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So sah Rosettas OSIRIS-Kamera den Zielkometen 67P am 4. Juni
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Rosettas Komet ist wieder eingenickt

24/06/2014 1202 views 13 likes
ESA / Space in Member States / Germany

Das neue Bild, das die Rosetta-Sonde von ihrem Zielkometen funkte, hat die Forscher überrascht: Die schon vor Wochen beobachtete Aktivität des Kometen ist zum Erliegen gekommen. Es scheint, als würde der Himmelskörper ein Schläfchen einlegen.

Das jüngste Bild des Kometen 67P/Churyumov–Gerasimenko hat Rosetta am 4. Juni aufgenommen, der Abstand zwischen Sonde und Zielkomet betrug 430.000 Kilometer. Für die Forscher ist die Aufnahme eine Überraschung: 67P präsentiert sich auf der neuen Aufnahme völlig inaktiv. Die Wolke aus Gas und Staub, welche Rosettas OSIRIS-Kamera bereits früher abgelichtet hatte, ist auf diesem Foto wieder verschwunden. Außerdem hat die Helligkeit des Kometen deutlich abgenommen.

Zielkomet zeigt schwankende Aktivität

Am 30. April war 67P schon deutlich aktiver: Die Koma des Kometen, der knapp unterhalb der Bildmitte erkennbar ist, maß etwa 1300 Kilometer im Durchmesser. Links oben der Kugelsternhaufen M 107.
Am 30. April war 67P schon deutlich aktiver: Die Koma des Kometen, der knapp unterhalb der Bildmitte erkennbar ist, maß etwa 1300 Kilometer im Durchmesser. Links oben der Kugelsternhaufen M 107.

Inzwischen hat sich Rosetta ihrem Ziel weiter genähert, weniger als die Hälfte der Distanz Erde-Mond trennen nun Raumsonde und Komet. „67P ist zum Greifen nah und lehrt uns, das Unerwartete zu erwarten“, so Holger Sierks vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, Leiter des OSIRIS-Teams. „Nachdem wir bereits Zeugen der einsetzenden Aktivität geworden waren, zeigen unsere aktuellen Bilder einen Kometen im Ruhestand“, so der Göttinger Forscher.

 

Zwar ist es nicht ungewöhnlich, dass Kometen mal mehr und mal weniger aktiv sind. Aber mit Rosettas Bildern können die Wissenschaftler nun erstmals die beginnende Staubproduktion fast kontinuierlich aus der Nähe verfolgen. Die Koma eines Kometen entwickelt sich, wenn dieser auf seiner Umlaufbahn der Sonne näher kommt. Dann bewirkt die Sonnenwärme, dass gefrorene Gase von der Oberfläche des Kometenkerns sublimieren, also direkt vom eisförmigen in den gasförmigen Zustand wechseln und sich ins Weltall verflüchtigen. Das Gas reißt dabei winzige Staubpartikel mit ins All. Schließlich sorgt der Sonnenwind dafür, dass sich aus dem ausgestoßenen Material ein langer Schweif bildet.

Der genaue Zeitpunkt des Beginns dieses Prozesses ist jedoch schwer vorauszusagen. Denn Kometenkerne bestehen aus locker zusammengesetztem Eis, Staub und Gestein, zudem sind sie unregelmäßig geformt. Rosettas Beobachtungen zwischen April und Juni zeigen, wie schnell sich die Bedingungen auf einem Kometen ändern können.

Messungen haben bereits begonnen

Seit dem Aufwecken von Rosettas Instrumenten haben die Bordkameras immer wieder Fotos des Kometen gemacht. Diese Bilder sind eine wichtige Informationsbasis, welche die Experten im Darmstädter Kontrollzentrum ESOC in die Lage versetzt, mit mehreren Bahnkorrektur-Manövern den Abstand zwischen Rosetta und 67P soweit zu verringern, dass Anfang August das geplante Rendezvous stattfindet. Heute, sechs Wochen vor dem Rendezvous, trennen die beiden noch rund 165.000 km. Manche Bordinstrumente haben bereits begonnen, Daten über die schwankende Aktivität und die Umgebung des Kometen zu sammeln. Beispielsweise misst Rosetta die Rate, mit der Wasser und Gase wie Kohlendioxyd vom Kometenkern ausgestoßen werden. So können sich die Forscher ein Bild machen, aus welchen Substanzen die Oberfläche und das Innere des Kometen bestehen. Auch die Plasmaumgebung von 67P kann mithilfe der sich entwickelnden Koma und deren Wechselwirkung mit dem Sonnenwind analysiert werden. Später, wenn die Sonde sich noch weiter dem Kometen genähert hat, werden die Mini-Labore an Bord in Aktion treten: Sie sollen eingesammelte Gas- und Staubproben analysieren.

Das erste Bild, dass je vom Kern eines Kometen (Komet Halley) aufgenommen wurde, stammt von Rosettas Vorgänger Giotto (1986)
Das erste Bild, dass je vom Kern eines Kometen (Komet Halley) aufgenommen wurde, stammt von Rosettas Vorgänger Giotto (1986)

„Es ist phantastisch nun regelmäßig wissenschaftliche Daten von Rosetta zu erhalten, nach der langen, zehnjährigen Anflugphase zum Kometen“, sagt ESA-Projektwissenschaftler Matt Taylor vom ESTEC-Zentrum im niederländischen Noordwijk. „Die veränderliche Aktivität zeigt, dass 67P seine ganz eigene Persönlichkeit hat. Alle im Team sind gespannt, mehr über seine Eigenarten zu erfahren.“ Der vier Kilometer große Kometenkern nimmt auf dem aktuellen Foto lediglich einen Bildpunkt ein, auf der 67 Sekunden belichteten Aufnahme sind deshalb keine Details zu erkennen. Bald schon wird sich diese Situation jedoch ändern: Anfang Juli wird der Kern fünf Pixel auf den Bildern ausmachen, einen Monat später wird er bereits auf 500 Pixel angewachsen sein. Das nächste Bild ist etwa für den 3. Juli zu erwarten. Danach sollen Fotos in wöchentlichem Rhythmus bis zum Rendezvous am 6. August publiziert werden. Sie werden in der Rosetta-Bildgalerie und auf dem Rosetta-Missions-Blog veröffentlicht.

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