Zielkometen unternehmen, ein bislang einzigartiges und äußerst ambitioniertes Wagnis, mit dem wir manches Rätsel des Ursprungs unseres Lebens zu entschlüsseln hoffen.“

Über die Landung

 
Rosetta wird Philae am 12. November, in einer Entfernung von rund 22,5 Kilometer zum Kometenkern, um 09:35 Uhr MEZ, abkoppeln, woraufhin der Lander etwa sieben Stunden später auf dem Landeplatz Agilkia aufsetzen wird.

Unter Berücksichtigung der Signallaufzeit zwischen Rosetta und der Erde wird die Landebestätigung am 12. November um etwa 16:00 Uhr GMT bzw. 17:00 Uhr MEZ erwartet.

Die Liveübertragung der wichtigsten Pro- und Kontra-Entscheidungen in der Nacht vom 11. auf den 12. November und von Ereignissen während des 12. Novembers sind auf ESA TV, den Websites aller Partner sowie auf Twitter (#CometLanding) zu verfolgen. Presseinformationen in Echtzeit, rund um die Nacht der Landung, können auf www.esa.int/rosetta und www.dlr.de abgerufen werden.

Mehr über Rosetta 
Rosetta ist eine Mission der ESA, an der sich ihre Mitgliedstaaten und die NASA beteiligen. Das Landegerät Philae wird von einem Konsortium unter Leitung von DLR, MPS, CNES und ASI bereitgestellt. Rosetta ist die erste Mission überhaupt, die einen Kometen in nächster Nähe umkreist, diesen auf seinem Flug um die Sonne begleitet und ein Landegerät auf seiner Oberfläche absetzt.

Weitere Informationen zu Rosetta: www.esa.int/rosetta

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