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Antriebsmodul und ICC werden vereinigt
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7. Zimmerservice im Orbit

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ESA / Space in Member States / Germany

„Jules Verne“ wird die schwierigste und komplexeste der bislang fünf geplanten ATV-Missionen sein, sie ist vom Charakter her ein Testflug. Zwischen Start und Kopplung liegen mehrere Wochen, denn die Raumfahrtingenieure wollen zunächst einmal alle Bordsysteme unter realen Bedingungen ausgiebig testen. John Ellwood, ATV-Projektmanager der ESA erklärt die große Zeitspanne: „Wir möchten eine gewisse Flexibilität für die verschiedenen Testmanöver beibehalten, die während des Anflugs durchgeführt werden. Tatsächlich lassen wir das ATV vor der ISS ein kleines ‘Tänzchen’ hinlegen, um demonstrieren zu können, wie präzise alles abläuft.“ Hierzu gehören auch zwei „virtuelle Kopplungen“, bei denen sich „Jules Verne“ der Raumstation zunächst einige Hundert und dann auf weniger als Hundert Meter nähert. Erst wenn beide Tests erfolgreich abgeschlossen sind steht beim dritten Anflug die lang ersehnte Kopplung auf der Tagesordnung.

Die bunte Fracht von „Jules Verne“

Zwei Monate hat das Betanken und Beladen des ersten Raumtransporters in Kourou gedauert. Vor der Beladung der trockenen Fracht musste das ICC-Druckmodul desinfiziert worden, um jegliches Risiko einer Gefährdung der ISS-Besatzung durch irdische Krankheitserreger auszuschließen. Danach wurde das Frachtmodul mit einer breiten Palette verschiedener Güter beladen.
Hierzu gehören u.a. 500 Kilogramm Lebensmittel für die ISS-Crew, 80 Kilogramm Bekleidung und Ersatzteile für das Forschungslabor Columbus, diverse Materialien der NASA sowie einige symbolhafte Gegenstände, wie eine Prachtausgabe von Jules Vernes Roman „Von der Erde zum Mond" aus dem 19. Jahrhundert und zwei Originalmanuskripte des französischen Sciencefiction-Autors, allesamt Leihgaben der „Bibliothèques d´Amiens Métropole“. Souvenirjäger und Sammler werden sich über Ersttagsbriefe mit Spezialstempeln freuen, die die Echtheit der geflogenen Erinnerungsstücke bestätigen. Insgesamt wurden 1342 Kilogramm trockene Fracht an Bord gebracht.

In die Tanks von „Jules Verne“ wurden verschiedene Gase und Flüssigkeiten gepumpt:

  • 5858 Kilogramm Antriebs-Treibstoffe für die Jules-Verne-Mission und die Bahnanhebung der ISS,
  • 856 Kilogramm Treibstoffe zum Transfer in das Lageregelungssystem der ISS,
  • 39 Kilogramm Helium zur Druckbeaufschlagung der Treibstofftanks.
  • 19,2 Kilogramm reiner Sauerstoff sowie
  • 280 Liter „russisches“ Trinkwasser

Russisches und amerikanisches Wasser

Die Module des ATV müssen vor dem Start ausbalanciert werden
Die Module des ATV müssen vor dem Start ausbalanciert werden

Die Internationale Raumstation verfügt über vieles, nicht jedoch über ein einheitliches Wassersystem. Es mag paradox klingen, aber russisches und amerikanisches Wasser vertragen sich nicht miteinander. Daher existieren sowohl im russischen als auch im amerikanischen Segment der ISS zwei unabhängige Leitungssysteme. Russisches Wasser ist mit Mineralstoffen angereichert, amerikanisches Wasser enthält keinerlei Mineralstoffe. Um die Vermehrung von Bakterien zu verhindern, werden dem russischen Wasser Silber-, dem amerikanischen Wasser Jodionen hinzugefügt.
Die 280 Liter „russisches“ Trinkwasser, die „Jules Verne“ mitführt, kommen jedoch nicht aus Russland. Sie stammen aus einer natürlichen Quelle in Turin, dessen Qualität den russischen Wasseranforderungen am besten entspricht. Dieses Wasser wurde nach russischem Standard aufbereitet und wird später in die russischen Tanks der ISS gefüllt.
Eigentlich könnte „Jules Verne“ die dreifache Menge an Wasser mitführen, aber die Tanks der ISS sind momentan noch gefüllt, so dass nur einer der drei Wassertanks des ATV beladen wurde.

Am 13. Dezember 2007 ist die Frachtsektion verschlossen worden. Zu den ersten Menschen, die den Inhalt wieder sehen werden, gehört der französische ESA-Astronaut Léopold Eyharts, der als Mannschaftsmitglied der ISS-Expedition 16 gegenwärtig auf der Raumstation arbeitet.

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