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ESA's Test-Bed Telescope 2 at sunset at ESO's La Silla Observatory in Chile
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Neues ESA-Teleskop in Südamerika soll gefährliche Asteroiden aufspüren

27/04/2021 558 views 5 likes
ESA / Space in Member States / Germany
  • Das zweite Test-Bed Telescope der ESA hat zum ersten Mal das Licht des Weltraums erblickt.
  • Es wird dabei helfen, Asteroiden zu entdecken, die der Erde gefährlich werden könnten.
  • Dieses Teleskop ist ein wichtiger Schritt zur Vorbereitung des von ESA geplanten Flyeye-Teleskopnetzwerks.
  • Es steht im La-Silla-Observatorium der Europäischen Südsternwarte in Chile.

Das zweite Test-Bed Telescope der ESA, das im La-Silla-Observatorium der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile installiert wurde, ist nun zum allerersten Mal genutzt worden, um in den Weltraum zu schauen.

Das Teleskop, kurz „TBT2“ genannt, da es das zweite seiner Art ist (das erste wurde von ESA in Spanien aufgestellt), ist ein Gemeinschaftsprojekt mit ESO und wird den Himmel nach erdnahen Objekten, die unserem Heimatplaneten gefährlich werden könnten, absuchen. Dafür wird das 56-Zentimeter-Teleskop in Koordination mit seinem identischen Partnerteleskop, das an der ESA-Bodenstation in Cebreros installiert ist, arbeiten.

„Das Projekt ist ein Test, um zu demonstrieren, welche Kapazitäten zum erfolgreichen Entdecken sowie zur anschließenden Nachverfolgung erdnaher Objekte benötigt werden“, sagt Clemens Heese, Leiter der Abteilung Optiktechnologie bei ESA und TBT-Projektleiter.

Erstes Licht mit dem Test-Bed-Teleskop der ESA in La Silla
Erstes Licht mit dem Test-Bed-Teleskop der ESA in La Silla

„Die Teleskope selbst sind ziemlich standardmäßig ausgestattet. Sie werden uns ermöglichen, Algorithmen sowie Methoden zum Betrieb und zur Datenverarbeitung aus der Ferne zu entwickeln und zu testen. Diese werden wir dann in unserem zukünftigen Flyeye-Teleskopnetzwerk nutzen, um automatisierte, nächtliche Beobachtungen des gesamten Himmels durchzuführen.“

Es war eine große Herausforderung, das Teleskop in La Silla mitten in der COVID-19-Pandemie zu installieren und erstmalig in Betrieb zu nehmen. Nur der außergewöhnliche Einsatz und das große Engagement aller Beteiligter machte dies möglich. Vor Ort in Chile galten besondere Vorschriften, um die Sicherheit aller zu gewährleisten.

Sehen Sie sich den ESOCast 237 der Europäischen Südsternwarte ESO an, um mehr über das Test-Bed-Teleskop der ESA zu erfahren:

Unwillkommene Besucher

Das Test-Bed Telescope 2 der ESA
Das Test-Bed Telescope 2 der ESA

Uns sind derzeit über 900.000 Asteroiden in unserem Sonnensystem bekannt; etwa 25.000 gelten als erdnahe Objekte, ihre Orbits führen sie also in die Nähe unseres Heimatplaneten. Über 1.000 dieser Objekte stehen auf der ESA-Risikoliste. Diese müssen wir fest im Blick behalten und kontinuierlich beobachten.

Dabei sind größere Objekte einfacher auszumachen. Zudem sind die Orbits großer Asteroiden bereits ausführlich erforscht. Kleine und mittelgroße Objekte treten zwar wesentlich seltener im Sonnensystem auf, können aber trotzdem erhebliche Schäden verursachen.

„Um das Risiko potenziell gefährlicher Objekte im Sonnensystem abschätzen zu können, müssen wir die Objekte zuerst einmal zählen“, erklärt Ivo Saviane, Betriebsleiter im La-Silla-Observatorium der ESO. „Das TBT-Projekt bringt uns dem einen Schritt näher.“

Flyeye: die Nachtwache

Derzeit nutzen Astronomen traditionelle Teleskope mit engem Sichtfeld, um gefährliche Objekte im Sonnensystem zu jagen. Aber diese Teleskope können jeweils nur ein kleines Stück Himmel beobachten, was den gesamten Prozess langsam und mühsam macht.

Auf der ganzen Welt wird daran gearbeitet, diese Jagd zu beschleunigen und zu verbessern. ESA trägt ihren Teil dazu bei, indem sie das Flyeye-Teleskop entwickelt. Sein von Insekten inspiriertes Design erweitert das Sichtfeld erheblich. So kann das Teleskop schneller größere Bereiche des Himmels abdecken als herkömmliche Typen.

Observation: Flyeye-Teleskopen
Observation: Flyeye-Teleskopen

In der Zukunft soll ein Netzwerk solcher Flyeye-Teleskopen jede Nacht den Himmel nach gefährlichen Objekten absuchen, solche, die drohen, auf der Erde einzuschlagen, automatisch markieren und die Forscher am darauffolgenden Morgen dann auf diese aufmerksam machen. Das erste Flyeye-Teleskop wird derzeit gebaut und soll im Jahr 2022 auf einem Berggipfel auf der italienischen Insel Sizilien installiert werden.

Das Netzwerk wird vollständig automatisiert. Eine entsprechende Software wird die Planung und Durchführung der Observationen koordinieren sowie etwaige bedrohliche Entdeckungen aufzeigen.

Die gesammelten Daten werden dann an das Minor Planet Center weitergeleitet, wo sie Folgebeobachtungen auslösen, um die Orbits dieser erdnahen Objekte besser verstehen und letztlich berechnen zu können, wie groß das jeweilige Risiko eines Einschlags ist.

Das Test-Bed Telescope in La Silla soll noch dieses Jahr seinen Regelbetrieb aufnehmen.

Das ESA-Test-Bed Teleskop 2 in La Silla
Das ESA-Test-Bed Teleskop 2 in La Silla

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