Lebenslauf Thomas Reiter
ESA Direktor für Bemannte Raumfahrt und Missionsbetrieb, deutscher ESA-Astronaut
Persönliche Daten
Thomas Reiter wurde am 23. Mai 1958 in Frankfurt/Main geboren, ist verheiratet und hat zwei Söhne. Seine Hobbys sind Fechten, Badminton, Gitarre spielen und Kochen.
Diplomingenieur der Luft- und Raumfahrttechnik
Thomas Reiter ist Diplomingenieur der Luft- und Raumfahrttechnik und General der Luftwaffe. 1977 erlangte er am Goethe-Gymnasium in Neu-Isenburg das Abitur, schloss im Dezember 1982 sein Studium der Luft-und Raumfahrttechnik an der Universität der Bundeswehr in München ab und absolvierte im Dezember 1992 die Empire Test Pilots School (ETPS) in Boscombe Down, England.
Testpilot
Nach der Ausbildung zum Jet-Piloten auf der Luftwaffenbasis Sheppard in Texas/USA war Thomas Reiter im Jagdbombergeschwader 43 in Oldenburg stationiert. Zwischen 1990 und 1992 folgte die Ausbildung zum Testpiloten, unter anderem an der englischen Testpilotenschule ETPS in Boscombe Down. Seine Flugerfahrung beläuft sich auf mehr als 2000 Stunden in über 15 verschiedenen Typen von militärischen Kampfflugzeugen.
Europäischer Astronaut
1992 wurde er in das im Europäischen Astronautenzentrum (EAC) in Köln ansässige Astronautenkorps der ESA berufen.
Euromir 95 Mission
Nach Abschluss der Grundausbildung erfolgte seine Auswahl für die Mission 'Euromir 95'. Die entsprechende Ausbildung hierfür begann im August 1993 in Swjosdny Gorodok ('Sternenstädtchen') in der Nähe von Moskau. Hier wurde er für den Einsatz als Bordingenieur auf der Raumstation MIR , für Außenbordeinsätze im freien Weltraum sowie für die Bedienung der Sojus-Kapsel ausgebildet. Das Training des wissenschaftlichen Programms der Mission 'Euromir 95' wurde hauptsächlich unter Federführung des EAC durchgeführt.
Im März 1995 wurde Thomas Reiter zum Bordingenieur für die bis dahin längste bemannte ESA- Weltraummission 'Euromir 95' nominiert. Im Rahmen dieser Mission führte er zwei Außenbordeinsätze (Extra Vehicular Activity, EVA) durch.
Zwischen Oktober 1996 und Juli 1997 absolvierte Reiter die Ausbildung für das Rendezvous-Manöver und Andocken an die Raumstation sowie für die Rückkehr aus dem Orbit zur Erde mit dem Raumfahrzeug Sojus-TM.
Ihm wurde das russische Zertifikat als 'Soyuz Return Commander' verliehen, welches ihn dazu berechtigt, eine Sojus-Kapsel mit drei Besatzungsmitgliedern während ihrer Rückkehr aus dem Weltraum zu steuern.
Kommandeur bei der Bundeswehr
Von September 1997 bis März 1999 war Reiter Kommandeur der Fliegenden Gruppe eines Tornado-Jagdbombergeschwaders der Deutschen Luftwaffe. Derzeit ist er von der Bundeswehr beurlaubt.
Rückkehr zur ESA
Nach seiner Rückkehr zur ESA unterstützte er das ATV-Team, arbeitete an dem Robotikprojekt 'ERA' mit und setzte von Juni 1999 bis März 2000 im russischen Kosmonautenausbildungszentrum im "Sternenstädtchen" sein Training für die russischen Segmente der Internationalen Raumstation fort. Von September 2001 bis September 2004 arbeitete Thomas Reiter im 'Columbus' Projektteam an der Vorbereitung des europäischen Forschungsmoduls.
Astrolab Mission 2006
Von Juli bis Dezember 2006 nahm Reiter an der Mission 'Astrolab' teil und führte im Rahmen dieser Mission eine Reihe von europäischen wissenschaftlichen Experimenten im Weltall durch. Gleichzeitig war er Flugingenieur der Internationalen Raumstation ISS.
Thomas Reiter ist der ESA-Astronaut mit der längsten Gesamt-Aufenthaltszeit im Weltraum. Er hat genau 350 Tage, 4 Stunden und 55 Minuten im All verbracht und dabei mehrere Außenbordeinsätze durchgeführt. Außerdem war er das erste nicht-amerikanische und nicht-russische Mitglied der permanenten ISS-Besatzung
DLR Vorstand für Raumfahrtforschung und -technologie
Vom 1. Oktober 2007 bis zum 15. April 2011 war Thomas Reiter Mitglied des Vorstands des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und verantwortlich für den Bereich Raumfahrtforschung und -technologie. In dieser Zeit hat er sich im Rahmen der Raumfahrtforschung insbesondere der wissenschaftlichen Nutzung der Internationalen Raumstation ISS, Satellitenmissionen zur Erforschung des Weltalls aber auch der Erdbeobachtung gewidmet. Für ihn stand der Ausbau der deutschen Kompetenzen in diesem Bereich im Mittelpunkt seiner Arbeit.
ESA Direktor für Bemannte Raumfahrt und Missionsbetrieb
Seit dem 1. April 2011 ist Thomas Reiter Leiter der neuen ESA Direktion für Bemannte Raumfahrt und Betrieb mit Sitz in Darmstadt. Er verantwortet Europas Beitrag zur Internationalen Raumstation ISS, die ESA-Aktivitäten im Bereich der bemannten Raumfahrt, den Betrieb bemannter und unbemannter Raumfahrzeuge sowie des Bodensegments.
Auszeichnungen
Im März 2009 wurde Thomas Reiter zum Brigadegeneral ernannt. Am 28. Juni 2010 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität der Bundeswehr München verliehen. Er ist zudem Träger des großen Bundesverdienstkreuzes und weiterer Ehrungen.